Präsident Trump startet die letzten Vorstellungsgespräche für den nächsten Fed-Vorsitzenden, wobei Kevin Hassett als Favorit gilt. Die Auswahl fällt mit Zinssenkungen der Fed und Debatten über die Unabhängigkeit der Zentralbank zusammen.
Trump startet endgültige Auswahlgespräche für Fed-Vorsitz
Präsident Donald Trump hat diese Woche die letzte Runde der Vorstellungsgespräche zur Auswahl des nächsten Vorsitzenden der Federal Reserve begonnen. Kevin Hassett, Direktor des National Economic Council, gilt dabei als klarer Favorit, um Jerome Powell nachzfolgen, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Das Auswahlverfahren, das letzte Woche vorübergehend gestoppt worden war, ist nun wieder angelaufen. Die Gespräche beginnen am Mittwoch mit dem ehemaligen Fed-Gouverneur Kevin Warsh.
'Ich habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, wen ich will,' sagte Trump gegenüber Reportern an Bord der Air Force One und zeigte damit sein Vertrauen in den Auswahlprozess. Die Äußerungen des Präsidenten kamen, als die Märkte zunehmend auf die Ernennung von Hassett wetteten. Eine kürzliche CNBC-Umfrage zeigt, dass 84% der Befragten glauben, Trump werde seinen Top-Wirtschaftsberater für die Position wählen.
Der Kandidatenpool und der Zeitplan
Die engere Auswahl umfasst fünf Kandidaten: Kevin Hassett, den ehemaligen Fed-Gouverneur Kevin Warsh, die aktuellen Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman sowie BlackRocks Chef für festverzinsliche Anlagen, Rick Rieder. Finanzminister Scott Bessent wird Trump bei den Gesprächen begleiten, beginnend mit Warsh am Mittwoch.
Laut mit dem Prozess vertrauten Quellen erwägt das Weiße Haus eine verkürzte Amtszeit für Hassett. Dies könnte eine Gelegenheit für Bessent schaffen, später die Rolle zu übernehmen. Dieser strategische Schachzug würde es Trump ermöglichen, einen Loyalisten auf den Posten zu setzen, während Flexibilität für künftige Führungswechsel erhalten bliebe.
Marktreaktionen und wirtschaftliche Implikationen
Die Finanzmärkte verfolgen den Auswahlprozess genau. Vorhersagemärkte geben Hassett eine Chance von 63-79%, ausgewählt zu werden. Der Zeitpunkt ist besonders bedeutsam, da die Federal Reserve am Dienstagabend eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt ankündigte – die dritte in Folge in diesem Jahr.
'Der nächste Fed-Vorsitzende erbt eine gespaltene Zentralbank, die über Zinssenkungen versus Inflationssorgen debattiert,' merkte ein Marktanalyst an. Trump hat Powell wiederholt kritisiert, weil er die Zinsen nicht schnell genug gesenkt habe, was Spannungen zwischen dem Weißen Haus und der traditionell unabhängigen Zentralbank erzeugte.
Kontroverse um Hassetts Kandidatur
Trotz seines Favoritenstatus hat Hassetts potenzielle Ernennung erhebliche Kontroversen ausgelöst. Kritiker äußern Bedenken über seine Wandlung zum politischen Loyalisten, der die Gefälligkeit gegenüber Präsident Trump über objektive Wirtschaftsanalyse stellt. Ehemalige Kollegen haben Alarm geschlagen wegen Hassetts Bereitschaft, Trumps Agenda zu unterstützen, selbst wenn sie wirtschaftlichen Daten widerspricht.
Befürworter loben Hassett jedoch als 'Hard-Money-Mann', der Inflationsbekämpfung versteht. Stephen Moore, ein ehemaliger Wirtschaftsberater Trumps, sagte Reportern: 'Kevin versteht, dass die Hauptaufgabe der Fed die Wahrung der Preisstabilität ist, und er wird sich nicht von politischem Druck beeinflussen lassen.'
Die Autopen-Kontroverse und rechtliche Herausforderungen
In einer überraschenden Entwicklung hat Trump Fragen zur Gültigkeit einiger Federal Reserve-Ernennungen seines Vorgängers Joe Biden aufgeworfen. Während einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania deutete Trump an, dass einige Dokumente möglicherweise mit einem Autopen statt mit Bidens tatsächlicher Unterschrift unterzeichnet worden seien.
'Vielleicht liege ich falsch, aber wir werden es überprüfen,' sagte Trump zur Menge und deutete an, dass er versuchen könnte, bestimmte Fed-Gouverneure aus diesen technischen Gründen zu entfernen. Rechtsexperten halten diese Möglichkeit jedoch für gering und weisen darauf hin, dass frühere Versuche, Biden-Entscheidungen wegen Autopen-Unterschriften für ungültig zu erklären, auf Skepsis gestoßen sind.
Die Verwendung von Autopen geht auf Präsident Harry Truman in den 1940er Jahren zurück. Das Justizministerium kam 2005 zu dem Schluss, dass ein Präsident gesetzlich jemand anderen oder einen Autopen autorisieren darf, Dokumente in seinem Namen zu unterzeichnen.
Was folgt für die Geldpolitik?
Die jüngste Zinssenkung der Federal Reserve bringt den Leitzins auf einen Zielkorridor zwischen 3,5% und 3,75%. Beamte gaben jedoch an, dass weitere Senkungen möglicherweise pausiert werden. Dieser vorsichtige Ansatz spiegelt die anhaltende Debatte innerhalb der Zentralbank wider, wie Sorgen um das Wirtschaftswachstum gegen anhaltende Inflation abgewogen werden sollen.
Laut Wirtschaftsanalysten sieht sich die Fed mit einem komplizierten Bild konfrontiert: Die Inflation liegt bei etwa 3% (über dem 2%-Ziel) und das Beschäftigungswachstum war 2025 schwach. Die Situation wird durch einen Mangel an aktuellen Wirtschaftsdaten aufgrund eines Government Shutdown weiter verkompliziert.
Das Weiße Haus strebt eine Bekanntgabe von Trumps Fed-Wahl bis Weihnachten an, was den Weg für einen möglicherweise kontroversen Bestätigungsprozess im Senat ebnen würde. Wie ein erfahrener Beobachter in Washington anmerkte: 'Wen auch immer Trump auswählt, er wird einer intensiven Prüfung seiner Haltung zur Fed-Unabhängigkeit unterzogen werden – zu einem Zeitpunkt, an dem der politische Druck auf die Geldpolitik noch nie so hoch war.'
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