Spanischer Regionalpräsident tritt nach Krisenmanagement-Skandal zurück
Carlos Mazón, der Präsident der spanischen Region Valencia, ist genau ein Jahr nach den katastrophalen Überschwemmungen zurückgetreten, bei denen 229 Menschen ums Leben kamen – eine der tödlichsten Naturkatastrophen Europas in jüngster Zeit. Der konservative Führer kündigte seinen Rücktritt nach Monaten zunehmenden Drucks auf seine Regierung wegen des Umgangs mit der Katastrophe vom 29. Oktober 2024 an, die Gemeinden in der gesamten Region verwüstete.
Ein verhängnisvolles Mittagessen und verspätete Reaktion
Der politische Fall begann am Tag der Überschwemmungen, als Mazón fast vier Stunden lang mit der Journalistin Maribel Vilaplana zu Mittag aß, während sintflutartige Regenfälle ganze Stadtviertel überfluteten. 'Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Ich erkenne sie an und werde den Rest meines Lebens mit ihnen leben müssen,' gestand Mazón während seiner Rücktrittsrede im Palau de la Generalitat Valenciana.
Laut der Aussage von Vilaplana, die am selben Tag, an dem Mazón seinen Rücktritt ankündigte, vor Gericht erschien, war der Regionalführer 'ständig am Simsen und Telefonieren' während ihrer Mahlzeit. Notfallwarnungen wurden jedoch erst nach 20:00 Uhr herausgegeben, als zu diesem Zeitpunkt bereits Dutzende von Opfern in den steigenden Fluten ums Leben gekommen waren.
Öffentliche Empörung und politische Konsequenzen
Das Katastrophenmanagement wurde zu einem politischen Sturm, als Bewohner die Behörden der Fahrlässigkeit beschuldigten. Während einer Gedenkveranstaltung in der vergangenen Woche konfrontierten Angehörige der Opfer Mazón offen, wobei einige 'Mörder' und 'Arschloch' während einer Schweigeminute riefen. Der öffentliche Zorn gipfelte in Massenprotesten, bei denen etwa 50.000 Menschen durch Valencia marschierten, um seinen Rücktritt zu fordern.
Spanien-Korrespondent Miral de Bruijne bemerkte, dass der Zeitpunkt bedeutsam war: 'Dass Carlos Mazón heute seine Entscheidung bekannt gibt, ist kein Zufall. Heute Morgen erschien Maribel Vilaplana, die Journalistin, mit der er am Tag der Katastrophe zu Mittag aß, vor Gericht. Sie musste in einem Gerichtsverfahren aussagen, in dem untersucht wird, ob es beim Regionalmanagement Fahrlässigkeit in der Vorbereitung und Krisenbewältigung gab.'
Historischer Kontext und Klimawandel-Faktoren
Die Überschwemmungen in Valencia im Jahr 2024 stellen die tödlichste Naturkatastrophe in Spanien seit Jahrzehnten dar, bei der laut Wikipedia-Daten ein Jahresniederschlag in nur acht Stunden fiel. Die Katastrophe ereignete sich trotz historischer Warnungen vor Überschwemmungsrisiken in der Region. Im Jahr 1957 töteten ähnliche Überschwemmungen 81 Menschen, was zum Bau des Südlichen Plans für Hochwasserschutz führte, der das Zentrum von Valencia schützte, aber umliegende Städte verwundbar ließ.
Klimawissenschaftler haben auf die Rolle des Klimawandels bei der Intensivierung solcher extremer Wetterereignisse hingewiesen. Die Associated Press berichtete, dass die Überschwemmungen Milliardenschäden verursachten und schwerwiegende Mängel in der regionalen Katastrophenvorsorge aufdeckten.
Politische Auswirkungen und Nachfolge
Mazóns Rücktritt stellt eine bedeutende politische Niederlage für Spaniens konservative Volkspartei dar, die Valencia seit 2023 regierte. Die BBC berichtete, dass Mazóns Unbeliebtheit für die Partei problematisch geworden war und ihre Wahlaussichten sowohl regional als auch national bedrohte.
Trotz seines Rücktritts als Präsident bleibt Mazón Mitglied des Regionalparlaments mit Immunität vor Strafverfolgung. Er bleibt im Amt, bis ein Interimsnachfolger gewählt ist, obwohl die Identität seines Nachfolgers unklar bleibt. Der Rücktritt markiert den Höhepunkt einer einjährigen politischen Krise, die die spanische Regionalpolitik umgestaltet und ernsthafte Fragen zum Katastrophenmanagement im Zeitalter des Klimawandels aufgeworfen hat.