Umstrittener Plan für vertriebene Gaza-Bevölkerung
Israels Verteidigungsminister Katz hat vorgeschlagen, die zerstörte Gazastadt Rafah in ein geschlossenes Lager für durch den Konflikt vertriebene Palästinenser umzuwandeln. Der Plan, der israelischen Journalisten offenbart wurde, soll zunächst 600.000 Menschen aufnehmen und möglicherweise auf die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens ausgeweitet werden. Katz beschrieb die Einrichtung als "humanitäre Stadt", in der Bewohner bei der Einreise Sicherheitskontrollen unterzogen werden und dauerhaft eingeschlossen bleiben.
Internationale Reaktionen und Kritik
Menschenrechtsorganisationen verurteilten den Vorschlag umgehend. Der israelische Anwalt Michael Sfard bezeichnete ihn in Kommentaren gegenüber dem Guardian als "Blaupause für Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Der Plan widerspricht der jüngsten Aussage des israelischen Militärs, dass die Zwangsumsiedlung der Bevölkerung von Gaza kein Kriegsziel sei. Premierminister Netanyahu, der das Weiße Haus besuchte, betonte, dass etwaige Verlegungen freiwillig sein müssen, obwohl Experten bezweifeln, dass unter solchen Bedingungen wahre Freiwilligkeit möglich ist.
Historischer Kontext und Umsetzungsschwierigkeiten
Dies ist nicht der erste Umsiedlungsvorschlag - Ex-Präsident Trump hatte zuvor vorgeschlagen, Gazer zu verlegen, um eine "Riviera des Nahen Ostens" zu schaffen. Katz schlug vor, dass internationale Organisationen das Lager verwalten könnten, während israelische Truppen den Umkreis bewachen. Ähnliche Regelungen an Lebensmittelverteilungsstellen hatten bereits zu Hunderten von palästinensischen Opfern geführt, als israelische Kräfte in Menschenmengen feuerten.
Politische Realitäten
Der Forscher Peter Malcontent von der Universität Utrecht stellte fest, dass der Plan radikales Denken innerhalb von Netanyahus Koalition widerspiegelt, zweifelte aber an seiner Umsetzung. "Dies ist nur der Vorschlag eines Ministers, nicht Regierungspolitik", erklärte er und fügte hinzu, dass schlechte Lagerbedingungen Bewohner mit der Zeit unter Druck setzen würden, "freiwillig" zu gehen.