Südkorea verbietet Bärengalle-Gewinnung ab Januar 2026

Südkorea verbietet die Gewinnung von Bärengalle ab Januar 2026 und beendet damit jahrzehntelange umstrittene Praktiken. Das Verbot folgt auf sinkende Zahlen in der Industrie und wachsendes Tierschutzbewusstsein, obwohl Herausforderungen bei der Unterbringung der Bären und der Entschädigung der Landwirte bleiben.

Historisches Verbot beendet umstrittene Praxis

Südkorea hat einen bahnbrechenden Beschluss angekündigt, um die umstrittene Bärengalle-Industrie formell zu beenden. Ein vollständiges Verbot der Zucht, Haltung von Bären und der Galleentnahme tritt am 1. Januar 2026 in Kraft. Dieser historische Schritt folgt auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2022 zwischen Regierungsbeamten, Landwirten und Tierschutzorganisationen und stellt einen bedeutenden Sieg für Tierschützer dar, die jahrzehntelang gegen diese Praxis gekämpft haben.

Die harte Realität der Bärengalle-Gewinnung

Die Bärengalle-Gewinnung umfasst die Extraktion von Galle von Asiatischen Schwarzbären, üblicherweise Mondbären genannt, für die Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin. Die Praxis, die in den frühen 1980er Jahren in Südkorea begann, ist weltweit wegen extremer Grausamkeit verurteilt worden. Bären werden typischerweise in kleinen Käfigen gehalten, manchmal bis zu 30 Jahre lang, wo sie nicht stehen, sich umdrehen oder natürliches Verhalten zeigen können. Die Methoden der Galleentnahme umfassen schmerzhafte chirurgische Eingriffe, die oft permanente Fisteln oder eingeführte Katheter hinterlassen, was zu Infektionen und hohen Sterblichkeitsraten führt.

„Diese Bären erleiden unvorstellbares Leid – eingesperrt in Käfigen, die kaum größer sind als ihr Körper, und wiederholten schmerzhaften Prozeduren während ihres Lebens ausgesetzt,“ sagte ein Sprecher von Humane Society International, einer der Organisationen, die gegen die Praxis gekämpft haben.

Schrumpfende Industrie und sich ändernde Einstellungen

Die Industrie hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen dramatischen Rückgang erlebt. Im Jahr 2014 wurden etwa 1.000 Bären auf südkoreanischen Farmen gehalten, aber diese Zahl ist jetzt auf nur noch 199 Bären verteilt auf 11 Farmen gesunken. Dieser Rückgang spiegelt verschiedene Faktoren wider: zunehmendes öffentliches Bewusstsein für Tierquälerei, Fragen zur medizinischen Wirksamkeit von Bärengalle und die Verfügbarkeit billigerer synthetischer Alternativen wie Ursodeoxycholsäure (UDCA), dem Wirkstoff in Bärengalle.

„Das öffentliche Bewusstsein für Tierschutz hat sich in Südkorea grundlegend verändert,“ bemerkte die Umweltpolitikexpertin Dr. Lee Min-ji. „Was einst als traditionelle Medizin akzeptiert wurde, wird heute allgemein als unnötige Grausamkeit anerkannt.“

Umsetzungsherausforderungen und Entschädigung

Obwohl das Verbot Fortschritt darstellt, bleiben erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung bestehen. Die Regierung hat ein Auffangzentrum in der Provinz Jeolla mit Kapazität für 49 Bären eingerichtet, aber Tierschutzorganisationen behaupten, dass dies für die 199 Bären, die noch auf Farmen sind, unzureichend ist. Bisher wurden nur 21 Bären in das Auffangzentrum überführt, wobei Streitigkeiten über Entschädigungsbeträge weitere Überführungen verzögern.

Landwirte, die ihre Bären abgeben, erhalten staatliche Entschädigungen, aber viele behaupten, dass die Beträge ihre Schulden aus jahrelangen Unterhaltskosten nicht decken. „Wir haben unser Leben in dieses Geschäft investiert, und jetzt werden wir gezwungen, es ohne angemessene Unterstützung aufzugeben,“ sagte ein Landwirt, der anonym bleiben wollte.

Rechtlicher Rahmen und internationaler Kontext

Das Verbot ist Teil von Südkoreas überarbeitetem Tierschutzgesetz, das Gefängnisstrafen von 2-5 Jahren für Verstöße vorsieht. Landwirte erhalten eine sechsmonatige Schonfrist nach Inkrafttreten des Verbots, riskieren aber rechtliche Sanktionen, wenn sie mit der Galleentnahme fortfahren. Südkorea schließt sich einer wachsenden Liste von Ländern an, die die Bärengalle-Gewinnung einschränken, obwohl die Praxis in China, Vietnam, Laos und Myanmar illegal fortbesteht, wo schätzungsweise 12.000 Bären in Gefangenschaft bleiben.

Umweltminister Kim Sungwhan erklärte: „Diese Entscheidung zeigt Südkoreas Engagement für Tierschutz und unsere internationalen Verantwortlichkeiten. Wir arbeiten an einem reibungslosen Übergang sowohl für die Bären als auch für die Landwirte, die von dieser Veränderung betroffen sind.“

Die Zukunft für gerettete Bären

Tierschutzorganisationen plädieren für die Einrichtung zusätzlicher Auffangeinrichtungen, um gerettete Bären unterzubringen. „Während wir dieses Verbot feiern, müssen wir sicherstellen, dass diese Bären die richtige Pflege und Rehabilitation erhalten,“ sagte ein Vertreter von Animals Asia. „Viele haben physisches und psychologisches Trauma, das jahrelange spezialisierte Behandlung erfordern wird.“

Das Verbot markiert das Ende eines dunklen Kapitels in Südkoreas Beziehung zu Wildtieren, aber Aktivisten betonen, dass anhaltende Wachsamkeit und gute Umsetzung entscheidend sein werden, um das Wohlergehen der verbleibenden Bären zu gewährleisten und ein Wiederaufleben der Industrie zu verhindern.

Sophie Turner

Sophie Turner ist eine angesehene politische Analystin für ein führendes britisches Nachrichtenmagazin. Ihre aufschlussreichen Kommentare zu britischen und globalen Angelegenheiten haben sie als vertrauenswürdige Stimme im politischen Journalismus etabliert.

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