Großer Kunstraub im Nachkriegs-Syrien
In einem verheerenden Schlag für das kulturelle Erbe Syriens haben Diebe sechs antike römische Marmorstatuen aus dem Nationalmuseum von Damaskus gestohlen. Der Diebstahl, der am Montagmorgen entdeckt wurde, stellt einen der größten kulturellen Verluste seit dem jüngsten politischen Übergang des Landes dar.
Die gestohlenen Artefakte wurden aus der klassischen Abteilung des Museums entwendet, wo einige der wertvollsten historischen Schätze Syriens aus der hellenistischen bis byzantinischen Zeit aufbewahrt werden. Museumsmitarbeiter entdeckten den Diebstahl, als sie bei ihrer Morgenrunde eine aufgebrochene Tür und die fehlenden Statuen vorfanden.
Bewegte Geschichte des Museums
Das Nationalmuseum von Damaskus, gegründet 1919, ist die größte und älteste kulturelle Einrichtung Syriens. Es war erst kürzlich im Januar 2025 wiedereröffnet worden, nachdem es aus Sicherheitsgründen während der letzten Monate des Falls des Assad-Regimes geschlossen war. 'Dies ist herzzerreißend für alle Syrer, die sich um unser Erbe kümmern,' sagte Dr. Mohamed Nair Awad, Generaldirektor für Altertümer und Museen. 'Wir hatten umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber diese Kriminellen fanden einen Weg.'
Das Museum hat zahlreiche Herausforderungen während des 14-jährigen Bürgerkriegs in Syrien überstanden. Zwischen 2011 und 2018 war es vollständig geschlossen, bevor es nur teilweise wiedereröffnete, bevor es im Dezember 2024 während des endgültigen Falls des Regimes erneut schloss. Während des Konflikts gelang es den Museumsbehörden, mehr als 300.000 Artefakte erfolgreich zu schützen, indem sie an geheime Orte verlegt wurden.
Sicherheitsmaßnahmen und Ermittlungen
Trotz verbesserter Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich zusätzlicher Zugangstore und erweiterter Videoüberwachung, die nach Kriegsbeginn implementiert wurden, gelang es Dieben, in die Einrichtung einzudringen. Das Museum bleibt vorübergehend geschlossen, während die Behörden eine gründliche Untersuchung durchführen.
'Wir arbeiten mit internationalen Organisationen zusammen, um diese gestohlenen Artefakte aufzuspüren,' erklärte ein Denkmalschutzexperte, der anonym bleiben wollte. 'Der globale Kunstmarkt muss wachsam gegenüber syrischen Antiquitäten sein, die zum Verkauf angeboten werden.'
Der Diebstahl erfolgt vor dem Hintergrund breiterer Bedenken hinsichtlich des Schutzes des kulturellen Erbes im Nachkriegs-Syrien. Laut einem aktuellen Bericht von The Art Newspaper haben Kulturerbe-Experten Notfallnetzwerke gebildet, einschließlich eines WhatsApp-Forums mit 200 Mitgliedern zur Echtzeit-Koordination.
Internationale Reaktion und Wiederaufbaubemühungen
Internationale Organisationen, darunter UNESCO und Heritage for Peace, verfolgen die Situation aufmerksam. 'Dieser Diebstahl unterstreicht die Verwundbarkeit des kulturellen Erbes während politischer Übergänge,' bemerkte ein UNESCO-Vertreter. 'Wir sind bereit, syrische Behörden bei der Wiederbeschaffung dieser unschätzbaren Artefakte zu unterstützen.'
Der Vorfall folgt einem Muster von Kulturerbe-Verbrechen in der Region. Erst Wochen zuvor hatten Diebe, die als Bauarbeiter verkleidet waren, Juwelen im Wert von 88 Millionen Euro aus dem Louvre-Museum in Paris gestohlen, was den globalen Charakter von Kunstraub unterstreicht.
Syrische Kulturerbe-Experten betonen, dass der Schutz kultureller Artefakte entscheidend für die nationale Identität und die künftige touristische Erholung bleibt. Die Generaldirektion für Altertümer und Museen hatte vor diesem letzten Rückschlag einen ambitionierten Dreijahres-Rehabilitationsplan erstellt.
Während die Ermittlungen andauern, hoffen Befürworter des kulturellen Erbes, dass die gestohlenen Statuen gefunden werden können, bevor sie auf dem illegalen Antiquitätenmarkt verschwinden, damit Syriens reiches historisches Erbe für zukünftige Generationen bewahrt bleibt.