
Diskriminierungsskandal Zwingt Belgischen Bürgermeister zum Rücktritt
Pieter De Crem, der langjährige Bürgermeister von Aalter in Ostflandern, ist nach einem großen Diskriminierungsskandal zurückgetreten. Eine offizielle Überprüfung ergab, dass seine Verwaltung systematisch Einwohner mit ausländisch klingenden Namen bei kommunalen Registrierungsverfahren diskriminierte.
Systematische Diskriminierung Aufgedeckt
Die von der Aufsichtsbehörde Flanderns durchgeführte Prüfung ergab, dass Menschen mit nicht-belgischen Nachnamen Wartezeiten von bis zu neunmal länger als belgische Staatsbürger für die offizielle Registrierung hatten. Während Belgier durchschnittlich 15 Tage warteten, waren Nicht-Belgier mit durchschnittlichen Verzögerungen von 136 Tagen konfrontiert, wobei einige Fälle über 450 Tage hinausgingen.
Diese diskriminierende Praxis hatte schwerwiegende Folgen für betroffene Einwohner. Ohne ordnungsgemäße Registrierung konnten Einzelpersonen ihre Kinder nicht in lokalen Schulen anmelden, Kindergeld beantragen oder Arbeitsverträge unterzeichnen, was ihnen effektiv den Zugang zu essentiellen öffentlichen Dienstleistungen verweigerte.
Politische Auswirkungen und Rücktritt
De Crem, ein prominentes Mitglied der Christlich-Demokratischen und Flämischen (CD&V) Partei und ehemaliger belgischer Verteidigungsminister und Vizepremierminister, verteidigte die Politik zunächst als "gute Regierungsführung" zur Bekämpfung von Immobilienspekulation. Ermittler fanden jedoch keine Beweise, die diese Rechtfertigung stützten.
Der Skandal wurde durch investigative Berichterstattung des VRT-Programms Pano und der Zeitung De Morgen im März 2025 aufgedeckt. Ihre Ergebnisse wurden später durch die offizielle Überprüfung von 204 Registrierungsfällen bestätigt.
Nach zunehmendem öffentlichem Druck und Kritik kündigte De Crem seinen Rücktritt am 7. September 2025 an und beendete damit seine 30-jährige Amtszeit als Bürgermeister von Aalter. In seiner Rücktrittserklärung betonte er die Notwendigkeit von "Kontinuität der Regierungsführung und der Rückkehr der Serenität in unsere schöne Gemeinde."
Breitere Implikationen
Dieser Fall unterstreicht die anhaltenden Herausforderungen bei der Integration und Gleichbehandlung ausländischer Einwohner in Belgien. Aalter, zwischen Brügge und Gent gelegen mit etwa 29.000 Einwohnern, steht nun vor der Aufgabe, Vertrauen wiederherzustellen und faire Registrierungsverfahren umzusetzen.
Der Skandal hat breitere Diskussionen über institutionelle Diskriminierung und die Notwendigkeit transparenter, gerechter öffentlicher Verwaltung in belgischen Gemeinden ausgelöst.