Hamas zeigt Präsenz auf Gazas Straßen trotz Entwaffnung

Hamas-Kämpfer sind trotz Entwaffnungszusagen wieder auf den Straßen des Gazastreifens präsent, während Trump ihre vorübergehende Sicherheitsrolle anerkennt, während Clan-Gewalt andauert und internationale Übergangsplänen ungewiss bleiben.

Hamas stellt Kontrolle nach Waffenruhe wieder her

Nur Tage nach der Ankündigung eines historischen Waffenstillstands sind Hamas-Kämpfer auf die Straßen des Gazastreifens zurückgekehrt – ein auffälliges Machtdemonstrationssignal, das ihren Entwaffnungsversprechen widerspricht. Vermummte, bewaffnete Männer in Polizeiuniformen patrouillieren nun offen in Teilen von Gaza-Stadt, was eine bedeutende Veränderung gegenüber den verdeckten Operationen während des jüngsten Konflikts darstellt.

Trumps überraschende Anerkennung

In einer unerwarteten Entwicklung erkannte US-Präsident Donald Trump die erneute Präsenz der Hamas während einer Pressekonferenz an Bord von Air Force One an. 'Wir wissen, dass Hamas sich wieder bewaffnet,' erklärte Trump und fügte hinzu, dass Washington der Gruppe 'vorübergehende Erlaubnis' für innere Sicherheitsaufgaben erteilt habe. Der Präsident beschrieb Gaza als 'buchstäblich zerstört' und betonte die Notwendigkeit für zurückkehrende Bewohner, sich sicher niederlassen zu können.

Diese Anerkennung ist besonders bemerkenswert, da Trumps eigener Friedensplan die vollständige Entwaffnung und Auflösung der Hamas vorsieht. Der 20-Punkte-Plan, den Hamas akzeptiert hat, enthält Bestimmungen für 'Entwaffnung unter Aufsicht unabhängiger Beobachter' und verspricht 'Amnestie oder freie Ausreise ins Ausland' für Mitglieder, die ihre Waffen niederlegen.

Interne Machtkämpfe verschärfen sich

Hinter der relativen Ruhe in Gaza verbergen sich zunehmende Spannungen zwischen Hamas und bewaffneten Clans – einer der Hauptgründe, warum die Gruppe trotz internationalen Drucks einer vollständigen Entwaffnung widersteht. Hamas-Führer Basem Naim sagte Sky News Qatar, die Bewegung werde ihre Waffen erst niederlegen, 'wenn wir sicher wissen, dass dies zu einem unabhängigen, selbstbestimmten Staat führt, der sich selbst verteidigen kann.'

Naims Worte erhielten zusätzliches Gewicht, als am Sonntag bekannt wurde, dass sein Sohn bei Kämpfen in Gaza-Stadt getötet worden war. Laut dem Hamas-nahen Netzwerk Quds wurde er von Mitgliedern des einflussreichen Doghmush-Clans in den Kopf geschossen. Auch der beliebte Videojournalist Saleh Aljafarawi wurde bei der Gewalt tödlich getroffen.

Mindestens 27 Menschen kamen bei den heftigen Kämpfen zwischen Hamas und Doghmush-Familienmitgliedern ums Leben, wie das Innenministerium in Gaza mitteilte. Acht Hamas-Mitglieder wurden getötet, zusammen mit neunzehn Clanmitgliedern.

Unsicherer Übergangszeitraum

Laut dem US-Plan sollten Mitglieder einer Internationalen Stabilisierungsstreitmacht (ISF) Gaza vorübergehend verwalten, ausgebildet von Jordanien und Ägypten, bis eine reformierte palästinensische Polizei einsatzbereit ist. Experten warnen jedoch, dass die Umsetzung dieses Plans Monate dauern könnte. 'Der Einsatz ausreichender Truppen wird eine enorme logistische Herausforderung,' schrieb die Denkfabrik Chatham House letzte Woche.

Solange diese Machtübergabe nicht geregelt ist, füllt Hamas die Lücke. Die Bewegung hat jahrzehntelang mit einem umfassenden zivilen und militärischen Regime einen eisernen Griff über Gaza gehalten. Dennoch bröckelt die Autorität der Hamas, insbesondere im Süden, wo Gruppen wie die Popular Forces sich offen gegen die Organisation stellen und behaupten, die Hilfslieferungen besser schützen zu können.

Ein fragiler Frieden

Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium sind seit dem Ausbruch des Krieges im Oktober 2023 über 67.800 Menschen durch die israelische Armee in Gaza getötet worden, darunter mehr als 20.000 Kinder. Während der Gefangenenaustausch und der Waffenstillstand noch andauern, scheinen sich neue Machtverhältnisse abzuzeichnen.

Ob Hamas ihre Waffen tatsächlich abgeben und Platz für eine internationale Polizeitruppe machen wird, bleibt die große Frage. Vorläufig patrouilliert die Gruppe erneut durch die Straßen – im Namen der Ordnung, ein Ziel, mit dem die Bewegung ihre Rolle im zukünftigen Gaza zu sichern versuchen wird.

Matthew Eriksson

Matthew Eriksson ist ein norwegischer Experte, der sich auf Verkehr und Infrastruktur spezialisiert hat. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung nachhaltiger urbaner Mobilitätslösungen und widerstandsfähiger öffentlicher Verkehrssysteme.

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