Die EU verleiht den Sacharow-Preis an die inhaftierten Journalisten Andrzej Poczobut (Belarus) und Mzia Amaglobeli (Georgien) für ihre Verteidigung der Pressefreiheit trotz politisch motivierter Inhaftierung.
EU ehrt inhaftierte Journalisten aus Belarus und Georgien
Die Europäische Union hat ihren prestigeträchtigen Sacharow-Preis für geistige Freiheit an zwei inhaftierte Journalisten verliehen - Andrzej Poczobut aus Belarus und Mzia Amaglobeli aus Georgien. Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, gab die Preisträger am 22. Oktober 2025 bekannt und würdigte beide Journalisten für ihren Mut, trotz ihrer Inhaftierung die Wahrheit gegenüber der Macht auszusprechen. Sie beschrieb die Anklagen als 'falsche Vorwürfe, einfach weil sie ihre Arbeit machen und sich gegen Ungerechtigkeit aussprechen'.
Die Preisträger 2025: Profile des Mutes
Andrzej Poczobut, ein 52-jähriger polnisch-belarussischer Journalist, der für die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza arbeitet, verbüßt seit seiner Verurteilung im Jahr 2023 eine achtjährige Haftstrafe wegen angeblicher 'Schädigung der nationalen Sicherheit von Belarus'. Seine Berichterstattung über die Massenproteste im Jahr 2020 nach der umstrittenen Wiederwahl von Alexander Lukaschenko machte ihn zum Ziel des autoritären Regimes. Derzeit in Einzelhaft in Strafkolonie Nr. 1 in Nowopolozk inhaftiert, hat sich Poczobuts Gesundheitszustand ohne angemessene medizinische Versorgung Berichten zufolge erheblich verschlechtert.
Mzia Amaglobeli, Mitbegründerin der unabhängigen georgischen Medien Netgazeti und Batumelebi, wurde im August 2025 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie sich angeblich während regierungskritischer Proteste der Polizei widersetzt habe. Die 48-jährige Journalistin ist die erste weibliche politische Gefangene in Georgien seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991. Ihr Fall hat internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Reporter ohne Grenzen zu Verurteilungen veranlasst, die die Anklagen als politisch motiviert beschreiben.
Was ist der Sacharow-Preis?
Der 1988 gegründete und nach dem sowjetischen Physiker und Dissidenten Andrej Sacharow benannte Sacharow-Preis stellt die höchste Auszeichnung der Europäischen Union für Menschenrechtsverteidiger dar. Der Preis umfasst ein Preisgeld von 50.000 Euro und wird durch einen rigorosen Nominierungsprozess ausgewählt, an dem Mitglieder des Europäischen Parlaments beteiligt sind. Zu den früheren Preisträgern gehören Nelson Mandela, Malala Yousafzai und sieben Empfänger, die später den Friedensnobelpreis gewannen.
Breiterer Kontext: Pressefreiheit unter Druck
Die Preisverleihung erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Besorgnis über die Pressefreiheit in beiden Ländern. In Belarus hat das Lukaschenko-Regime seit den Protesten im Jahr 2020 systematisch unabhängige Medien zerschlagen, wobei Tausende von Journalisten und Aktivisten Verfolgung erfahren haben. Wie ein Mitglied des Europäischen Parlaments feststellte: 'Der Fall Poczobut repräsentiert die systematische Unterdrückung kritischer Stimmen in Belarus'.
In Georgien wird die regierende Partei Georgischer Traum zunehmend für Rückschritte bei demokratischen Reformen kritisiert. Die Europäische Union hat nach den umstrittenen Parlamentswahlen 2024 wiederholt zu Neuwahlen aufgerufen, die Oppositionsparteien und internationale Beobachter zufolge durch Betrug und Wählerbeeinflussung beeinträchtigt wurden.
Die Preisverleihung findet am 16. Dezember 2025 in Straßburg statt, obwohl ungewiss bleibt, ob einer der Journalisten angesichts ihrer Inhaftierung anwesend sein kann. Wie Metsola betonte: 'Der Mut dieser Journalisten, sich selbst hinter Gittern gegen Ungerechtigkeit auszusprechen, ist ein kraftvolles Symbol für Freiheit und Demokratie'.
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