Politische Krise eskaliert während Präsident Rajoelina das Land verlässt
Madagaskar steht vor der schwersten politischen Krise seit Jahren, nachdem Präsident Andry Rajoelina das Land verlassen hat, nachdem er von einem Mordanschlag und einem laufenden Putschversuch berichtete. Der Präsident trat erstmals seit Wochen in einer Facebook-Livestream-Übertragung öffentlich auf und enthüllte, dass er Madagaskar aus Sicherheitsgründen verlassen habe. 'Ich werde nicht zulassen, dass Madagaskar zerstört wird,' erklärte Rajoelina in seiner emotionalen Rede, während er sich weigerte, über einen Rücktritt zu sprechen.
Militärmeuterei und Jugendproteste vereinen sich
Die Krise erreichte einen Wendepunkt, als sich die Elitemilitäreinheit CAPSAT (Army Personnel Administration Centre), die Rajoelina bereits 2009 an die Macht gebracht hatte, den von Jugendlichen geführten regierungsfeindlichen Protesten anschloss. Die Einheit beanspruchte die Kontrolle über die Streitkräfte Madagaskars und ernannte General Demosthene Pikulas zum neuen militärischen Führer. 'Wir sind dem Ruf des Volkes gefolgt,' erklärte ein CAPSAT-Sprecher und bestritt gleichzeitig, einen Putsch durchzuführen.
Die Proteste begannen vor drei Wochen als friedliche Demonstrationen gegen chronische Wasser- und Stromengpässe, entwickelten sich jedoch zu einer breiteren Bewegung, die Rajoelinas Rücktritt fordert. Organisiert von der Gen Z Madagaskar Bewegung, hat sich die Unruhe auf acht Städte der Insel ausgebreitet.
Humanitäre Krise und internationale Reaktion
Die Vereinten Nationen melden mindestens 22 Tote und mehr als 100 Verletzte bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. In großen Städten wurden nächtliche Ausgangssperren verhängt, und Air France hat Flüge aufgrund von Sicherheitsbedenken gestrichen. Die Afrikanische Union hat tiefe Besorgnis geäußert und die Streitkräfte zur Zurückhaltung bei politischen Einmischungen aufgefordert.
Die US-Botschaft in Antananarivo hat Bürger dazu aufgefordert, in Gebäuden zu bleiben und vor der unvorhersehbaren Sicherheitslage gewarnt. 'Die Situation bleibt extrem unvorhersehbar und gefährlich,' bestätigte ein Botschaftssprecher.
Ursachen: Armut und Infrastrukturprobleme
Madagaskar, das 1960 von Frankreich unabhängig wurde, bleibt eines der ärmsten Länder der Welt, wobei 75% der 30 Millionen Einwohner in Armut leben. Die aktuelle Krise resultiert aus grundlegenden Infrastrukturproblemen - tägliche Stromausfälle von mehr als 12 Stunden und unzuverlässige Wasserversorgung, die Millionen ohne Grundbedürfnisse zurücklassen.
Laut Menschenrechtsorganisationen haben nur etwa ein Drittel der Madagassen Zugang zu Elektrizität, obwohl das Staatsunternehmen 10% der Staatseinnahmen verbraucht.
Historischer Kontext und politische Instabilität
Dies markiert ein neues Kapitel in der Geschichte politischer Unruhen in Madagaskar. Rajoelina kam erstmals 2009 durch einen vom Militär unterstützten Putsch an die Macht, der Präsident Marc Ravalomanana vertrieb. Nach seinem Rücktritt 2014 nach Wahlen kehrte er 2019 durch demokratische Wahlen an die Macht zurück.
Die aktuelle Krise stellt die schwerste Herausforderung für seine Führung dar, wobei Demonstranten ihm 24 Stunden Zeit gegeben haben, sein Amt niederzulegen, und die Bewegung es als 'Revolution' bezeichnen. Rajoelina hat seine gesamte Regierung entlassen, um die Spannungen zu verringern, besteht jedoch darauf, dass er nicht zurücktreten wird.
Während sich die Situation weiterentwickelt, verfolgt die internationale Gemeinschaft die Ereignisse genau und ist besorgt über die Möglichkeit weiterer Gewalt und die Stabilität eines der artenreichsten Länder Afrikas.