EU eröffnet Kartelluntersuchung gegen Googles KI-Suchfunktionen

Die EU hat ein Kartellverfahren gegen Google eingeleitet, um zu prüfen, ob der Konzern Verlags- und YouTube-Inhalte ohne angemessene Vergütung für das Training seiner KI-Suchfunktionen nutzt. Dies könnte den Wettbewerb beeinträchtigen und Inhalteersteller schädigen.

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Europäische Kommission untersucht Googles KI-Suchpraktiken

Die Europäische Kommission hat eine formelle Kartelluntersuchung gegen Googles künstliche Intelligenz-Suchfunktionen eröffnet. Dies stellt eine bedeutende Eskalation in der EU-Regulierung der KI-Ambitionen von Big Tech dar. Die am 9. Dezember 2025 angekündigte Untersuchung wird prüfen, ob Google gegen EU-Wettbewerbsregeln verstößt, indem es Online-Inhalte von Verlagen und YouTube-Erstellern ohne angemessene Vergütung zum Training seiner KI-Systeme nutzt.

Was die Untersuchung umfasst

Die Untersuchung konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche: Googles Nutzung von Webverlagsinhalten für seine KI-Übersichten und KI-Modus-Funktionen sowie seine Nutzung von YouTube-Videos zum Training generativer KI-Modelle. Laut der Erklärung der Kommission wird die Untersuchung bewerten, ob Google "die EU-Wettbewerbsregeln verletzt, indem es Verlage nicht angemessen entschädigt oder ihnen die Möglichkeit bietet, der Nutzung ihrer Inhalte für KI-generierte Zusammenfassungen zu widersprechen, ohne den Zugang zu Google Search zu verlieren."

'Viele Verlage sind für Nutzerverkehr auf Google Search angewiesen und wollen nicht riskieren, diesen Zugang zu verlieren,' bemerkte die Kommission in ihrer Pressemitteilung und hob damit das Machtungleichgewicht zwischen dem Tech-Giganten und Inhalteerstellern hervor.

Die Perspektive der Verlage

Verlage in ganz Europa haben ihre Bedenken hinsichtlich KI-generierter Suchergebnisse geäußert. Das Kernproblem ist, dass Googles KI-Übersichten Zusammenfassungen von Inhalten direkt in den Suchergebnissen anzeigen, wodurch Nutzer seltener auf die Websites der Verlage klicken müssen. Dies hat zu erheblichen Verkehrsrückgängen und entsprechenden Werbeeinnahmeverlusten geführt.

'Innovation sollte nicht auf der Nutzung professioneller Journalismus ohne vereinbarte Bedingungen und faire Vergütung aufgebaut werden,' sagte Angela Mills Wade, Geschäftsführerin des European Publishers Council, die die Untersuchung als "notwendig und zeitgemäß" begrüßte.

YouTube-Inhalte im Fokus

Die Untersuchung befasst sich auch mit Googles Nutzung von YouTube-Videos zum Training seiner KI-Modelle. Die Kommission wird prüfen, ob Inhalteersteller angemessen für die Nutzung ihrer Arbeit zur Entwicklung von Googles KI-Fähigkeiten entschädigt werden und ob sie sinnvolle Möglichkeiten haben, sich von einer solchen Nutzung abzumelden.

Darüber hinaus wird die Untersuchung feststellen, ob Google konkurrierende KI-Entwickler unfair daran hindert, YouTube-Inhalte zum Training ihrer eigenen Modelle zu nutzen, während es dieselben Inhalte für seine eigenen KI-Dienste verwendet. Dies könnte Google einen unfairen Wettbewerbsvorteil auf dem schnell wachsenden KI-Markt verschaffen.

Regulatorischer Kontext und mögliche Folgen

Diese Untersuchung erfolgt vor dem Hintergrund breiterer regulatorischer Herausforderungen für Google in Europa. Im September 2025 wurde Google eine Geldstrafe von 3 Milliarden Euro wegen Kartellverstößen in Bezug auf seine Werbetechnologie auferlegt. Die aktuelle Untersuchung stellt den neuesten Versuch der EU dar, fairen Wettbewerb auf digitalen Märkten sicherzustellen, insbesondere jetzt, wo KI-Technologien verändern, wie Informationen gesucht und konsumiert werden.

Die EU-Kartellchefin Teresa Ribera betonte die grundlegenderen Prinzipien, die auf dem Spiel stehen: 'Eine freie und demokratische Gesellschaft ist auf vielfältige Medien, offenen Zugang zu Informationen und eine lebendige kreative Landschaft angewiesen. Diese Werte sind zentral für unser europäisches Selbstverständnis. KI bringt bemerkenswerte Innovationen und viele Vorteile für Menschen und Unternehmen in ganz Europa, aber dieser Fortschritt darf nicht auf Kosten der Prinzipien gehen, die in unseren Gesellschaften zentral sind.'

Googles Reaktion und Branchenimplikationen

Google hat auf die Untersuchung reagiert, indem es erklärte, die Beschwerde "drohe, Innovation auf einem wettbewerbsorientierten Markt zu ersticken". Das Unternehmen argumentiert, dass seine KI-Funktionen darauf ausgelegt seien, das Nutzererlebnis zu verbessern, und dass es Maßnahmen ergriffen habe, um die Bedenken der Verlage anzugehen, einschließlich prominenter Links zur Originalquelle innerhalb der KI-Übersichten.

Sollte die Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass Google gegen EU-Recht verstoßen hat, könnte die Kommission Geldstrafen von bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes des Unternehmens verhängen. Wichtiger ist, dass das Ergebnis wichtige Präzedenzfälle dafür schaffen könnte, wie KI-Unternehmen Online-Inhalte zum Training ihrer Modelle nutzen können, während sie geistige Eigentumsrechte und faire Wettbewerbsgrundsätze respektieren.

Die Untersuchung wird voraussichtlich mehrere Monate dauern, wobei Branchenbeobachter genau hinschauen, da sie die Zukunft der KI-Entwicklung und Content-Monetarisierung in der europäischen digitalen Landschaft prägen könnte.

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