Palästinensische Flaggen und Buhrufe beim Eurovision Song Contest 2026 erlaubt

Der österreichische Gastgeber ORF erlaubt palästinensische Flaggen und unterdrückt Buhrufe während des israelischen Auftritts beim Eurovision Song Contest 2026. Diese Politikänderung folgt auf einen Boykott durch fünf Länder aus Protest gegen Israels Teilnahme.

Song Contest 2026: Gastgeber nimmt beispiellose Haltung zu Protesten ein

Der österreichische Rundfunk ORF, Gastgeber des Eurovision Song Contest 2026, hat eine bedeutende Politikänderung angekündigt: Palästinensische Flaggen im Publikum sind erlaubt und Buhrufe während des israelischen Auftritts werden nicht unterdrückt. Dies stellt einen Bruch mit früheren Jahren dar, in denen solche Äußerungen zensiert oder eingeschränkt wurden.

Während einer Pressekonferenz in Wien erklärte ORF-Executive Producer Michael Krön: 'Alle offiziellen Flaggen, die es auf der Welt gibt, sind erlaubt, sofern sie gesetzeskonform und sicher sind und in einer bestimmten Form und Größe.' Diese Politik markiert einen bemerkenswerten Wandel im Vergleich zu 2024, als palästinensische Flaggen während des Festivals in Schweden verboten waren und nur Flaggen der teilnehmenden Länder erlaubt waren.

Keine Audiomanipulation geplant

Vielleicht noch wichtiger ist, dass der ORF zugesagt hat, den Ton während der Übertragung nicht zu manipulieren. 'Unsere Aufgabe ist es, die Dinge so zu zeigen, wie sie sind,' betonte Krön. Das bedeutet, dass wenn Zuschauer während des israelischen Auftritts Buhrufe äußern, diese Geräusche weltweit im Fernsehen zu hören sein werden.

Dies steht in scharfem Kontrast zu früheren Ausgaben, bei denen israelische Kandidaten erhebliche Feindseligkeit erfuhren. 2024 wurde Eden Golan während ihres Auftritts in Malmö ausgebuht, und 2025 erhielt Yuval Raphael in Basel eine ähnliche Behandlung. Fernsehzuschauer hörten jedoch nur minimales Buhren, was zu Vorwürfen führte, dass die Europäische Rundfunkunion (EBU) den Audiostream manipuliert habe, um künstlichen Applaus hinzuzufügen oder negative Reaktionen zu unterdrücken.

ORF-Direktor Roland Weissmann sprach die Kontroverse direkt an: 'Wir werden beim Songfestival nichts beschönigen oder etwas nicht zeigen.'

Politische Kontext und Boykotte

Die Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund anhaltender Kontroversen über Israels Teilnahme am Song Contest. Anfang Dezember 2025 kündigten fünf öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten – AVROTROS (Niederlande), RTE (Irland), RTVE (Spanien), RÚV (Island) und RTVSLO (Slowenien) – an, das Festival 2026 aus Protest gegen Israels Teilnahme zu boykottieren.

Diese Rückzüge folgten auf eine EBU-Sitzung, in der die Mitglieder über Israels Teilnahme diskutierten, sich aber letztlich entschieden, keine Abstimmung über einen Ausschluss des Landes abzuhalten. Stattdessen setzte die EBU 'gezielte Änderungen' um, um die Neutralität zu verbessern, obwohl die Details unklar bleiben.

Der Boykott hat das Festival 2026 auf nur noch 35 Teilnehmer reduziert – die niedrigste Zahl seit 2003 und vor der Einführung der Halbfinale. 'Wir vermissen euch,' sagte Weissmann über die abwesenden Länder. 'Die Tür steht immer offen und ich hoffe, dass die fünf Länder 2027 zurückkehren werden.'

Historische Präzedenzfälle und Reaktionen

Die Kontroverse geht über Rundfunkanstalten hinaus. Der Schweizer Song-Contest-Gewinner von 2024, Nemo, hat kürzlich seine Trophäe aus Protest gegen Israels Teilnahme zurückgeschickt. Mehrere ehemalige Teilnehmer haben ebenfalls zum Ausschluss Israels aufgerufen und verweisen auf den anhaltenden Konflikt in Gaza.

Diese Situation erinnert an frühere politische Kontroversen beim Eurovision Song Contest. 2022 wurde Russland nach der Invasion der Ukraine ausgeschlossen. Die aktuelle Situation ist jedoch komplexer, da die Rundfunkanstalten in ihrer Reaktion gespalten sind, anstatt vereint.

Deutschland und Österreich hatten mit einem Rückzug gedroht, falls Israel ausgeschlossen würde, was für die EBU eine heikle Balance-Akt schuf. Die Organisation entschied letztlich, dass alle Mitglieder, die den Wettbewerbsregeln entsprechen, teilnahmeberechtigt sind.

Was dies für den Eurovision Song Contest 2026 bedeutet

Das Festival 2026 findet vom 12. bis 16. Mai in der Wiener Stadthalle statt. Mit der neuen ORF-Politik können die Zuschauer eine transparentere Übertragung erwarten, die Publikumsreaktionen nicht verbirgt.

Dieser Ansatz wirft jedoch Fragen auf, wie die EBU ihre unpolitische Haltung aufrechterhalten wird, während politische Äußerungen im Publikum erlaubt sind. Die Organisation hat traditionell versucht, Politik vom Festival fernzuhalten, was in den letzten Jahren jedoch zunehmend schwieriger geworden ist.

Wie ein Branchenanalyst anmerkte: 'Der Song Contest war schon immer ein kulturelles Ereignis mit politischen Untertönen, aber die Ausgabe 2026 könnte einen Wendepunkt darstellen, wie offen diese Politik gezeigt wird.'

Die Entscheidung setzt auch andere Rundfunkanstalten unter Druck, zu entscheiden, ob sie dem Beispiel des ORF bei zukünftigen Festivals folgen oder eine restriktivere Politik für Publikumsäußerungen beibehalten werden.

Für weitere Informationen zum Eurovision Song Contest 2026 besuchen Sie die Wikipedia-Seite.

Ella Popescu

Ella Popescu ist eine rumänische Expertin für Umweltkatastrophen, die sich dem Verständnis und der Minderung ökologischer Krisen widmet. Ihr Fachwissen hilft Gemeinden, sich auf Naturkatastrophen vorzubereiten und sich von ihnen zu erholen.

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