Der Leiter der Curaçao-Steuerbehörde Alfonso Trona wird wegen Korruption untersucht, nachdem Prüfberichte ein geheimes 'Schubladen'-System mit bevorzugten Steuerregelungen für Beamte und Politiker aufgedeckt haben.
Großangelegter Korruptionsskandal bei Curaçao-Steuerbehörde
Die Staatsanwaltschaft auf Curaçao hat eine formelle Untersuchung gegen Alfonso Trona, den Leiter der Inselsteuerbehörde, eingeleitet, nachdem Enthüllungen über systematische Korruption und Bevorzugung einflussreicher Steuerzahler ans Licht kamen. Die Untersuchung folgt auf durchgesickerte Prüfberichte der Stiftung Overheidsaccountants Bureau (SOAB), die jahrelange unregelmäßige Steuerpraktiken aufdeckten, die der karibischen Insel Millionen an Einnahmen gekostet haben.
Geheimes 'Schubladen'-System entdeckt
Laut vertraulichen SOAB-Dokumenten, die NOS erhalten hat, führte Trona ein sogenanntes "geheimes Schubladen"-System, bei dem er persönlich Steuerakten von Politikern, hohen Beamten und Geschäftsleuten außerhalb der normalen Verfahren bearbeitete. Dieses System ermöglichte es ihm, bevorzugte Steuervereinbarungen ohne ordnungsgemäße Dokumentation oder gesetzliche Grundlage zu gewähren.
"Es gab Fälle, in denen Trona persönlich Zahlungsvereinbarungen für Millionen an Steuerschulden ohne Sicherheiten oder Zinsen unterzeichnete, mit Rückzahlungsfristen über Jahrzehnte," sagte eine mit den Audits vertraute Quelle, die anonym bleiben wollte.
Weitverbreitete öffentliche Empörung
Der Skandal hat enorme öffentliche Wut auf Curaçao ausgelöst, wobei Bürger ihren Zorn auf Social-Media-Plattformen äußern. "Die öffentliche Diskussion zeigt, wie stark das Vertrauen in die Regierung unter Druck steht," bemerkte Dick Drayer, Karibik-Korrespondent auf Curaçao. "Während sich die Untersuchung der Staatsanwaltschaft auf die Fakten konzentrieren muss, findet online ein zweiter Kampf um die öffentliche Wahrnehmung statt."
Auf Facebook und WhatsApp fordern Hunderte Bürger Klarheit und äußern ihre Wut über das, was sie als Machtkampf auf Kosten des Landes sehen. Viele beschreiben die Situation als "ein System der Vetternwirtschaft" und "einen Minister, der selbst Richter spielen will."
Aufsichtsbehörden schlagen Alarm
Das College financieel toezicht (Cft), die von den Niederlanden eingesetzte Finanzaufsichtsbehörde, hat wiederholt Bedenken über die Probleme bei der Curaçao-Steuerbehörde geäußert. "Es steht ein hoher Betrag an Steuer- und Beitragsschulden aus. Das bereitet dem Cft Sorgen," erklärte die Behörde in Reaktion auf Fragen.
Trotz eines seit April 2025 bereitstehenden Verbesserungsplans zur Reorganisation der Steuerbehörde bleibt das Cft unsicher über tatsächliche Fortschritte. "Bisher wurden trotz mehrfacher Erinnerung noch keine Fortschrittsinformationen geteilt," bemerkte die Aufsichtsbehörde.
Politische Konsequenzen und Rücktritt
Der Skandal hat bereits politische Opfer gefordert. Der ehemalige Finanzminister Javier Silvania trat nach der Kontroverse zurück, die teilweise durch durchgesickerte Audioaufnahmen seiner hitzigen Auseinandersetzung mit Trona ausgelöst wurde. In den Aufnahmen beschuldigten sich beide Männer gegenseitig der Korruption, wobei Trona angeblich damit drohte, Beweise aus seiner "Schublade" zu enthüllen.
Der neue Finanzminister Charles Cooper bestätigte die Untersuchung gegenüber NOS, gab aber an, nicht zu wissen, wann diese begann. Der geschäftsführende Staatssekretär Van Marum für Königreichsbeziehungen betonte die Bedeutung des öffentlichen Vertrauens und stellte fest: "Dieses Vertrauen ist durch die Berichte über die Vorgänge beim Steuereinnehmer gefährdet."
Strukturelle Regierungsprobleme
Die Audits enthüllen tiefgreifende strukturelle Probleme im Curaçao-Steuereinzugssystem. Trona soll interne Kontrollabteilungen umgangen und Entscheidungen auf der Grundlage mündlicher Anweisungen, WhatsApp-Nachrichten und persönlicher Interventionen getroffen haben. Ein bemerkenswerter Fall betraf Florida Express N.V., bei dem Trona persönlich eine Zahlungsvereinbarung für eine Schuld von 2,2 Millionen Euro ohne Sicherheiten oder Zinsen mit einer Rückzahlungsfrist von 30 Jahren unterzeichnete.
Die SOAB-Berichte dokumentieren etwa 10 Millionen Gulden an fragwürdigen Vereinbarungen, wobei Prüfer Tronas Handeln als "im Widerspruch zu Gesetzen und Vorschriften" beschreiben. Obwohl der genaue finanzielle Schaden unbekannt bleibt, deuten Schätzungen auf Dutzende Millionen Euro an verlorenen Steuereinnahmen für den Inselstaat hin.
Trona, der weiterhin als Leiter der Landsontvanger (Steuerbehörde) im Amt ist, geht ab Montag für 3-4 Wochen in den Urlaub und erklärt, er müsse sich "von diesem ganzen Geschehen erholen." Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft geht weiter, während der Skandal droht, das öffentliche Vertrauen in die Regierungsinstitutionen Curaçaos weiter zu untergraben.
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