Erstes vollständiges Genom eines altägyptischen Mannes zeigt mesopotamische Abstammung

Wissenschaftler haben erstmals das vollständige Genom eines altägyptischen Individuums sequenziert, das 20% mesopotamische Abstammung offenbart und genetische Belege für kulturellen Austausch während der Pyramidenbauperiode des Alten Reiches liefert.

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Durchbruch in der Erforschung alter DNA

Wissenschaftler haben erstmals das vollständige Genom eines altägyptischen Individuums sequenziert und dabei signifikante genetische Verbindungen zu mesopotamischen Populationen aufgedeckt. Die in Nature veröffentlichte Forschung analysierte DNA eines Mannes, der während des Alten Reiches in Ägypten vor etwa 4.500-4.800 Jahren lebte.

Genetische Enthüllungen

Die Analyse zeigt, dass etwa 20% der Abstammung des Mannes aus der östlichen Region des Fruchtbaren Halbmondes stammten, die das heutige Irak umfasst. Dies liefert den ersten genetischen Beweis, der archäologische Theorien über kulturellen Austausch zwischen dem alten Ägypten und mesopotamischen Zivilisationen während der Pyramidenbau-Ären stützt.

Das Individuum

Der Mann war zum Zeitpunkt seines Todes etwa 60 Jahre alt und arbeitete wahrscheinlich als Töpfer, basierend auf Skelettanalysen. Seine Überreste wurden 1902 in Nuwayrat, 250 km südlich von Kairo, in einer versiegelten Tongut-Kiste entdeckt. Entscheidend ist, dass er bestattet wurde, bevor Mumifizierungspraktiken in Ägypten weit verbreitet waren.

Überwundene technische Herausforderungen

Die DNA-Extraktion aus altägyptischen Überresten stellt aufgrund des heißen Klimas, das den Abbau beschleunigt, und von Mumifizierungsprozessen, die genetisches Material schädigen, besondere Schwierigkeiten dar. Forscher des Londoner Francis Crick Institute setzten neue kontaminationsfreie Techniken ein, um genetisches Material aus Zähnen und Backenzähnen zu gewinnen.

Historischer Kontext

Das Alte Reich (ca. 2700-2200 v. Chr.) repräsentiert Ägyptens erstes goldenes Zeitalter des Pyramidenbaus, einschließlich des Gizeh-Komplexes. Während dieser Periode galten ägyptische Könige als lebende Götter mit absoluter Autorität, und der Staat war in Memphis zentralisiert.

Wissenschaftliche Rezeption

Der Genetiker David Reich von Harvard bezeichnete die Ergebnisse als "unglaublich aufregend und wichtig" und merkte an, dass Forscher lange auf einen solchen Durchbruch gehofft hatten. Das britische Team plant die Zusammenarbeit mit ägyptischen Forschern für breitere Studien zu antiken Migrationsmustern.

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