Europaparlament billigt erstes Verteidigungsindustrieprogramm

Das Europäische Parlament hat das erste 1,5-Milliarden-Euro-Verteidigungsindustrieprogramm mit 'Kauf europäisch'-Prinzip, gemeinsamen Beschaffungen und 300 Millionen Euro für die Ukraine genehmigt.

europaparlament-verteidigungsindustrieprogramm
Image for Europaparlament billigt erstes Verteidigungsindustrieprogramm

Historische Abstimmung für 1,5 Milliarden Euro Verteidigungsinitiative

Das Europäische Parlament hat Geschichte geschrieben, indem es das erste Europäische Verteidigungsindustrieprogramm (EDIP) genehmigte – eine wegweisende Initiative im Wert von 1,5 Milliarden Euro, die darauf ausgelegt ist, die Verteidigungsfähigkeiten und die industrielle Basis der EU zu stärken. Das Programm, das mit 457 Ja-Stimmen, 148 Nein-Stimmen und 33 Enthaltungen angenommen wurde, stellt eine bedeutende Wende hin zu größerer europäischer strategischer Autonomie in Verteidigungsfragen dar.

Kernmerkmale und Budgetzuweisung

Das EDIP-Budget von 1,5 Milliarden Euro umfasst 300 Millionen Euro, die speziell für das Ukraine-Unterstützungsinstrument vorgesehen sind, das bei der Modernisierung der ukrainischen Verteidigungsindustrie und ihrer Integration mit europäischen Verteidigungssystemen helfen wird. Darüber hinaus richtet das Programm einen Fonds für die beschleunigte Transformation von Verteidigungslieferketten (FAST) mit einem indikativen Gesamtbetrag von 150 Millionen Euro durch zusätzliche finanzielle Beiträge ein.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Renew, DE), Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung, betonte die Bedeutung des Programms: 'Das EDIP markiert einen entscheidenden Schritt hin zu effizienteren, schnelleren und wirklich europäischen Verteidigungsbeschaffungen und zur Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten. Es ist darauf ausgelegt, eine dauerhafte Wirkung zu entfalten, als Referenzpunkt für künftige Initiativen zu dienen und die Art und Weise zu prägen, wie die europäische Zusammenarbeit in der Verteidigungsproduktion nach 2027 organisiert wird.'

'Kauf europäisch'-Prinzip und gemeinsame Beschaffung

Ein zentrales Merkmal des EDIP ist die Umsetzung eines 'Kauf europäisch'-Prinzips, das vorschreibt, dass Verteidigungsprodukte, die EU-Finanzierung suchen, nicht mehr als 35 % ihrer Komponenten von nicht assoziierten Drittländern beziehen dürfen. Diese Maßnahme soll die Abhängigkeit von externen Lieferanten verringern und die europäische Verteidigungsindustriebasis stärken.

Das Programm schafft einen rechtlichen Rahmen für Europäische Verteidigungsprojekte von allgemeinem Interesse, die nur dann Finanzierung erhalten, wenn mindestens vier EU-Mitgliedstaaten beteiligt sind. Die Ukraine wird ebenfalls an diesen Projekten teilnehmen können, was einen wichtigen Schritt in Richtung einer vertieften Verteidigungszusammenarbeit bedeutet.

Strategischer Kontext und politische Unterstützung

François-Xavier Bellamy (EVP, FR), Korapporteur des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie, hob die strategische Bedeutung des Programms hervor: 'EDIP ist das erste echte EU-Verteidigungsinstrument. Angesichts des groß angelegten Krieges Russlands gegen unsere Nachbarländer und der wiederholten Angriffe auf unsere eigenen Länder müssen wir unsere gemeinsamen Verteidigungssysteme stärken und Verteidigungsfähigkeiten kollektiv ausbauen. EDIP ermöglicht es uns, ein widerstandsfähigeres und souveräneres Europa durch gemeinsame Investitionen, gemeinsame Beschaffungen aus der europäischen technologischen und industriellen Verteidigungsbasis und weitere Integration der ukrainischen und europäischen Verteidigungsindustrie aufzubauen.'

Das Programm reagiert auf wachsende Sicherheitsbedenken nach der russischen Invasion in der Ukraine und stellt einen Wechsel von kurzfristigen Notfallmaßnahmen zu einem strukturelleren langfristigen Ansatz dar. Die europäische Verteidigungsindustriebasis besteht aus verschiedenen großen multinationalen Unternehmen, mittelgroßen Unternehmen und mehr als 2.000 kleinen und mittleren Unternehmen mit einem geschätzten Jahresumsatz von 70 Milliarden Euro.

Nächste Schritte und Umsetzung

Raphaël Glucksmann (S&D, FR), Korapporteur des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung, wies auf das transformative Potenzial des Programms hin: 'Dieses Programm bedeutet einen großen Schritt vorwärts für die Sicherheit des europäischen Kontinents und die Entwicklung unserer Verteidigungsindustrie. Nach Jahrzehnten gefährlicher Abhängigkeiten, die die Souveränität unserer Demokratien und den Schutz unserer Länder bedrohten, wird das EDIP-Programm die in Europa vorherrschende Importabhängigkeit umkehren. Es wird unsere industrielle Basis tatsächlich stärken, so dass wir autonom sicherstellen können, dass unsere Streitkräfte über die Mittel verfügen, um ihre Mission zu erfüllen.'

Die Gesetzgebung wartet nun auf formelle Genehmigung durch die EU-Mitgliedstaaten, bevor sie im Amtsblatt veröffentlicht wird. Das EDIP baut auf früheren Notfallmaßnahmen wie der Verordnung zur Unterstützung der Munitionsproduktion (ASAP) und dem Kurzfristinstrument für gemeinsame Verteidigungsbeschaffungen (Edirpa) auf und schafft einen umfassenden Rahmen für die europäische Verteidigungsindustriereadiness.

Das könnte ihnen auch gefallen