China drängt Xizang statt Tibet für Gebietsansprüche

China intensiviert Kampagne zur Ersetzung von 'Tibet' durch 'Xizang' für Gebietsansprüche, nutzt diplomatischen Druck und Medieneinfluss, stößt aber auf Widerstand von Tibetern und westlichen Institutionen.

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Chinas sprachliche Kampagne zur Neudefinition Tibets

China intensiviert seine internationale Kampagne, um den Namen 'Tibet' durch den chinesischen Begriff 'Xizang' zu ersetzen. Dies ist Teil einer breiteren Strategie zur Stärkung seines territorialen Anspruchs auf die Region. Der Begriff 'Xizang', was wörtlich 'westliche Schatzkammer' bedeutet, wird seit 2023 systematisch in offiziellen Dokumenten und internationaler Kommunikation gefördert. Damals veröffentlichte China ein Weißbuch, in dem es zur einzig akzeptablen Bezeichnung in offiziellen Kontexten erklärt wurde.

Historischer Kontext und politische Bedeutung

Der Name 'Tibet' erschien erstmals im 7. Jahrhundert in europäischen Quellen und leitet sich vom tibetischen Wort 'bod' ab, das die Tibeter selbst für die Region verwenden. Im Gegensatz dazu entstand 'Xizang' während der Ming-Dynastie (1368-1644), wurde aber erst systematisch während der Qing-Dynastie (1644-1912) und besonders nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 verwendet. 'Der Name Tibet ist eines der letzten Dinge, die China den Tibetern noch wegnehmen kann,' sagt Casper Wits, Dozent an der Universität Leiden.

Dieser sprachliche Wandel stellt mehr als nur eine Namensänderung dar – es ist eine kalkulierte politische Strategie. Während seines jüngsten Besuchs in Tibet erklärte der chinesische Präsident Xi Jinping, dass die Verwaltung von Xizang vollständig mit der Strategie der Kommunistischen Partei Chinas übereinstimmen müsse, und unterstrich damit die politische Bedeutung dieser Terminologie.

Soft Power und internationale Auswirkungen

Die Kampagne erstreckt sich über Chinas Grenzen hinaus durch diplomatische Kanäle und internationale Organisationen. 'Das Wort Tibet trägt international viel Soft Power mit sich: Es ruft Assoziationen mit einem Land, hohen Bergen, Kultur und Buddhismus hervor. Alle diese Bilder stehen im Widerspruch zur chinesischen Vorstellung, dass Tibet vollständig Teil Chinas ist,' erklärt Wits.

China hat mit dieser Kampagne einige Erfolge erzielt, wobei Regierungen in Pakistan, Nepal und Bhutan kürzlich 'Xizang' in offiziellen Dokumenten übernommen haben. Europäische Institutionen haben jedoch Widerstand gezeigt. Museen in Paris und London gerieten unter Beschuss für die Verwendung von 'Xizang' in ihren Katalogen und Museumstexten und kehrten nach Protesten tibetischer Interessengruppen weltweit schließlich zu 'Tibet' zurück.

Kulturelle Bedenken und tibetische Reaktion

Wangpo Tethong, Direktor des niederländischen Zweigs der International Campaign for Tibet, äußert tiefe Besorgnis über die chinesische Umbenennungskampagne. 'Viele Tibeter fühlen, dass ihre Kultur und Identität stark unter Druck stehen,' sagt Tethong. 'Alles, was tibetisch ist, muss verschwinden, mit dem ultimativen Ziel, vergessen zu lassen, was Tibet ist: eine Region mit einer langen Geschichte der Selbstverwaltung.'

Diese Bedenken scheinen angesichts jüngster Entwicklungen berechtigt zu sein. Während Xis letztem Besuch in Tibet forderte er die 'Sinisierung der Religion', was breitere Bemühungen widerspiegelt, die tibetische Kultur in die mainstream-chinesische Gesellschaft zu assimilieren.

Medieneinfluss und Zukunftsperspektiven

Chinas wachsender Medieneinfluss spielt eine entscheidende Rolle in dieser Kampagne. Laut Wits konzentriert sich chinesische Soft Power mehr auf den globalen Süden, insbesondere Südamerika, Afrika und Teile Asiens. Der Einfluss chinesischer Medien in Afrika ist in den letzten Jahren stark gewachsen, und China Daily, eine der größten Staatszeitungen Chinas, wird jetzt in etwa 150 Ländern veröffentlicht.

Obwohl die Kampagne in Europa nur begrenzten Erfolg hatte, glauben Experten, dass Chinas wachsende Medienpräsenz zur allmählichen Übernahme der 'Xizang'-Terminologie im internationalen Diskurs führen könnte, ob absichtlich oder nicht. Der Kampf um Namen repräsentiert einen grundlegenden Konflikt über Identität, Souveränität und historisches Narrativ, der weiterhin internationale Beziehungen und Menschenrechtsdiskussionen prägt.

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