Autobombe bei bekanntem italienischen Investigativjournalisten explodiert
Eine Autobombe explodierte in den frühen Morgenstunden des 17. Oktober 2025 vor dem Haus von Sigfrido Ranucci, einem der prominentesten Investigativjournalisten Italiens. Der Anschlag ereignete sich in Campo Ascolano, einem Vorort etwa 30 Kilometer südlich von Rom, wo Ranucci mit seiner Familie lebt. Die Explosion zerstörte Ranuccis Fahrzeug vollständig und beschädigte schwer den Wagen seiner Tochter, der daneben geparkt war, obwohl wundersamerweise keine Verletzten zu beklagen waren.
Zeitpunkt und Umstände
Die Bombe detonierte gegen 22:00 Uhr Ortszeit, nur zwanzig Minuten nachdem Ranucci nach Hause gekommen war. Zeugen berichteten, zwei 'extrem laute' Explosionen in schneller Folge gehört zu haben. 'Die Wucht der Explosion war so stark, dass sie tödlich hätte sein können, wenn zu diesem Zeitpunkt jemand vorbeigegangen wäre,' erzählte ein Kollege von Ranuccis Programm Report den Behörden.
Ranucci, der seit 2010 unter Polizeischutz steht und 2021 verstärkte Sicherheitsmaßnahmen erhielt, äußerte seine Erleichterung, dass seine Familie unverletzt blieb. 'Abgesehen vom Schock geht es mir gut,' sagte er Reportern, obwohl er zugab, nicht zu wissen, ob der Anschlag mit seiner investigativen Arbeit zusammenhängt.
Politische Reaktionen und Ermittlungen
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte sofort, was sie als 'ernsthafte Einschüchterung' bezeichnete und betonte, dass 'Freiheit und Unabhängigkeit der Information wesentliche Werte der Demokratie sind.' Obwohl ihre Regierung wiederholt Klagen gegen Ranuccis Programm Report wegen seiner Untersuchungen eingereicht hatte, wurde Melonis scharfe Verurteilung breit im politischen Spektrum geteilt.
Justizminister Carlo Nordio ging weiter und beschrieb den Anschlag als '100 Prozent einen Angriff auf den Staat.' Innenminister Matteo Piantedosi kündigte an, dass Ranuccis Polizeischutz sofort mit einem gepanzerten Fahrzeug und zusätzlicher bewaffneter Eskorte verstärkt werde.
Mafia-ähnliche Methoden vermutet
Anti-Mafia-Staatsanwälte haben eine Untersuchung wegen krimineller Sachbeschädigung mit erschwerenden Umständen mafia-ähnlicher Methoden eröffnet. Die Behörden schätzen, dass etwa 1 Kilogramm Sprengstoff, wahrscheinlich aus Feuerwerksmaterialien hergestellt, bei dem Anschlag verwendet wurde. Der Zeitpunkt ist besonders bedeutsam, da er am achten Jahrestag der Ermordung der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe im Jahr 2017 stattfand.
Dies ist nicht die erste Bedrohung, der Ranucci ausgesetzt war. Im Jahr 2024 entdeckte er zwei Kugeln vor seinem Haus als Warnung. Sein Programm Report, das im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RAI ausgestrahlt wird, hat regelmäßig Korruption und organisierte Kriminalität aufgedeckt, was ihn zum Ziel krimineller Organisationen macht.
Breitere Implikationen für Pressefreiheit
Der Anschlag hat ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Pressefreiheit in Italien geweckt, wo etwa 20 Journalisten aufgrund von Bedrohungen durch organisierte Kriminalität unter permanentem Polizeischutz leben. Reporter ohne Grenzen beschrieb dies als 'den schwersten Angriff gegen einen italienischen Reporter in den letzten Jahren' und warnte, dass Pressefreiheit eine 'existentielle Bedrohung' im Land darstellt.
Der italienische Journalistenverband FNSI verurteilte den Anschlag und erklärte, dass er 'die Demokratie in Italien um Jahrzehnte zurückwirft.' Der Verband hatte zuvor RAI dafür verurteilt, die Sendezeit für Report zu reduzieren und was sie als ein 'Klima des Hasses und der Intoleranz' gegenüber den Untersuchungen des Programms beschrieben.
Während die Polizei Kameraaufnahmen überprüft und ihre Ermittlungen fortsetzt, dient der Anschlag als schmerzhafte Erinnerung an die Gefahren, denen Investigativjournalisten ausgesetzt sind, die Korruption und organisierte Kriminalität in Italien aufdecken. Der Vorfall hat internationale Aufmerksamkeit auf die anhaltenden Herausforderungen der Pressefreiheit und journalistischen Sicherheit in Europa gelenkt.
Quellen: CNN, The Telegraph, France 24