
Verheerendes Erdbeben im Nordosten Afghanistans
Ein verheerendes Erdbeben der Stärke 6.3 auf der Richterskala hat den Nordosten Afghanistans erschüttert, mit einem Epizentrum in den Bergregionen der Provinzen Kunar und Nangarhar. Die Katastrophe hat über 1400 Menschenleben gefordert und mehr als 3200 Menschen verletzt, während fast 10.000 Häuser vollständig zerstört wurden. Die Erschütterungen waren bis nach Kabul spürbar, 240 Kilometer vom Epizentrum entfernt.
Humanitäre Krise durch Taliban-Beschränkungen Verschärft
Internationale Hilfsorganisationen stehen bei der Hilfeleistung aufgrund der strengen Geschlechtertrennungspolitik der Taliban vor beispiellosen Herausforderungen. Frauen in den betroffenen Gebieten wird kritische medizinische Versorgung verweigert, weil Regeln männlichen Gesundheitsarbeitern verbieten, weibliche Patienten zu behandeln. Diese Politik hat eine lebensbedrohliche Situation für Tausende verletzter Frauen und Mädchen geschaffen.
Zusammenbruch des Gesundheitssystems
Seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 hat sich das Gesundheitssystem Afghanistans erheblich verschlechtert. Viele Gesundheitskliniken in den Provinzen Kunar und Nangarhar sind aufgrund von Finanzierungsengpässen nach dem Rückzug internationaler Unterstützung geschlossen. Die Abreise ausländischer Hilfsorganisationen hat zu einem kritischen Mangel an weiblichen Gesundheitsfachkräften geführt, was die aktuelle Krise verschärft.
Kulturelle Hindernisse für Hilfe
Die betroffenen Regionen gehören zu den konservativsten Gebieten Afghanistans, wo kulturelle Normen verhindern, dass Frauen medizinische Versorgung von männlichen Praktikern erhalten. Fereshta Wahedi, eine afghanisch-niederländische Aktivistin, erklärt: "In diesen Provinzen ist es viel ungewöhnlicher, dass Frauen von männlichen Pflegekräften behandelt werden, verglichen mit Kabul oder Herat. Frauen sind in Afghanistan immer die Opfer ihres Geschlechts."
Internationale Reaktion und Herausforderungen
Mehrere Länder, darunter China, Pakistan und Russland, haben Hilfe zugesagt, aber viele Nationen zögern immer noch, direkte Hilfe an die Taliban-geführte Regierung zu leisten. Die USA haben die Finanzierung von Gesundheitsprogrammen in Afghanistan ausgesetzt, die zuvor über Organisationen wie das Rote Kreuz entscheidend für die Katastrophenhilfe waren.
Winterbedingungen Bedrohen Erholung
Die herannahende Wintersaison stellt zusätzliche Bedrohungen für die Wiederherstellungsbemühungen dar. Wahedi warnt: "Im Oktober wird es kalt, und später fällt starker Schnee, besonders in Berggebieten. Die Straßen sind bereits schlecht, und wenn sie völlig unpassierbar werden, sind Dörfer isoliert."
Die Taliban-Regierung hat über eine Million Dollar aus eigenen Mitteln bereitgestellt und Hubschrauber für Rettungseinsätze eingesetzt. Der Mangel an geeigneter Ausrüstung zur Bergung von Menschen aus Trümmern und schlecht ausgestattete Krankenhäuser behindern jedoch weiterhin die Hilfsmaßnahmen.