Tragische Nachlässigkeit lässt Familie 13 Monate in Ungewissheit
Die Leiche von James O'Neill, einem 43-jährigen Iren, lag dreizehn Monate lang unidentifiziert in einem Leichenschauhaus in Dublin, obwohl er neun Ausweisdokumente bei sich trug. Seine Eltern, die ihn zuletzt im Oktober 2023 gesehen hatten, wurden erst im Dezember 2024 über seinen Tod informiert, was sie dazu veranlasste, eine formelle Beschwerde beim irischen Polizeiombudsmann, Fiosrú, einzureichen.
O'Neills sterbliche Überreste wurden am 17. November 2023 im Phoenix Park gefunden, dem riesigen 707 Hektar großen Stadtpark von Dublin, westlich des Stadtzentrums. Bei der ersten Autopsie wurde in einem Rucksack bei der Leiche ein Lebenslauf mit O'Neills Namen gefunden, doch die Behörden verfolgten diesen Hinweis nicht weiter, als die genannten Adressen und Arbeitgeber keine direkten Anhaltspunkte lieferten.
Übersehene Ausweisdokumente
Laut The Irish Times wurden erst bei einer neuen forensischen Untersuchung im Dezember 2024 neun Ausweisdokumente in einem Reißverschlussfach von O'Neills Regenjacke entdeckt. Darunter waren eine Public Service Card, ein britischer Führerschein, Bankkarten und verschiedene andere Ausweise, die sowohl von der irischen Polizei als auch von den Pathologen des Leichenschauhauses bei früheren Untersuchungen übersehen worden waren.
'Diese Dokumente kamen bei früheren Untersuchungen der Kleidung weder durch die irische Polizei noch durch die Pathologen des Dubliner Leichenschauhauses ans Licht,' stellte der Autopsiebericht fest, wie von der Zeitung zitiert.
Familienschmerz und Beschwerde
O'Neills Eltern haben die Situation als 'verblüffend' beschrieben und fragen sich, warum der Identifizierungsprozess so lange dauerte. In einem früheren Interview erklärte die Familie, dass sie keinen Grund gesehen habe, Alarm wegen des Verschwindens ihres Sohnes zu schlagen, da er bewusst einen Lebensstil gewählt habe, bei dem er für längere Zeit abtauchen konnte. 'Er reiste oft und ließ dann lange nichts von sich hören,' merkten sie an.
Der Bezirksleichenbeschauer von Dublin hat inzwischen sein Bedauern über die Nachlässigkeit ausgedrückt. 'Diese Nachlässigkeit des Leichenschaudienstes des Bezirks Dublin hat bei Ihren Mandanten unnötige Verzögerungen und Leid verursacht, wofür ich mich aufrichtig entschuldige,' erklärte der Leichenbeschauer in der Korrespondenz mit der Familie.
Untersuchung durch den Polizeiombudsmann
Der Fall wurde nun an Fiosrú überwiesen, den unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörde Irlands, die unter dem Policing, Security and Community Safety Act 2024 eingerichtet wurde. Fiosrú ersetzte im April 2025 die Garda Síochána Ombudsman Commission (GSOC) und bearbeitet Beschwerden der Öffentlichkeit über Mitglieder von An Garda Síochána (irische Polizei).
Der Ombudsmann wird untersuchen, warum kein öffentlicher Aufruf nach dem Fund der unidentifizierten Leiche erfolgte und warum der Identifizierungsprozess trotz der Anwesenheit mehrerer Ausweisdokumente versagte. Nach irischem Recht müssen Beschwerden generell innerhalb von 12 Monaten eingereicht werden, wobei eine Verlängerung aus triftigen Gründen gewährt werden kann.
Weitreichende Implikationen
Dieser Fall wirft ernsthafte Fragen zu den forensischen Verfahren und Identifikationsprotokollen in Irland auf. Der Phoenix Park, wo O'Neills Leiche gefunden wurde, ist einer der größten ummauerten Stadtparks Europas und zieht jährlich Millionen Besucher an. Die Größe und die bewaldeten Bereiche des Parks stellen einzigartige Herausforderungen für die Strafverfolgung dar.
Die Tragödie unterstreicht die menschlichen Kosten von Verfahrensfehlern bei Todesermittlungen. Dreizehn Monate lang lebte O'Neills Familie ohne zu wissen, was mit ihrem Sohn geschehen war, während sein Körper in einem Leichenschauhaus lag, obwohl klare Identifikationsmöglichkeiten vorhanden waren.
Während die Untersuchung durch Fiosrú fortschreitet, werden viele verfolgen, welche Systemveränderungen aus diesem Fall resultieren könnten, um ähnliche Nachlässigkeiten in Zukunft zu verhindern.