Dutzende Entführungen im Nordwesten Nigerias

Bewaffnete Banditen entführten über 60 Dorfbewohner im nigerianischen Bundesstaat Zamfara. Massenentführungen gegen Lösegeld sind trotz staatlicher Zahlungsverbote zu einem lukrativen kriminellen Geschäft geworden.

Massenentführung in Zamfara

Bewaffnete Banditen entführten am Freitag Dutzende Dorfbewohner im nigerianischen Bundesstaat Zamfara im Nordwesten, wie aus UN-Dokumenten hervorgeht, die von AFP eingesehen wurden. Der Angriff richtete sich gegen das Dorf Sabon Garin Damri, wo bewaffnete Männer auf Motorrädern eintrafen und wahllos schossen, bevor sie Bewohner entführten.

Opferbericht

„Sie kamen auf Motorrädern und schossen wild um sich, bevor sie unsere Töchter und Kinder entführten“, berichtete Dorfbewohner Isa Sani. Der Dorfchef bestätigte, dass mehr als 60 Menschen verschleppt wurden, hauptsächlich Frauen und Kinder. In einer nahe gelegenen Gemeinschaft töteten Angreifer einen Bauern und entführten dessen Sohn.

Muster der Entführungs-Epidemie

Nigerias-Korrespondentin Elles van Gelder erklärte: „Das Szenario folgt einem konsistenten Muster. Bewaffnete Männer stürmen Dörfer auf Motorrädern und nehmen so viele Geiseln wie möglich. Frauen und Kinder werden gezielt ausgewählt, da sie höhere Lösegelder einbringen.“

Gescheitertes Lösegeld-System

Trotz staatlicher Verbote von Lösegeldzahlungen setzen verzweifelte Familien die Praxis fort. Im vergangenen Februar wurden 33 Geiseln nach Zahlung hingerichtet, obwohl zunächst 51 Menschen entführt worden waren. Der UN-Bericht verzeichnet einen besorgniserregenden Trend zu Massenentführungen in Zamfara, insbesondere in den nördlichen Regionen des Bundesstaates.

Entführung als Geschäftsmodell

Massenentführungen haben sich in ganz Nigeria zu einer profitablen Industrie entwickelt. Ein Bericht des nigerianischen Sicherheitsinstituts (SBM) aus dem Jahr 2021 enthüllte, dass sich die Motivation für Entführungen von ideologischen zu finanziellen Gründen verschoben hat. Kriminelle zielen auf Schulen, Autobahnen und Bauernhöfe ab, bevor sie Lösegeldzahlungen in sozialen Medien zur Schau stellen.

Aktuelle Situation

Die Behörden sind sich über die Täter der jüngsten Entführungen oder den Aufenthaltsort der Geiseln weiterhin unklar. Für den jüngsten Vorfall in Zamfara wurden keine Lösegeldforderungen bekannt gegeben. Der Nordwesten Nigerias verzeichnet weiterhin die höchsten Entführungsraten des Landes, wobei die Bürger die Hauptlast der Sicherheitsversagen tragen.

Lucas Martin

Lucas Martin ist ein preisgekrönter Technologiekorrespondent einer großen französischen Tageszeitung, bekannt dafür, komplexe Technologiethemen für ein breites Publikum verständlich zu machen.

Read full bio →

You Might Also Like