Australiens weltweit einzigartiges Social-Media-Verbot gestartet
Seit dem 10. Dezember 2025 ist in Australien ein weltweit einzigartiges Social-Media-Verbot in Kraft, das Kindern unter 16 Jahren den Zugang zu großen Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Snapchat, YouTube, Twitch, X, Reddit, Threads und Kick verbietet. Die umstrittene Gesetzgebung betrifft etwa eine Million junger Australier und stellt einen der ambitioniertesten Versuche einer Regierung dar, das Online-Verhalten von Jugendlichen zu regulieren.
'Was soll ich ohne Instagram machen?' fragt der 15-jährige Tom Knight, dessen Frage in australischen Haushalten widerhallt, jetzt, da das Verbot in Kraft tritt. Knight und sein Freund Toby Price, beide 15, äußern Frustration über den Verlust des Zugangs zu ihrem digitalen Sozialleben. 'Es ist so nervig. Ich will einfach nur TikTok schauen und Spiele spielen,' sagt Price, der erhebliche Änderungen in seinem Lebensstil erwartet. 'Ich werde wahrscheinlich viel mehr Freizeit haben, aber ich habe keine Ahnung, was ich damit anfangen soll.'
Altersverifikation und Durchsetzungsherausforderungen
Die Verantwortung für die Durchsetzung der Altersgrenze liegt vollständig bei den Social-Media-Unternehmen, die nachweisen müssen, dass sie 'angemessene Schritte' unternehmen, um zu verhindern, dass Jugendliche unter 16 Zugang zu ihren Plattformen erhalten. Unternehmen riskieren Bußgelder von bis zu 49,5 Millionen Australischen Dollar bei Nichteinhaltung, obwohl Eltern und Kinder selbst nicht für Verstöße bestraft werden.
Meta hat bereits begonnen, Konten junger Nutzer zu löschen, mit mehr als 500.000 gesperrten Konten in Vorbereitung auf das Verbot. Altersverifikationsmethoden umfassen die Aufforderung von Ausweisdokumenten, Bankdaten und Gesichtsscans, zusammen mit algorithmischer Analyse des Nutzerverhaltens zur Altersschätzung.
Kommunikationsministerin Michelle Rowland räumt die Grenzen ein: 'Eltern in Australien haben die Regierung gebeten, etwas zu tun. Sie wissen, und wir wissen, dass es nicht perfekt sein wird. Aber für die sieben von zehn Kindern, die online Missbrauch erleben, und für die Generation, die den besten Start ins Leben verdient, müssen wir es versuchen.'
Juristische Herausforderungen und Umgehungsversuche
Das Digital Freedom Project hat im Namen zweier 15-Jähriger eine Klage beim Obersten Gerichtshof eingereicht, mit dem Argument, dass das Verbot die Rechte von Kindern verletzt. Der Fall ist für das nächste Jahr zur Verhandlung angesetzt.
In der Zwischenzeit erkunden Teenager bereits Wege, das Verbot zu umgehen. 'Jeder wird versuchen, sich darum herumzudrücken,' sagt die 14-jährige Connie Rawson, die soziale Medien nutzt, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, die weiter weg wohnen. Methoden umfassen die Nutzung von VPNs, um so zu tun, als ob man sich in Ländern ohne das Verbot befindet, Eltern oder ältere Freunde zu bitten, Gesichtsscans durchzuführen, und sogar Masken zu verwenden, um Gesichtserkennungstechnologie zu täuschen.
Rawson fasst den rebellischen Geist zusammen: 'Es gibt keine Konsequenzen für Kinder, wenn man trotzdem darauf ist. Und es ist auch eine Art Herausforderung. Gerade weil es verboten ist, will man darauf.'
Internationale Aufmerksamkeit und zukünftige Implikationen
Das australische Experiment wird weltweit genau beobachtet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Australiens 'mutigen' Ansatz gelobt und nannte ihn 'einfach gesunden Menschenverstand'. Mehrere Länder, darunter Dänemark, Griechenland, Rumänien, Frankreich, Neuseeland und Malaysia, erwägen ähnliche Maßnahmen.
An der Marrickville High School in Sydney bereiten sich Schüler auf einen Sommer ohne soziale Medien vor. Der 15-jährige Mika Bakota spiegelt die gemischten Gefühle wider: 'Ich muss Telefonnummern von meinen Freunden erfragen, denn wir können dann nicht mehr über soziale Medien miteinander chatten.' Er fügt hinzu: 'Ich glaube nicht, dass das Verbot mich sehr stören wird. Ich sehe es einfach als eine Art Entgiftung.'
Ministerin Rowland erwartet einen herausfordernden Übergang: 'Kinder werden Entzugserscheinungen bekommen. Teenager werden wütend sein und ihr Bestes tun, um ihre Konten trotzdem zu behalten. Aber ich glaube, dass die langfristigen Vorteile die kurzfristigen Unannehmlichkeiten überwiegen.'
Der Erfolg von Australiens Social-Media-Verbot wird von der technologischen Durchsetzung, den juristischen Ergebnissen und davon abhängen, ob sich die versprochenen Vorteile für die psychische Gesundheit materialisieren. Während die Welt zusieht, könnte dieses australische Experiment weltweit prägen, wie Länder den digitalen Schutz von Jugendlichen angehen.