Polizei in Georgien greift hart bei Sturm auf Präsidentenpalast ein

Georgische Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein, die während Kommunalwahlen den Präsidentenpalast stürmen wollten. Die Auseinandersetzungen spiegeln die anhaltende politische Krise seit den umstrittenen Wahlen 2024 wider.

Massive Proteste eskalieren in Tiflis

Die georgische Polizei setzte Wasserwerfer, Pfefferspray und Tränengas gegen Tausende Demonstranten ein, die am 4. Oktober 2025 versuchten, den Präsidentenpalast in Tiflis zu stürmen. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen fanden während der Kommunalwahlen statt, die von Oppositionsgruppen weitgehend boykottiert wurden, was die schwerste Eskalation in der anhaltenden politischen Krise in Georgien markiert.

Zehntausende Demonstranten versammelten sich im Zentrum von Tiflis, schwenkten georgische und EU-Flaggen und forderten die Freilassung politischer Gefangener sowie vorgezogene Parlamentswahlen. Die Demonstration war Teil dessen, was Oppositionsführer als 'friedliche Revolution' gegen die regierende Georgische Traum-Partei bezeichneten.

Wahlboykott und politische Spannungen

Der Protest fiel mit den Kommunalwahlen in Georgien zusammen, an denen Oppositionsparteien nicht teilnahmen und die sie als 'Scheinwahlen' bezeichneten. 'Wir können diesen betrügerischen Prozess nicht legitimieren,' sagte Oppositionsführer Nika Melia in einer Erklärung gegenüber Reportern. 'Das Volk verdient freie und faire Wahlen, nicht diese Farce.'

Die aktuelle politische Krise datiert auf Oktober 2024 zurück, als die regierende Georgische Traum-Partei den Sieg bei Parlamentswahlen beanspruchte, die internationale Beobachter als grundlegend mangelhaft beschrieben. Die Situation verschlechterte sich im November 2024, als die Regierung ankündigte, die EU-Beitrittsgespräche bis 2028 auszusetzen, trotz überwältigender öffentlicher Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft.

Polizeieinsatz und Verletzte

Laut Berichten des Gesundheitsministeriums wurden 21 Sicherheitskräfte und 6 Demonstranten mit Verletzungen nach den Auseinandersetzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei erklärte die Versammlung für illegal und behauptete, Demonstranten hätten die gesetzlichen Normen überschritten. 'Wir handelten innerhalb unserer gesetzlichen Befugnisse, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten,' sagte Sprecherin Nino Giorgobiani vom Innenministerium.

Menschenrechtsorganisationen äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich des Polizeieinsatzes. 'Der Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas gegen friedliche Demonstranten stellt eine gefährliche Eskalation dar,' sagte Ana Natsvlishvili von der Georgischen Vereinigung junger Anwälte.

Breiterer politischer Kontext

Die Proteste spiegeln die vertiefende politische Spaltung in Georgien wider. Die regierende Georgische Traum-Partei, gegründet vom Milliardär Bidzina Ivanishvili, wird beschuldigt, das Land in den Einflussbereich Russlands zu führen und gleichzeitig die Opposition zu unterdrücken. Oppositionsfiguren und Journalisten waren in den letzten Monaten von Verhaftungen und Einschüchterungen betroffen.

Das Europäische Parlament verabschiedete im Februar 2025 eine Resolution, in der es erklärte, die Ergebnisse der georgischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen nicht als legitim anzuerkennen. Die USA, das Vereinigte Königreich und mehrere EU-Mitgliedstaaten haben Sanktionen gegen hochrangige Funktionäre des Georgischen Traums verhängt.

Als die Nacht über Tiflis hereinbrach, versprachen die Demonstranten, ihre Proteste trotz des Polizeieinsatzes fortzusetzen. 'Wir werden nicht schweigen,' erklärte ein junger Demonstrant, der anonym bleiben wollte. 'Hier geht es um unsere Zukunft und das europäische Schicksal unseres Landes.'

Anna Petrova

Anna Petrova ist eine gefeierte russische Investigativjournalistin, die für ihre Enthüllungen von Korruption und Menschenrechtsverletzungen in ganz Osteuropa bekannt ist. Ihre bahnbrechenden Berichte stellen Machtstrukturen in Frage.

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