Türkei nimmt 357 mutmaßliche ISIS-Anhänger nach tödlichem Feuergefecht fest

Die türkische Polizei nahm nach einem tödlichen Feuergefecht in Yalova landesweit 357 mutmaßliche Mitglieder des Islamischen Staates fest. Es handelt sich um die dritte große Anti-Terror-Operation innerhalb einer Woche während der Feiertage.

Großangelegte Anti-Terror-Operation zielt auf ISIS-Netzwerk

Türkische Behörden haben 357 mutmaßliche Mitglieder des Islamischen Staates (ISIS) im Rahmen einer groß angelegten landesweiten Operation in 21 Provinzen festgenommen. Die koordinierten Razzien erfolgten nur einen Tag nach einer tödlichen, achtstündigen Belagerung in der Provinz Yalova, bei der drei Polizisten und sechs militante Extremisten getötet wurden. Diese Maßnahme stellt die dritte große Anti-Terror-Aktion der Türkei innerhalb einer Woche dar und fällt in eine Zeit erhöhter Sicherheitsbedenken rund um den Jahreswechsel.

Landesweite Maßnahmen nach tödlicher Konfrontation

Innenminister Ali Yerlikaya kündigte die gleichzeitigen Operationen auf der Social-Media-Plattform X an und erklärte, dass Sicherheitskräfte Verdächtige in Provinzen einschließlich Istanbul, Ankara und Yalova ins Visier genommen hätten. 'Wir werden denen, die versuchen, unser Land zu destabilisieren, niemals eine Chance geben,' betonte Yerlikaya und hob damit die Entschlossenheit der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus hervor. Offiziellen Angaben zufolge sollen einige der Festgenommenen an den Schusswechseln mit der Polizei während der gestrigen Konfrontation beteiligt gewesen sein, während andere verdächtigt werden, Anschläge rund um den Jahreswechsel geplant zu haben.

Die Operation folgt auf ein tragisches Ereignis in Yalova, südwestlich von Istanbul, wo ein achtstündiges Gefecht zwischen der Polizei und ISIS-Militanten zu mehreren Todesopfern führte. Acht weitere Polizisten und ein Wachmann wurden bei dem Feuergefecht verletzt. Die Behörden gaben an, dass alle an dem Yalova-Vorfall beteiligten Militanten die türkische Staatsangehörigkeit besaßen und sich in einem Wohnhaus versteckt hielten.

Eskalierende Sicherheitsmaßnahmen

Diese jüngste Aktion erfolgt nur wenige Tage, nachdem türkische Behörden am 25. Dezember 2025 bereits 115 ISIS-Verdächtige festgenommen hatten, die mutmaßlich Pläne verfolgten, Nicht-Muslime während der Weihnachts- und Neujahrsfeierlichkeiten ins Visier zu nehmen. Sicherheitsbeamte hatten Erkenntnisse über mögliche Anschläge während der Feiertage erhalten, was zu den intensivierten Operationen führte.

Die Türkei-Korrespondentin Gülsah Ercetin merkte an: 'Es ist die dritte große Polizeiaktion innerhalb einer Woche. In Dutzenden Provinzen gab es Razzien. So sollen einige Verdächtige illegale Vorträge organisiert haben, um Unterstützung für die Terrororganisation zu gewinnen.' Laut der Staatsanwaltschaft werden einige der Festgenommenen beschuldigt, ISIS-nahe Gruppen finanziell unterstützt zu haben, wobei Geld, das in Gebetsräumen gesammelt wurde, angeblich nach Syrien gelangte.

Historischer Kontext von ISIS in der Türkei

Die Türkei hat in den letzten Jahren erheblicher ISIS-Gewalt ausgesetzt gestanden, wobei das Land sowohl als Transitroute für ausländische Kämpfer nach Syrien diente als auch selbst Ziel von Anschlägen war. Zwischen 2015 und 2017 erlitt das Land mehrere verheerende Angriffe, darunter den Anschlag auf einen Nachtclub in Istanbul im Jahr 2017, bei dem 39 Menschen während der Neujahrsfeierlichkeiten getötet wurden. Der Anschlag auf den Atatürk-Flughafen 2016 forderte 45 Todesopfer, während koordinierte Bombenanschläge in Ankara im Jahr 2015 zu mehr als 100 Toten führten.

Obwohl das sogenannte Kalifat des ISIS im Irak und in Syrien territorial besiegt wurde, inspiriert die Gruppe weiterhin weltweit Anschläge. Die 900 Kilometer lange Grenze der Türkei zu Syrien bleibt ein Sicherheitsproblem, da Reste der Organisation in der Region noch immer aktiv sind. Das Land ist seit 2016 ein aktives Mitglied der von den USA geführten Globalen Koalition gegen Daesh.

Weitreichende Implikationen

Das Ausmaß dieser Operationen – mit 357 Festnahmen in 21 Provinzen – zeigt, wie umfangreich das Netzwerk ist, von dem die türkischen Behörden glauben, dass ISIS es im Land unterhält. Sicherheitsexperten weisen darauf hin, dass ISIS, obwohl es seine territorialen Besitztümer verloren hat, mit seiner Ideologie weiterhin weltweit Anhänger anzieht und Gewalt inspiriert.

Türkische Behörden beschlagnahmten während der Razzien digitale Materialien und Dokumente, was darauf hindeutet, dass die Ermittlungen zur Finanzierung und Propagandaaktivitäten der Gruppe andauern. Dutzende Verdächtige werden beschuldigt, ISIS-Propaganda auf Social-Media-Plattformen verbreitet zu haben, was die fortgesetzte Nutzung von Online-Kanälen für Rekrutierung und Radikalisierung durch die Organisation unterstreicht.

Während sich die Türkei auf die Neujahrsfeierlichkeiten vorbereitet, bleiben die Sicherheitskräfte in hoher Alarmbereitschaft. Die aufeinanderfolgenden Operationen signalisieren Ankaras Entschlossenheit, Anschläge während der Feiertage zu verhindern, und zeigen die anhaltende Bedrohung durch extremistische Gruppen trotz ihrer territorialen Niederlagen in Nachbarländern.

Alexander Silva

Alexander Silva ist ein renommierter Journalist, der sich auf die Wirtschaft Lateinamerikas spezialisiert hat. Seine tiefgründigen Analysen bieten wertvolle Perspektiven auf die finanzielle Landschaft der Region.

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