EU führt Überraschungsinspektion bei Temu in Dublin durch

EU-Aufsichtsbehörden führten eine Überraschungsinspektion im Hauptsitz von Temu in Dublin durch, um mögliche unfaire chinesische Staatsbeihilfen zu untersuchen. Die Aktion erfolgte unter neuen EU-Regeln gegen ausländische Subventionen, die unfaire Wettbewerbsvorteile bekämpfen sollen.

Europäische Kommission führt Überraschungsinspektion bei chinesischem Online-Shop durch

Die Europäische Kommission hat einen unangekündigten Besuch im europäischen Hauptsitz von Temu in Dublin, Irland, durchgeführt. Die Aktion ist Teil einer Untersuchung zu möglicher illegaler staatlicher Beihilfe aus China. Mehreren Medienberichten zufolge, darunter der Financial Times und Reuters, fand die Inspektion letzte Woche in den Büros des chinesischen Online-Händlers statt, der in kurzer Zeit zu einer der beliebtesten Shopping-Plattformen in Europa geworden ist.

Verordnung über ausländische Subventionen in Kraft

Der Besuch erfolgte auf Grundlage der EU-Verordnung gegen ausländische Subventionen, die 2023 in Kraft trat, um Marktverzerrungen durch staatliche Beihilfen für Unternehmen im europäischen Binnenmarkt zu bekämpfen. Die Regelung zielt speziell auf Nicht-EU-Unternehmen ab, die möglicherweise von unfairen staatlichen Beihilfen profitieren, was ihnen einen Vorteil gegenüber europäischen Wettbewerbern verschafft.

'Dies bedeutet eine signifikante Eskalation der EU-Aufsicht über chinesische Unternehmen in Europa,' sagte ein in Brüssel ansässiger Handelsanalyst, der anonym bleiben wollte. 'Die Kommission zeigt, dass sie bereit ist, ihre neuen regulatorischen Befugnisse zu nutzen, um die Geschäftspraktiken großer chinesischer Tech-Unternehmen zu untersuchen.'

Obwohl die Europäische Kommission bestätigte, eine 'unangekündigte Inspektion' bei einem 'Unternehmen im E-Commerce-Sektor' durchgeführt zu haben, nannte sie Temu nicht namentlich. Mehrere Quellen innerhalb der Kommission bestätigten jedoch gegenüber Medien, dass es sich tatsächlich um das chinesische E-Commerce-Unternehmen handelte.

Temus schnelle Expansion in Europa

Temu, das im Besitz des chinesischen Mutterkonzerns PDD Holdings ist, hat seit seinem Start im April 2023 ein explosives Wachstum in Europa erlebt. Nach jüngsten Daten hat die Plattform etwa 116 Millionen durchschnittliche monatliche Nutzer in der Europäischen Union. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf stark reduzierten Konsumgütern, die direkt aus China versendet werden und oft eine Zollbefreiung für Pakete mit einem Wert unter 150 Euro nutzen.

Diese Zollbefreiung ist zu einem wichtigen Streitpunkt geworden, wobei europäische Einzelhändler behaupten, dass Plattformen wie Temu und Shein dadurch einen unfairen Wettbewerbsvorteil haben. Die EU hat angekündigt, diese Befreiung Ende 2026 abzuschaffen, aber die aktuelle Untersuchung deutet darauf hin, dass die Aufsichtsbehörden nicht auf diese Frist warten, um Wettbewerbsbedenken anzugehen.

Mehrere laufende Untersuchungen

Dies ist nicht die erste regulatorische Herausforderung für Temu in Europa. Das Unternehmen wird bereits im Rahmen des EU-Digital Services Act untersucht, weil es angeblich nicht verhindert hat, dass illegale Produkte auf seiner Plattform verkauft werden. Eine separate Untersuchung befasst sich mit möglicherweise verbotenen Methoden, die die Plattform nutzt, um Kunden zum Kauf zu verleiten.

'Wir sehen ein Muster regulatorischer Bedenken bei diesen chinesischen E-Commerce-Plattformen,' bemerkte Margrethe Vestager, geschäftsführende Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für ein digitales Zeitalter, kürzlich. 'Unsere Aufgabe ist es, fairen Wettbewerb zu gewährleisten und europäische Verbraucher und Unternehmen zu schützen.'

Die Verordnung gegen ausländische Subventionen ermächtigt die Kommission, Geldbußen von bis zu 10 % des jährlichen Umsatzes eines Unternehmens bei Verstößen zu verhängen. Unternehmen, die wettbewerbsverzerrende ausländische Subventionen erhalten haben, können auch verpflichtet werden, Zugeständnisse zu machen oder Korrekturmaßnahmen umzusetzen.

Breitere EU-China-Handelskonflikte

Die Inspektion findet vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen der EU und China über Handelspraktiken statt. Europäische Hersteller beklagen sich zunehmend über billige chinesische Importe, die den Markt überschwemmen, insbesondere über E-Commerce-Kanäle. Die Untersuchung von Temu folgt auf ähnliche Kontrollen anderer chinesischer Unternehmen, darunter der Sicherheitsgerätehersteller Nuctech, der die erste formelle Untersuchung der EU zu ausländischen Subventionen durchläuft.

Chinesische Behörden haben stets bestritten, Unternehmen unfaire Subventionen zu gewähren, und behaupten, dass ihre Industriepolitik legitime Instrumente der wirtschaftlichen Entwicklung seien. EU-Beamte sind jedoch besorgt, dass staatliche Beihilfen es chinesischen Unternehmen ermöglichen, künstlich niedrige Preise anzubieten, die europäische Wettbewerber nicht erreichen können.

Temu hat sich noch nicht öffentlich zu dem Besuch geäußert. Das Büro in Dublin dient als europäischer Hauptsitz, wobei PDD Holdings auf den Kaimaninseln registriert ist, aber Dublin als Hauptsitzadresse angibt. Während die Untersuchung andauert, werden Branchenbeobachter genau verfolgen, wie sich dieser Fall entwickelt und welche Auswirkungen er auf andere in Europa tätige chinesische Unternehmen haben könnte.

Haruto Yamamoto

Haruto Yamamoto ist ein renommierter japanischer Journalist, der sich auf Technologieberichterstattung spezialisiert hat, mit besonderer Expertise in den Bereichen KI-Innovationen und Startup-Ökosysteme in Japan.

Read full bio →

You Might Also Like