Netanyahus Drang zur vollständigen Gaza-Besatzung trifft auf Widerstand
Der Vorschlag des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, den gesamten Gazastreifen militärisch zu besetzen, stößt trotz Unterstützung rechtsextremer Kabinettsmitglieder auf erheblichen inländischen Widerstand. Der Plan würde den Einsatz zehntausender zusätzlicher Truppen erfordern, um verbleibende Gebiete einschließlich Gaza-Stadt und Zentralgaza zu kontrollieren, möglicherweise bis zu zwei Jahre lang.
Bedenken der Militärführung
Stabschef Zamir lehnt weitere Eskalation ab, nachdem er kürzlich Truppen zur Erholung abgezogen hat. Die Moral unter Wehrpflichtigen und Reservisten bleibt niedrig, viele ignorieren aktive Dienstaufrufe. Politikwissenschaftler Ely Karmon warnt, dass städtische Kämpfe in dicht besiedelten Gebieten sowohl israelische Soldaten als auch palästinensische Zivilisten gefährden, wobei allein im Juli 40 Soldaten ohne strategischen Gewinn starben.
Geiselnahmebefürchtungen
Ex-Botschafter Daniel Shek, Vertreter von Geiselfamilien, erklärt, dass die Besetzung von Gaza-Stadt den Dauerbefehl der Hamas auslösen würde, verbleibende Gefangene bei Truppenannäherung zu exekutieren. Dies folgt auf die Entdeckung von sechs getöteten Geiseln im August 2024, die kurz vor dem Eintreffen israelischer Kräfte getötet wurden.
Humanitäre und diplomatische Folgen
Eine halbe Million vertriebene Palästinenser leiden unter katastrophalen Bedingungen in der 14 km² großen "Sicherheitszone" al-Mawasi, die wiederholt von Israel angegriffen wurde. Eine vollständige Besetzung würde die Überbevölkerung verschärfen und Israels Wirtschaft durch Verantwortung für Grundversorgung belasten. Karmon verweist auf verschlechterte Beziehungen zu Verbündeten wie Kanada, Frankreich und Großbritannien und warnt vor möglicher Anerkennung eines palästinensischen Staates.
Politisches Patt
Das Kabinett bleibt gespalten, während Demonstranten Kriegsende fordern. Netanyahus Koalitionspartner unterstützen die Offensive trotz militärischer Erschöpfung und internationaler Verurteilung. Experten bezweifeln die Nachhaltigkeit langfristiger Besetzung angesichts möglicher Guerilla-Widerstände.