Kroatien führt Wehrpflicht nach 17 Jahren wieder ein

Kroatien führt nach 17 Jahren die Wehrpflicht wieder ein mit einem 2-monatigen Training für 4000 jährliche Rekruten, was europäische Sicherheitsbedenken nach der Ukraine-Invasion widerspiegelt.

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Kroatien führt Wehrpflicht nach 17 Jahren wieder ein

In einer bedeutenden politischen Wende hat das kroatische Parlament offiziell der Wiedereinführung der Wehrpflicht nach einer 17-jährigen Unterbrechung zugestimmt. Diese Entscheidung markiert eine Rückkehr zur verpflichtenden Militärdienstzeit, die 2008 abgeschafft wurde, und spiegelt wachsende Sicherheitsbedenken in ganz Europa wider.

Zweimonatiges Trainingsprogramm

Das neue Wehrpflichtsystem erfordert, dass berechtigte Bürger zwei Monate lang eine 'militärische Grundausbildung' absolvieren, so das kroatische Verteidigungsministerium. Das Programm zielt darauf ab, grundlegende militärische Fähigkeiten und Einsatzbereitschaftstraining für junge Kroaten bereitzustellen.

'Diese Ausbildung entspricht europäischen Trends und konzentriert sich auf veränderte Sicherheitssituationen, zunehmend häufiger auftretende Naturkatastrophen und Krisenszenarien', erklärte das Verteidigungsministerium in seiner offiziellen Ankündigung.

Schließung der Sicherheitslücke

Seit dem Ende der Wehrpflicht im Jahr 2008 haben etwa 300.000 kroatische Bürger keine militärische Ausbildung erhalten, was laut Verteidigungsbeamten eine erhebliche Lücke in der nationalen Sicherheitsbereitschaft geschaffen hat. Das Ministerium plant, jährlich 4.000 Wehrpflichtige einzuberufen, beginnend mit denjenigen, die 2007 geboren wurden.

Der Zeitpunkt dieser Entscheidung fällt mit zunehmenden Spannungen in Europa nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 und der großangelegten Invasion der Ukraine im Jahr 2022 zusammen. 'Wir leben in Zeiten, die verstärkte nationale Sicherheitsmaßnahmen erfordern', bemerkte ein hochrangiger Verteidigungsbeamter, der anonym bleiben wollte.

Europäischer Kontext

Kroatien schließt sich mehreren anderen europäischen Ländern an, die kürzlich ihre Wehrdienstpolitik überdacht haben. Die Ukraine führte die Wehrpflicht nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 wieder ein, während Schweden 2017 den verpflichtenden Dienst wieder einführte. Deutschland hat ein 'freiwilliges Wehrdienst'-Modell vorgeschlagen, das verpflichtende medizinische Untersuchungen für alle Männer umfasst, die 2008 oder später geboren wurden.

Parallelen zu Deutschland

In Deutschland, obwohl die Wehrpflicht rechtlich weiterhin besteht, wird sie seit 2011 nicht mehr durchgesetzt. Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch eine zunehmende Aufmerksamkeit für militärische Bereitschaft. Der deutsche Verteidigungsminister hat kürzlich Pläne für eine erweiterte freiwillige Wehrdienstoption vorgestellt, und es gibt Debatten über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht angesichts der sich verändernden Sicherheitslage in Europa.

Verteidigungsexperten haben eine 'Eskalationsleiter' beschrieben, bei der der letzte Schritt die Wiedereinführung der Wehrpflicht sein könnte. 'Wir müssen auf alle Szenarien im unsicheren Sicherheitsklima von heute vorbereitet sein', erklärte ein Regierungsvertreter während einer aktuellen parlamentarischen Debatte.

Umsetzungszeitplan

Die kroatische Regierung plant, das neue Wehrpflichtsystem schrittweise umzusetzen, wobei der erste Jahrgang voraussichtlich Anfang 2026 mit der Ausbildung beginnt. Das zweimonatige Programm wird sich auf grundlegende militärische Fähigkeiten, körperliche Fitness und Notfallhilfeausbildung konzentrieren.

Verteidigungsminister Ivan Anusic betonte, dass das Programm darauf ausgelegt sei, 'modern, effizient und relevant für aktuelle Sicherheitsherausforderungen' zu sein. Die Ausbildung wird Lehren aus recenten Konflikten und Naturkatastrophen einbeziehen, die die Region betroffen haben.

Während Europa weiterhin komplexe Sicherheitsherausforderungen bewältigt, stellt Kroatiens Entscheidung zur Wiedereinführung der Wehrpflicht eine bedeutende Verschiebung in der Verteidigungspolitik dar, die andere Länder möglicherweise genau verfolgen werden. Der Schritt unterstreicht die sich entwickelnde Natur der europäischen Sicherheit und die fortlaufende Neubewertung traditioneller Verteidigungsmechanismen in einer zunehmend unsicheren globalen Landschaft.

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