Chinas Tourismus-Offensive in Xinjiang trotz Menschenrechtskritik

China investiert Milliarden in den Tourismus in Xinjiang und lädt ausländische Influencer ein, um das Image der Region, die für Menschenrechtsverletzungen an Uiguren bekannt ist, aufzupolieren. Über 300 Millionen Touristen besuchten 2024 die Region, während Menschenrechtsorganisationen über anhaltende Missstände berichten.

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Chinas Tourismus-Offensive in Xinjiang trotz Menschenrechtskritik

China investiert Milliarden in den Tourismus und lädt ausländische Vlogger und Journalisten ein, um "positive Geschichten" über Xinjiang zu produzieren. Die nordwestliche Region ist international für die Masseninhaftierung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten bekannt. Die chinesische Regierung will das globale Image Xinjiangs von einer mit Menschenrechtsverletzungen assoziierten Region zu einer blühenden Tourismusdestination transformieren. Allein 2024 zählte die Region über 300 Millionen Besucher.

Die touristische Transformation

Xinjiang hat einen dramatischen Tourismusboom erlebt, wobei sich die Besucherzahlen seit 2018 mehr als verdoppelt haben. Die Regierung investierte Milliarden in den Infrastrukturausbau, renovierte traditionelle Viertel für den Massentourismus, baute Wintersportanlagen und überflutete soziale Medien mit Werbevideos. 'Früher vielleicht, jetzt ist das vorbei. Wenn sich das Land wirtschaftlich entwickelt, sind alle glücklich,' sagt Wang, ein Tourist aus Peking, der den Himmelsbergsee bei Ürümqi besucht. Seine Aussage spiegelt die sich wandelnde Wahrnehmung unter inländischen Touristen wider.

Laut BBC-Berichten bietet Xinjiang atemberaubende Naturlandschaften, die Besucher als "Neuseeland, die Schweiz und die Mongolei zusammengepackt an einem Ort" beschreiben. Diese touristische Expansion findet jedoch vor dem Hintergrund schwerwiegender Menschenrechtsvorwürfe statt, die von Organisationen wie Human Rights Watch dokumentiert wurden. Diese berichten von anhaltenden Missständen, einschließlich Folter, erzwungenen Verschwindenlassen und Massenüberwachung.

Die Propaganda-Maschinerie

China hat systematisch ausländische Vlogger und Journalisten auf sorgfältig kuratierten Reisen eingeladen, die ausschließlich die natürliche Schönheit, Küche und wirtschaftliche Entwicklung der Region zeigen. Diese Propagandareisen vermeiden bewusst geschlossene Moscheen, Haftanstalten und Gebiete, in denen Menschenrechtsverletzungen dokumentiert wurden. Wie Vloggerin Michele Ponte in einem Werbevideo zusammenfasste: 'Drei Worte, um Kaschgar zu beschreiben? Interessant, historisch und tolles Essen.'

Die Strategie erstreckt sich auf soziale Medienplattformen wie YouTube, TikTok und Chinas RedNote, wo Content-Ersteller überschwängliche Berichte über Xinjiang produzieren. Ein lokaler Vertreter erkannte die Wirksamkeit dieses Ansatzes an und erklärte, 'nichts ist so gut für den Ruf Xinjiangs wie ausländische Besucher, die ihre eigenen positiven Geschichten mit nach Hause nehmen und verbreiten.'

Der Menschenrechtskontext

Während chinesische Touristen aufgrund strenger Zensur weitgehend unwissend über Xinjiangs jüngste Geschichte bleiben, haben internationale Beobachter Zugang zu umfangreichen Dokumentationen von Menschenrechtsverletzungen. Das inoffizielle Uiguren-Tribunal kam zu dem Schluss, dass die chinesische Regierung sich des Völkermords und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hat. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass seit 2016 über eine Million Uiguren in "Umerziehungslagern" festgehalten wurden, wobei möglicherweise noch etwa eine halbe Million in Haft ist.

Die Campaign for Uyghurs hat China beschuldigt, den Tourismus zu nutzen, um ihre Politik "weißzuwaschen". Sie beschreibt Xinjiang als eine "von den Tätern des Völkermords geschaffene Landschaft der Stille" hinter malerischen Aussichten und inszenierten Volksaufführungen.

Führungswechsel und Zukunftsperspektiven

Im Juli 2025 fanden bedeutende Führungswechsel in Xinjiang statt. Chen Xiaojiang ersetzte Ma Xingrui als Parteisekretär der Region, wie China Daily berichtete. Ma, der sich auf wirtschaftliche Entwicklung konzentrierte, wurde unerwartet durch Chen ersetzt, der umfangreiche Erfahrung in ethnischen Angelegenheiten und Anti-Korruptionsarbeit durch seine vorherige Rolle im United Front Work Department mitbringt.

Experten äußern die Sorge, dass dieser Führungswechsel eine Rückkehr zu einer repressiveren Politik signalisieren könnte. 'Das Aufrechterhalten von Wirtschaftswachstum und das Anziehen von mehr Touristen ist schwierig, wenn es jemandes Hauptaufgabe ist, "die Sicherheit" zu bewahren,' bemerkt ein Analyst, der mit der Politik der Region vertraut ist. Die Ernennung Chens mit seinem Hintergrund in Parteidisziplin und ethnischen Angelegenheiten deutet darauf hin, dass Peking Stabilität möglicherweise Vorrang vor dem vom Tourismus getriebenen Wirtschaftswachstum einräumt, das sein Vorgänger befürwortete.

Während Xinjiang seinen Tourismusboom fortsetzt, bleibt die grundlegende Spannung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Menschenrechten bestehen. Obwohl die Region Rekordzahlen an Besuchern anzieht, bleibt die internationale Aufmerksamkeit erhalten. Organisationen wie The Economist fragen sich, ob das globale Interesse an Uigurenrechten nachlässt. Chinas Strategie, Tourismus und soziale Medien-Influencer zu nutzen, stellt einen ausgefeilten Versuch dar, globale Wahrnehmungen zu verändern. Die zugrundeliegenden Menschenrechtsprobleme stellen jedoch diese Imageverbesserungsversuche weiterhin in Frage.

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