Die EU führt eine umfassende Führerscheinreform mit digitalen Führerscheinen, grenzüberschreitenden Sanktionen für schwere Verstöße, strengerer Ausbildung für neue Fahrer und erweitertem begleiteten Fahren durch.
Umfassende EU-Führerscheinreform zur Lösung von Verkehrssicherheitsproblemen
Die Europäische Union hat tiefgreifende Änderungen der Führerscheinregeln genehmigt, um die fast 20.000 jährlichen Verkehrstoten in der Union zu reduzieren. Das umfassende Reformpaket, das im Oktober 2025 von EU-Gesetzgebern verabschiedet wurde, führt digitale Führerscheine, grenzüberschreitende Sanktionen für schwere Verstöße und strengere Anforderungen für neue und erfahrene Fahrer ein.
Bewältigung der Verkehrssicherheitskrise
Mit 19.940 Todesfällen bei Verkehrsunfällen im Jahr 2024 laut Angaben der Europäischen Kommission verfolgt die EU weiterhin ihr ehrgeiziges 'Vision Zero'-Ziel - die Beseitigung aller Verkehrstoten und schweren Verletzungen bis 2050. 'Die Reform ist notwendig, weil sich die Welt verändert hat,' erklärte die deutsche Europaabgeordnete Jutta Paulus gegenüber dem European Newsroom. 'Wir müssen weg von 20.000 Verkehrstoten pro Jahr und diese Reform ist Teil des Pakets.'
Wichtige Änderungen für alle Fahrer
Die wichtigste Neuerung ist die Einführung EU-weiter Fahrverbote für schwere Verkehrsverstöße wie Trunkenheit am Steuer und extremes Rasen. Derzeit entgehen fast 40% der Fahrer, die ihren Führerschein in einem anderen EU-Land verlieren, der Strafe, so der italienische Europaabgeordnete Matteo Ricci. Der deutsche Europaabgeordnete Markus Ferber präzisierte jedoch, dass 'grenzüberschreitende Fahrverbote nicht für Urlauber gelten, die eine kleine Geldstrafe wegen Unkenntnis lokaler Regeln erhalten.'
Die Reform legt auch eine maximale Gültigkeitsdauer von 15 Jahren für Auto- und Motorradführerscheine fest, obwohl diese in Ländern, in denen der Führerschein als Ausweisdokument dient, auf 10 Jahre verkürzt werden kann. Im Gegensatz zu früheren Diskussionen gibt es keine obligatorischen Gesundheitskontrollen für ältere Fahrer, wobei die polnische Europaabgeordnete Elżbieta Łukacijewska feststellte, dass 'die Mitgliedstaaten volle Flexibilität bei der Bewertung der Fahrtauglichkeit behalten.'
Neue Anforderungen für Fahranfänger
Künftige Fahrer werden mit aktualisierten Ausbildungsanforderungen konfrontiert, die sich auf moderne Verkehrssicherheitsherausforderungen konzentrieren. Fahrstunden werden nun Schwerpunkte auf Ablenkung durch Handynutzung, tote Winkel, Fahrerassistenzsysteme und Interaktionen mit gefährdeten Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern legen.
Junge Fahrer erhalten eine zweijährige Probezeit mit strengeren Sanktionen für Verstöße. Die Reform erweitert auch das begleitete Fahren in der gesamten EU, sodass 17-Jährige unter Aufsicht erfahrener Erwachsener fahren dürfen. Um den Arbeitskräftemangel im Transportsektor zu bekämpfen, sinkt das Mindestalter für LKW-Fahrer von 21 auf 18 Jahre, während Busfahrer jetzt mit 21 Jahren statt mit 24 Jahren einen Führerschein machen können.
Digitale Transformation und Umsetzung
Die Gesetzgebung beschleunigt den Übergang zu digitalen Führerscheinen, die über Mobiltelefone zugänglich sind, während die Option für physische Dokumente erhalten bleibt. Laut Dokumentation des Europäischen Parlaments wird der digitale Führerschein in die Europäische Digitale Identitätsbrieftasche integriert.
Die Umsetzungsfristen variieren je nach Mitgliedstaat. Der Deutsche TÜV warnte, dass 'noch viel zu tun ist', um Führerscheine zu digitalisieren, da verschiedene Softwaresysteme von Landesbehörden verwendet werden. Unterdessen erklärte der bulgarische Vizepremierminister Grozdan Karadjov, dass sein Land bereit sei, digitale Führerscheine einzuführen, wobei das Ministerium für E-Government bereits ein solches System entwickele.
Nationale Unterschiede und Sicherheitsgefälle
Die Fortschritte bei der Verkehrssicherheit bleiben in der EU ungleich verteilt. Schweden behält die sichersten Straßen mit 20 Toten pro Million Einwohner, gefolgt von Malta (21/Million) und Dänemark (24/Million). Am anderen Ende meldeten Rumänien (78/Million) und Bulgarien (74/Million) die höchsten Sterblichkeitsraten im Jahr 2024.
Polen verzeichnete seit 2019 die größte Verbesserung mit einem Rückgang der Verkehrstoten um 35%, während Slowenien besorgniserregende Anstiege bei schweren Verkehrsverletzungen meldete, trotz relativ sicherer Straßen. Die Niederlande mit ihrer umfassenden Fahrradkultur stehen vor spezifischen Herausforderungen, da Radfahrer 39% aller Verkehrstoten ausmachen.
Die Mitgliedstaaten haben drei Jahre Zeit, um die neuen Regeln in nationales Recht umzusetzen, wobei eine vollständige Umsetzung bis 2029 erwartet wird. Dies stellt die umfassendste Führerscheinreform der EU seit Jahrzehnten dar, mit dem Ziel, die Sicherheitslücke zwischen den Mitgliedstaaten zu schließen und auf das ultimative Ziel von null Verkehrstoten hinzuarbeiten.
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