USA setzt venezolanisches 'Kartell' auf Terrorliste

Die USA haben das venezolanische Kartell de los Soles als Terrororganisation eingestuft, was die Spannungen verschärft. Die Maduro-Regierung bestreitet die Existenz des Kartells und nennt den Schritt 'lächerlich'. Die USA haben ihre militärische Präsenz in der Karibik ausgebaut.

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Eskalation der Spannungen zwischen USA und Venezuela

Die Vereinigten Staaten haben das sogenannte Cartel de los Soles (Kartell der Sonnen) offiziell als ausländische terroristische Organisation eingestuft, was eine bedeutende Eskalation in den bereits angespannten Beziehungen zwischen Washington und Caracas darstellt. Dieser Schritt verleiht US-Behörden erweiterte Befugnisse zur Bekämpfung der Organisation, die nach Angaben der USA vom venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro selbst geleitet wird.

US-Außenminister Marco Rubio kündigte die Einstufung Anfang dieses Monats an und behauptete, dass 'das Sonnenkartell Venezuela im Griff hat', und erklärte, dass andere hochrangige Mitglieder von Maduros Regierung Teil der Terrorgruppe seien. Effektiv setzt diese Einstufung die gesamte venezolanische Regierung auf die US-Terrorliste.

Starke Ablehnung durch Venezuela

Die Maduro-Regierung hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen, wobei der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza die Entscheidung als 'lächerlich und absurd' bezeichnete und darauf bestand, dass das Kartell nicht existiert. Maduro hat den USA vorgeworfen, diese Eskalation als Vorwand zu nutzen, um die Kontrolle über Venezuelas enorme Ölreserven zu erlangen, die zu den größten der Welt gehören.

Die USA erkennen Maduros Regime nicht an und haben eine Belohnung von 50 Millionen Dollar für Informationen ausgesetzt, die zur Verhaftung des von ihnen so genannten 'Drogenkriminellen' Maduro führen. Dieser letzte Schritt stellt die schwerwiegendste Eskalation in den US-Venezuela-Beziehungen seit Jahren dar.

Erweiterte militärische Präsenz in der Region

Die Spannungen zwischen Venezuela und den USA haben sich seit Monaten verschärft. Seit September hat das US-Militär mehr als zwanzig Boote zerstört, von denen die Trump-Regierung behauptet, sie hätten Drogen transportiert, was zum Tod von mehr als achtzig Besatzungsmitgliedern führte.

Die USA haben auch ihre militärische Präsenz in der Karibik erheblich ausgebaut. In diesem Monat entsandte Washington den größten Flugzeugträger der Welt in die Region und erklärte, dass ihre Mission darin bestehe, 'illegale Aktivitäten in der Region aufzuspüren, zu kartieren und zu stören.' Dies markiert das erste Mal seit mehr als dreißig Jahren, dass die USA so viel militärische Macht in Südamerika einsetzen.

US-Verteidigungsminister James Hegseth erklärte letzte Woche, dass die Terror-Einstufung 'eine ganze Reihe neuer Optionen bieten wird', um Druck auf Maduro auszuüben, obwohl er sich weigerte zu spezifizieren, was diese Optionen sein könnten oder ob das US-Militär Angriffe auf Ziele in Venezuela in Erwägung zieht.

Internationale Reaktionen und Unterstützung

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro nutzte die Social-Media-Plattform X, um zu erklären, dass das Kartell nicht existiert, und nannte es 'eine fiktive Ausrede der extremen Rechten, um Regierungen zu stürzen.' Mehrere lateinamerikanische Länder mit rechten Regierungen, darunter Argentinien, Paraguay und Ecuador, sind jedoch dem amerikanischen Beispiel gefolgt und haben das Kartell auf ihre Terrorlisten gesetzt.

Die Einstufung stellt eine bedeutende Verschiebung in der US-Terrorismus-Politik dar. Zuvor hatten nur Gruppen wie ISIS und al-Qaida die Einstufung als ausländische terroristische Organisation erhalten. Seit Trump wieder an der Macht ist, hat er acht lateinamerikanische kriminelle Organisationen als Terrorgruppen eingestuft, die am Drogenhandel beteiligt sind, und erfüllt damit ein lang gehegtes Wahlversprechen.

Historischer Kontext des 'Kartells der Sonnen'

Der Begriff 'Kartell der Sonnen' tauchte erstmals in den 1990er Jahren auf und bezog sich auf die sonnenförmigen Abzeichen, die von hochrangigen venezolanischen Militärbeamten getragen wurden, die angeblich am Drogenhandel beteiligt waren. Mike LaSusa, ein Experte für organisierte Kriminalität, sagte der BBC, dass 'der Name bald für alle venezolanischen Beamten mit mutmaßlichen Verbindungen zum Drogenhandel verwendet wurde, unabhängig davon, ob sie Teil derselben Organisation waren.'

InSight Crime, eine Denkfabrik, die auf organisierte Kriminalität in Lateinamerika und der Karibik spezialisiert ist, hatte zuvor davor gewarnt, die Situation zu vereinfachen. Sie stellten fest, dass es genauer sei, das Phänomen als 'ein System der Korruption zu beschreiben, bei dem militärische und politische Beamte davon profitieren, mit Drogenhändlern zusammenzuarbeiten', anstatt als traditionelle Kartellstruktur.

Experten haben bei verschiedenen Nachrichtenorganisationen betont, dass sich das Kartell der Sonnen grundlegend von Organisationen wie dem mexikanischen Sinaloa-Kartell oder dem kolumbianischen Medellín-Kartell unterscheidet. Ein Analyst bemerkte: 'Es ist ein System von Kontakten und Beziehungen—es gibt nicht eine Person, die das Sagen hat wie in traditionellen Kartellen.'

Die Terror-Einstufung erfolgt inmitten der anhaltenden Wirtschaftskrise in Venezuela. Trotz der größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt sieht das Land sich mit Hyperinflation, weit verbreiteter Armut und massiver Auswanderung konfrontiert. Die amerikanische Aktion stellt das letzte Kapitel in einer langwierigen Konfrontation zwischen Washington und Caracas dar, die keine Anzeichen einer Verringerung zeigt.

Quellen: US-Außenministerium, BBC News, InSight Crime

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