Pakistan und Afghanistan in tödlichen Grenzkämpfen mit Hunderten Toten. Taliban behaupten 58 pakistanische Soldaten getötet, Pakistan sagt 200+ Milizen ausgeschaltet. Katar und Saudi-Arabien vermitteln Waffenstillstand.

Tödliches Grenzkonflikt eskaliert zwischen Nachbarländern
Pakistan und Afghanistan sind in einen der schwersten Grenzkonflikte der letzten Jahre verwickelt, mit Hunderten gemeldeten Opfern und wachsender Angst vor einem breiteren regionalen Konflikt. Die Kämpfe brachen an mehreren Punkten der umstrittenen 2.640 Kilometer langen Durand-Linie-Grenze aus, wobei beide Seiten bedeutende militärische Erfolge und schwere Verluste beim Gegner beanspruchen.
Widersprüchliche Opferzahlen
Die afghanische Taliban-Regierung behauptet, 58 pakistanische Soldaten getötet und 25 Grenzposten erobert zu haben, was sie als Vergeltungsoperationen beschreibt. Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid erklärte auf einer Pressekonferenz, dass 'afghanische Truppen erfolgreiche Vergeltungsoperationen entlang der Grenze als Reaktion auf Verstöße gegen unser Territorium und Luftraum durch Pakistan durchgeführt haben'. Unterdessen behauptet das pakistanische Militär, mehr als 200 'Taliban und mit den Taliban verbundene Terroristen' getötet zu haben, während es den Verlust von 23 eigenen Soldaten anerkennt.
Die widersprüchlichen Opferzahlen unterstreichen die Schwierigkeit, Informationen aus den abgelegenen Grenzregionen zu überprüfen. 'Beide Seiten neigen dazu, diese Zahlen aufzublasen, um die Wirkung solcher Angriffe größer erscheinen zu lassen', bemerkte Südasien-Korrespondentin Devi Boerema in ihrer Analyse der Situation.
Ursachen des Konflikts
Der unmittelbare Auslöser für die Eskalation scheinen die mutmaßlichen Luftangriffe Pakistans in Kabul und Ostafghanistan Anfang dieser Woche zu sein, die die Taliban-Regierung ihrem Nachbarland zuschreibt. Pakistan hat die Verantwortung für diese Angriffe nicht übernommen, beschuldigt Afghanistan jedoch seit langem, Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP)-Milizen zu beherbergen, die grenzüberschreitende Angriffe durchführen.
Der pakistanische Innenminister Mohsin Naqvi verurteilte die afghanischen Angriffe als 'unprovoziert' und beschuldigte afghanische Truppen, auf Zivilisten geschossen zu haben. 'Das Schießen afghanischer Streitkräfte auf Zivilisten ist eine flagrante Verletzung des internationalen Rechts. Afghanistan spielt ein Spiel mit Feuer und Blut', erklärte Naqvi.
Regionale Diplomatie und Waffenstillstand
Die Situation führte zu sofortigen diplomatischen Interventionen regionaler Mächte. Katar und Saudi-Arabien riefen beide zur Zurückhaltung und zum Dialog auf, um weitere Eskalation zu verhindern. Das katarische Außenministerium äußerte seine Besorgnis über 'die Spannungen an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan und die Auswirkungen, die dies auf die Sicherheit und Stabilität in der Region haben könnte' in einer Erklärung auf X.
Laut Taliban-Beamten wurden die Kämpfe um Mitternacht auf Bitte von Katar und Saudi-Arabien eingestellt. Die zugrunde liegenden Spannungen bleiben jedoch ungelöst, wobei das pakistanische Außenministerium warnte, dass 'Afghanistan eine angemessene Antwort erhalten wird, genau wie Indien' in einer Nachricht auf X.
Grenzschließungen und wirtschaftliche Auswirkungen
Der Konflikt hat zur Schließung mehrerer Grenzübergänge geführt, darunter der strategisch wichtige Torkham-Übergang, der an einer wichtigen Handelsroute zwischen den beiden Ländern liegt. Auch der Chaman-Übergang im Südwesten Pakistans ist geschlossen, ebenso wie drei kleinere Übergänge bei Kharlachi, Angoor Adda und Ghulam Khan laut Quellen von Reuters.
Diese Schließungen stören den lebenswichtigen Handelsverkehr und die Bewegung zwischen den Nachbarländern, was möglicherweise regionale Volkswirtschaften betrifft, die bereits unter politischer Instabilität und Sicherheitsbedenken leiden.
Breitere regionale Implikationen
Der Zeitpunkt des Konflikts fällt mit dem Besuch des afghanischen Außenministers Amir Khan Muttaqi in Neu-Delhi zusammen, wo er daran arbeitet, die Beziehungen zu Indien zu stärken. Diese Entwicklung ist besonders sensibel für Pakistan, das traditionell engere Beziehungen zur Taliban-Regierung unterhält.
'Mit Waffen aus China und Unterstützung durch einen neuen Sicherheitspakt mit Saudi-Arabien fühlt sich Pakistan in der Region gestärkt und ein neuer Angriff auf Afghanistan ist daher nicht auszuschließen', beobachtete Korrespondentin Boerema und betonte damit die komplexe geopolitische Dynamik.
Die Grenzkämpfe stellen eine signifikante Verschlechterung der Beziehungen zwischen den ehemaligen Verbündeten dar und unterstreichen die anhaltenden Herausforderungen im Bereich Grenzsicherheit, Terrorismusbekämpfung und regionaler Stabilität in Südasien.