Israelische Daten zeigen: 83% der Gaza-Toten sind Zivilisten

Israelische Militärgeheimdaten zeigen, dass 83% der Gaza-Opfer Zivilisten sind, was offiziellen Behauptungen über gleiche Zahlen von Kämpfern und Zivilisten widerspricht, mit Auswirkungen auf Kriegsverbrechensuntersuchungen.

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Geheime israelische Datenbank enthüllt Diskrepanz bei zivilen Opferzahlen

Eine klassifizierte Datenbank des israelischen Militärgeheimdienstes, die von investigativen Journalisten erhalten wurde, enthüllt, dass über 83% der Opfer in Gaza seit Oktober 2023 Zivilisten waren, was den offiziellen Behauptungen der israelischen Regierung widerspricht. Die von +972 Magazine, Local Call und The Guardian analysierten Daten zeigen, dass von den etwa 47.600 in der Datenbank gelisteten Hamas- und Islamischer Dschihad-Mitgliedern nur etwa 8.900 bis Mai 2025 als getötet bestätigt wurden.

Signifikante Diskrepanz in offiziellen Behauptungen

Zum Zeitpunkt des Datenbankzugriffs meldete das Gaza-Gesundheitsministerium 53.000 Tote insgesamt, was bedeutet, dass 83% zivile Opfer waren. Dies steht in starkem Kontrast zu wiederholten Behauptungen von Premierminister Benjamin Netanyahu und Militärsprechern, die behaupteten, dass fast gleich viele Kämpfer und Zivilisten getötet worden seien.

Steigende Opferzahlen und internationale Überprüfung

Die Opferzahl ist seitdem laut Gaza-Gesundheitsbehörden auf über 62.000 gestiegen, wobei der Prozentsatz der zivilen Opfer möglicherweise weiter zunimmt. Internationale Rechtsexperten betonen, dass solch hohe zivile Opferzahlen Kriegsverbrechen nach internationalem Recht darstellen könnten.

Rechtliche Implikationen und internationale Reaktion

Marieke de Hoon, außerordentliche Professorin für internationales Strafrecht an der Universität Amsterdam, erklärte: "Wenn zivile Opfer so systematisch auftreten, wird es zunehmend schwieriger aufrechtzuerhalten, dass dies kein Angriff auf die Zivilbevölkerung ist. Ein Angriff auf Zivilisten qualifiziert sich sowohl als Kriegsverbrechen als auch als Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

Kyra Wigard, Dozentin für internationales Strafrecht an der Universität Utrecht, verglich die Situation mit historischen Tragödien: "Ähnliche Umstände sehen wir nur bei den tragischsten Fällen: Ruanda, Srebrenica und kürzlich Mariupol. Alle drei wurden von internationalen Tribunalen untersucht."

Laufende Militäroperationen

Die Enthüllungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Israel seine Offensive in Gaza-Stadt fortsetzt, wo Hunderttausende Zivilisten verbleiben. Premierminister Netanyahu kündigte kürzlich Pläne zur Ausweitung militärischer Operationen mit dem erklärten Ziel an, Hamas zu besiegen und Geiseln zu befreien.

Untersuchung des Internationalen Strafgerichtshofs

Der Internationale Strafgerichtshof untersucht seit 2019 mögliche Kriegsverbrechen in Palästina, mit jüngsten Entwicklungen einschließlich Haftbefehlen für israelische Führer im November 2024. Die neu enthüllten Daten werden voraussichtlich eine bedeutende Rolle in laufenden internationalen Gerichtsverfahren spielen.

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