Papst Leo XIV. erste apostolische Exhortation 'Dilexi te' fordert die Bekämpfung struktureller Armutsursachen, verurteilt wirtschaftliche Ungleichheit und setzt das Vermächtnis von Papst Franziskus fort.

Neuer Papst setzt Vermächtnis von Franziskus in historischem Dokument fort
Papst Leo XIV. hat sein erstes bedeutendes Lehrdokument veröffentlicht, eine apostolische Exhortation mit dem Titel Dilexi te (Ich habe dich geliebt), in der er dazu aufruft, die strukturellen Ursachen von Armut und wirtschaftlicher Ungleichheit anzugehen. Das 121 Absätze umfassende Dokument, das am 9. Oktober 2025 veröffentlicht wurde, stellt den ersten bedeutenden Beitrag des neuen Papstes zur katholischen Soziallehre seit seiner Wahl im Mai 2025 dar.
Vollendung von Franziskus' Werk
Das Dokument wurde größtenteils von Papst Franziskus vor seinem Rücktritt verfasst und stellt eine Fortsetzung der Vision seines Vorgängers dar. 'Diese apostolische Exhortation vollendet das Werk meines Vorgängers, der den Titel wählte und diese wichtige Reflexion über unsere christliche Pflicht gegenüber den Armen begann,' schrieb Papst Leo in seinem begleitenden handgeschriebenen Brief an die Bischöfe. Das Dokument dient als Ergänzung zu Franziskus' letzter Enzyklika Dilexit nos (Er hat uns geliebt), wodurch eine thematische Brücke zwischen den beiden Pontifikaten entsteht.
Konfrontation mit wirtschaftlicher Ungleichheit
In einem der kraftvollsten Abschnitte des Dokuments verurteilt Papst Leo, was er als 'Diktatur einer tödlichen Wirtschaft' bezeichnet, die einige auf Kosten vieler bereichert. Er zitiert beunruhigende Statistiken, die zeigen, dass CEOs heute 600-mal mehr verdienen als durchschnittliche Arbeitnehmer, verglichen mit nur 4-6-mal mehr vor sechzig Jahren. 'Diese wachsende Ungleichheit stellt ein fundamentales Versagen unserer Wirtschaftssysteme und einen Verrat an der menschlichen Würde dar,' stellt der Papst fest.
Das Dokument schöpft stark aus Papst Leos persönlicher Erfahrung als Missionar in Peru, wo er aus erster Hand die verheerenden Auswirkungen von Armut und wirtschaftlicher Marginalisierung sah. 'Nach zwanzig Jahren unter den Armen in Lateinamerika habe ich gesehen, wie Wirtschaftssysteme menschliches Potenzial heben oder zerschmettern können,' schreibt er.
Migration und menschliche Würde
Papst Leo unterstützt nachdrücklich den Ansatz seines Vorgängers in Bezug auf Migration und übernimmt Franziskus' vier Verben für den Umgang mit Migranten: 'aufnehmen, schützen, fördern und integrieren.' Er betont, dass 'in jedem abgewiesenen Migranten Christus selbst ist, der an die Tür der Gemeinschaft klopft.' Diese Botschaft hat besondere Bedeutung angesichts von Papst Leos Hintergrund als erster amerikanischer Papst und seiner umfangreichen Arbeit mit Migrantengemeinschaften in Peru.
Praktische Umsetzung
Das Dokument ruft zu konkreten Maßnahmen auf individueller und institutioneller Ebene auf. Papst Leo drängt Bischöfe weltweit, die Lehren in ihren lokalen Kirchen umzusetzen, und ermutigt alle Katholiken, die Sorge für die Armen nicht als optional, sondern als wesentlich für ihren Glauben zu betrachten. 'Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden der Armen ist unvereinbar mit authentischer christlicher Nachfolge,' stellt er unmissverständlich klar.
Der Vatikan hat angekündigt, dass die Kardinäle Michael Czerny und Konrad Krajewski die Umsetzungsbemühungen leiten werden, um die Lehren des Dokuments in praktisches Handeln innerhalb katholischer Gemeinschaften weltweit zu übersetzen.
Quellen: Vatikanisches Offizielles Dokument, Vatikan Nachrichten, America Magazine