Deutsche Maschinenindustrie fordert Neuverhandlung von US-Handelsabkommen

Die deutsche Maschinenindustrie fordert Neuverhandlungen des EU-US-Handelsabkommens, da zusätzliche Stahl- und Aluminiumzölle 56% der Exporte treffen könnten. VDMA-Präsident warnt vor 'foul play' und Auswirkungen auf die US-Verteidigungsproduktion.

Deutsche Industrie fordert Neuverhandlung des Handelsabkommens mit den USA

Deutsche Industrievertreter fordern dringende Neuverhandlungen des Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten und warnen, dass zusätzliche Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte den Maschinensektor unverhältnismäßig stark treffen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat Alarm geschlagen wegen dessen, was er als 'foul play' in den transatlantischen Handelsbeziehungen bezeichnet.

Zollstruktur schafft schwere Belastung

Gemäß dem Abkommen, das im Juli 2025 zwischen der Trump-Regierung und der Europäischen Kommission geschlossen wurde, sehen sich Hersteller aus der EU mit einer komplexen Zollstruktur konfrontiert, die eine Grundsteuer von 15 Prozent plus einen zusätzlichen Aufschlag von etwa 40 Prozent auf die Stahl- und Aluminiumkomponenten von Maschinen umfasst, die in die USA exportiert werden. 'Es ist zu befürchten, dass die USA dieses foul play fortsetzen werden,' sagte VDMA-Präsident Bertram Kawlath, der die EU aufforderte, die Verhandlungen fortzusetzen.

Die genauen Zölle werden durch ein kompliziertes Berechnungssystem bestimmt, das nach einer weiteren Runde von Handelsgesprächen im Dezember 2025 auf weitere Produkte in der Branche angewendet wird. Laut VDMA-Berechnungen würde dies bedeuten, dass etwa 56 Prozent der deutschen Maschinenexporte von den Stahl- und Aluminiumzöllen betroffen sind, was praktisch alle Bereiche des Maschinenbaus betrifft.

Weitreichende Auswirkungen auf deutsche Industrie

Der deutsche Maschinensektor, der etwa 3 Prozent des deutschen BIP ausmacht und einen Anteil von 27 Prozent am Weltmarkt hat, beschäftigt etwa eine Million hochqualifizierte Arbeitnehmer. Die Branche kämpft bereits mit erheblichen Herausforderungen, wobei der VDMA einen dramatischen Rückgang der Produktion um 5 Prozent für 2025 prognostiziert, korrigiert von einer früheren Projektion von 2 Prozent.

Kawlath warnte die USA auch vor negativen Auswirkungen auf die eigene Verteidigungsproduktion und wies darauf hin, dass die amerikanische Waffenproduktion von Maschinen abhängt, die in Europa hergestellt werden. 'Hier geht es nicht nur um deutsche Exporte - es geht um die vernetzte Natur der modernen Produktion,' sagte ein VDMA-Sprecher gegenüber Reportern.

Historischer Kontext und aktuelle Spannungen

Das EU-US-Handelsabkommen, das am 27. Juli 2025 zwischen der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und dem amerikanischen Präsidenten Donald J. Trump vereinbart wurde, sollte Stabilität und Vorhersehbarkeit in der wichtigsten bilateralen Handelsbeziehung der Welt wiederherstellen. Die Vereinbarung legte eine Zollobergrenze von 15 Prozent für die meisten EU-Exporte in die USA fest, einschließlich wichtiger Sektoren wie Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte.

Die Beibehaltung bestehender Zölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium schafft jedoch weiterhin Herausforderungen für europäische Hersteller. Branchenexperten beschreiben die Vereinbarung als nur einen 'vorübergehenden Waffenstillstand', der die Kernbedenken bezüglich globaler Metallzölle nicht anspricht.

Wirtschaftliche Folgen und industrielle Reaktion

Der VDMA, der 3.600 Maschinen- und Anlagenbauunternehmen vertritt, unterstützt aktiv seine Mitglieder durch Beratung bei der Verwaltung der Zolleinhalten und durch regelmäßige Updates zur US-Handelspolitik. Europäische Unternehmen reagieren, indem sie amerikanische Produktionsstätten einrichten oder ausbauen, um Zollrisiken zu mindern, obwohl dies erhebliche zusätzliche Investitionen darstellt.

'Wir sehen, dass Unternehmen schwierige Entscheidungen über ihre globalen Lieferketten und Produktionsstandorte treffen müssen,' erklärte ein Handelsanalyst, der mit der Situation vertraut ist. 'Die zusätzlichen Kosten sind erheblich und könnten die Wettbewerbsfähigkeit auf wichtigen Märkten beeinflussen.'

Die Organisation betont den Bedarf an Stabilität und Vorhersehbarkeit in den transatlantischen Handelsbeziehungen und warnt, dass anhaltende Unsicherheit zu weiteren Arbeitsplatzverlusten in einer Branche führen könnte, die seit 2020 bereits mehr als 200.000 Industriearbeitsplätze verloren hat.

Lucas Martin

Lucas Martin ist ein preisgekrönter Technologiekorrespondent einer großen französischen Tageszeitung, bekannt dafür, komplexe Technologiethemen für ein breites Publikum verständlich zu machen.

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