Der australische Sonnencreme-Skandal weitet sich mit 21 Produkten aus, die möglicherweise falsche SPF-Angaben haben. Einige testen nur SPF 4 statt der angegebenen SPF 50+. Die TGA-Untersuchung zeigt Testfehler in einem Land mit den weltweit höchsten Hautkrebsraten.

Großer Sonnencreme-Rückruf erschüttert australischen Hautkrebsschutz
Die australische Arzneimittelbehörde TGA hat ihre Untersuchung zu mangelhaften Sonnencremes ausgeweitet, wobei 21 Produkte identifiziert wurden, die möglicherweise deutlich weniger Schutz bieten als auf ihren Etiketten angegeben. Der Skandal, der bereits im Sommer begann, hat aufgedeckt, dass einige Produkte, die SPF 50+ Schutz versprechen, tatsächlich nur SPF 4 getestet wurden. Dies setzt Verbraucher der intensiven ultravioletten Strahlung in Australien gefährlich aus.
Testfehler und Bedenken bezüglich gemeinsamer Formeln
Die Untersuchung konzentriert sich auf eine problematische Basisformulierung, die von Wild Child Laboratories produziert wird. 'Vorläufige Tests deuten darauf hin, dass diese Basisformel wahrscheinlich keinen Schutz über SPF 21 bietet,' erklärte die TGA in ihrer offiziellen Warnung. 'Einige Produkte, die diese Formulierung verwenden, erreichen möglicherweise nicht mehr als SPF 4, was ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit darstellt.'
Das Problem kam ans Licht, nachdem die Verbraucherorganisation CHOICE 20 Sonnencremes testete, die SPF 50 oder 50+ versprachen, und feststellte, dass nur zwei tatsächlich den australischen Standards entsprachen, die für SPF 50+ Produkte mindestens SPF 60 erfordern. Ein Produkt, Ultra Violette Lean Screen SPF50+, testete bei nur SPF 4 und wurde vom Markt genommen.
Globale Auswirkungen auf Sonnencreme-Tests
Der Skandal hat ernsthafte Fragen zur Zuverlässigkeit der SPF-Tests aufgeworfen, die vom im UK ansässigen Labor Princeton Consumer Research Corp (PCR Corp) durchgeführt wurden, das von vielen betroffenen Marken zur Überprüfung ihrer Schutzansprüche genutzt wurde. 'Wir haben PCR bezüglich unserer Bedenken kontaktiert, haben aber noch keine Antwort erhalten,' bestätigte ein TGA-Sprecher.
Laut TGA-Dokumentation ist die SPF-Testvariabilität ein bekanntes internationales Problem aufgrund von Testmethoden mit menschlichen Probanden (ISO 24444), die durch individuelle Hautreaktionen, Unterschiede in der Anwendung durch Techniker und visuelle Rötungsbewertungen beeinflusst werden können.
Australiens einzigartige Hautkrebs-Herausforderung
Die Enthüllungen sind in Australien besonders alarmierend, das die höchste Hautkrebsrate der Welt aufweist. Laut dem Cancer Council Australia erhalten mindestens zwei von drei Australiern im Laufe ihres Lebens eine Hautkrebsdiagnose, wobei fast jeder dritte Australier mit Krebs an Hautkrebs erkrankt.
'Dieses Land ist der Hautkrebs-Hotspot der Welt,' sagte Meike Wijers, NOS-Korrespondentin in Australien. 'Nirgendwo sonst kommt Hautkrebs so häufig vor wie hier. Australier wachsen mit zahlreichen Warnungen auf, sich vor der Sonne zu schützen.'
Regulierungsmaßnahmen und Verbraucherberatung
Die TGA hat bestätigt, dass acht Produkte zurückgerufen wurden oder nicht mehr produziert werden, während zehn andere vorübergehend aus dem Verkauf genommen wurden. Zwei weitere Produkte werden weiterhin untersucht. Wild Child Laboratories, der Hersteller der problematischen Basisformel, hat die Produktion eingestellt.
Trotz der Testfehler betonen Gesundheitsbehörden, dass Sonnencreme für den Schutz unerlässlich bleibt. 'Die Vorteile von Sonnencreme überwiegen weiterhin alle möglichen Risiken,' erklärte die TGA. 'Verbraucher sollten Sonnencreme weiterhin zum UV-Schutz verwenden, während wir unsere Untersuchung abschließen.'
Der Skandal hat Forderungen nach einer Reform der Sonnencreme-Teststandards in Australien ausgelöst, wobei Verbrauchergruppen transparentere Testmethoden und klarere Kennzeichnungsanforderungen fordern, um die öffentliche Sicherheit in einem Land zu gewährleisten, in dem Sonnenschutz buchstäblich eine Frage von Leben und Tod ist.