Saudi-Arabien greift strategischen Hafen Mukalla an
In einer dramatischen Eskalation des seit zehn Jahren andauernden Bürgerkriegs im Jemen hat Saudi-Arabien am 30. Dezember 2025 Luftangriffe auf die strategische Hafenstadt Mukalla durchgeführt. Die Angriffe zielten laut Riad auf Waffenlieferungen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) an separatistische Kräfte. Dieser Angriff markiert den schwersten Bruch zwischen den beiden Golf-Verbündeten seit Jahrzehnten und droht, eine neue Front in dem Konflikt zu eröffnen, der bereits über 150.000 Menschenleben gefordert hat.
Der Angriff und die unmittelbaren Folgen
Die von Saudi-Arabien geführte Koalition erklärte, der Angriff habe Waffen und Militärfahrzeuge getroffen, die von zwei Schiffen geladen wurden, die aus Fujairah in den VAE angekommen waren. Laut Militärerklärungen, die über die saudische Nachrichtenagentur verbreitet wurden, wurde der Angriff nachts durchgeführt, um 'Kollateralschäden zu vermeiden', und folgte auf Warnungen an Zivilisten, sich in Sicherheit zu bringen. 'Da die Truppen des Südlichen Übergangsrats in den letzten Wochen immer weiter in Richtung des nördlichen Grenzgebiets zu Saudi-Arabien vorgerückt sind, hat Riad nun eine klare Grenze gezogen, indem es die Waffenlieferungen aus den Emiraten bombardiert hat,' erklärte David Poort, Auslandsredakteur der NOS.
Die international anerkannte Regierung des Jemen reagierte, indem sie den Notstand ausrief, alle Grenzübergänge in von ihr kontrollierten Gebieten schloss und alle VAE-Truppen anwies, das jemenitische Hoheitsgebiet innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Die Regierung setzte auch die Zusammenarbeit mit den VAE im Kampf gegen die Huthi-Rebellen aus.
Wachsende Spannungen zwischen Golf-Verbündeten
Die Konfrontation unterstreicht die komplexen und sich verschiebenden Allianzen innerhalb des Jemen-Konflikts. Saudi-Arabien und die VAE sind seit 2015 Koalitionspartner, als sie gegen die Huthi-Rebellen intervenierten, doch ihre Interessen haben sich zunehmend auseinanderentwickelt. Die VAE unterstützt den Südlichen Übergangsrat (STC), eine separatistische Gruppe, die die Unabhängigkeit Südjemens anstrebt, während Saudi-Arabien die international anerkannte Regierung unterstützt.
'Die Handlungen der Emirate sind extrem gefährlich,' erklärte das saudische Außenministerium und fügte hinzu, dass jede Bedrohung der nationalen Sicherheit Saudi-Arabiens eine 'rote Linie' darstelle. Die VAE äußerte Enttäuschung über die Position Saudi-Arabiens und behauptete, die Schiffe hätten nur Nachschub für Emirati-Truppen, keine Waffen, geladen. Die VAE kündigte jedoch später an, ihre verbleibenden Truppen aus dem Jemen abzuziehen.
Strategische Bedeutung der Provinz Hadramaut
Der nördliche Teil der Provinz Hadramaut, in der Mukalla liegt, grenzt an das Wüstenherz Saudi-Arabiens und hat einen großen historischen und kulturellen Wert für das Königreich. Viele prominente Saudis führen ihre Herkunft auf dieses Gebiet zurück. Der jüngste Vormarsch des STC in Hadramaut in Richtung der saudischen Grenze scheint die entschlossene Reaktion Riads ausgelöst zu haben.
Der STC, der 2017 mit Unterstützung der VAE gegründet wurde, kontrolliert Gebiete des ehemaligen Südjemens und trat 2022 dem Präsidialen Führungsrat des Jemen bei. Die Spannungen sind jedoch weiter geschwelt, während die Gruppe ihre Kampagne für die südliche Unabhängigkeit fortsetzt, obwohl sie offiziell Teil der Regierung ist.
Humanitäre Krise vertieft sich
Die Eskalation erfolgt vor dem Hintergrund dessen, was die Vereinten Nationen als eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt bezeichnen. Laut VN-Berichten ist der Jemen nun das drittunsicherste Land der Welt in Bezug auf Ernährung, mit 18,1 Millionen Menschen, die unter akutem Hunger leiden, und 17 Millionen Menschen, die täglich Schwierigkeiten haben, Nahrung zu finden. Der Konflikt hat Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und grundlegende Dienstleistungen zerstört und Millionen vertrieben.
'Der Konflikt im Jemen ist sowohl ein Spiegel als auch eine Lupe für regionale Volatilität,' sagte der UN-Gesandte Hans Grundberg kürzlich dem Sicherheitsrat und warnte, dass gefährliche Eskalationen eine Rückkehr zu einem großflächigen Krieg drohen.
Regionale Implikationen und internationale Reaktion
Der saudisch-emiratische Bruch hat erhebliche Auswirkungen auf die regionale Stabilität und die breitere Konfliktlandschaft im Nahen Osten. Beide Länder sind wichtige Mitglieder des Kooperationsrats der Arabischen Golfstaaten und haben traditionell eine vereinte Front gegen den iranischen Einfluss in der Region präsentiert. Die Vereinigten Staaten haben Besorgnis geäußert und zu Diplomatie und Zurückhaltung aufgerufen.
Der Vorfall unterstreicht, wie sich der Bürgerkrieg im Jemen von einem einfachen Stellvertreterkonflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran zu einem vielschichtigen Kampf mit konkurrierenden Interessen zwischen ehemaligen Verbündeten entwickelt hat. Wie CNN berichtete, stellt dies 'den schwersten Bruch zwischen Saudi-Arabien und den VAE seit Jahrzehnten dar.'
Die kommenden Tage werden zeigen, ob diese Eskalation zu einem breiteren Konflikt zwischen den Golfmächten führt oder ob diplomatische Kanäle die beschädigte Allianz wiederherstellen können. Was sicher bleibt, ist, dass die leidende Bevölkerung Jemens weiterhin die schwerste Last dieser geopolitischen Spannungen trägt.