
Neue Transparenzregeln für Plattformen
Die Europäische Union hat bahnbrechende Vorschriften eingeführt, die Social-Media-Unternehmen zur Offenlegung ihrer Algorithmen verpflichten. Nach dem Digital Services Act (DSA) und dem KI-Gesetz müssen Plattformen wie Meta, TikTok und YouTube nun ihre Inhaltsauswahlkriterien offenlegen und Nutzern Moderationsentscheidungen erklären. Diese Regeln sind seit Anfang 2025 nach einer gestaffelten Einführungsphase voll wirksam.
Offenlegungspflichten
Plattformen müssen nun öffentlich dokumentieren:
- Wie Empfehlungsalgorithmen Inhalte priorisieren
- Kriterien für Shadow-Banning von Beiträgen
- Parameter für Werbetargeting
- Moderationsentscheidungsprozesse
Die Regeln gelten insbesondere für "sehr große Online-Plattformen" mit über 45 Millionen EU-Nutzern. Diese Unternehmen müssen jährliche Risikobewertungen bei der EU-Kommission einreichen.
Durchsetzung und Sanktionen
Nichteinhaltung kann Bußgelder bis zu 6% des globalen Jahresumsatzes nach sich ziehen. Das Europäische Zentrum für Algorithmustransparenz (ECAT) in Sevilla überwacht die Einhaltung. Nationale Behörden wie die Bundesnetzagentur führen Kontrollen durch.
EU-Kommissar Thierry Breton erklärte: "Nutzer verdienen zu wissen, warum bestimmte Inhalte in ihren Feeds erscheinen. Diese Regeln beenden die Ära undurchsichtiger Algorithmen."
Auswirkungen auf Nutzer
Europäische Social-Media-Nutzer sehen nun:
- Klare Kennzeichnungen algorithmisch geförderter Inhalte
- Optionen zum Deaktivieren von Empfehlungsalgorithmen
- Detaillierte Erklärungen bei Inhaltsentfernungen
- Zugang zu chronologischen Feeds ohne Profilerstellung
Globale Auswirkungen
Die Vorschriften beeinflussen globale Standards, wobei Länder wie Brasilien ähnliche Gesetze erwägen. Meta kündigte an, einige Transparenzfunktionen weltweit einzuführen. Kritiker warnen jedoch vor "Symbol-Compliance" ohne echte Veränderung.
Digitale Rechtsexpertin Eva Simon betont: "Transparenz ist entscheidend, aber Offenlegungen dürfen nicht zu unverständlichen Datenberichten verkommen."
Die EU entwickelt zusätzliche Leitlinien zur Transparenz generativer KI bis Ende 2025.