Rabbiner-Auto in Melbourne angezündet nach Anstieg von Antisemitismus

Das Auto eines Rabbiners mit Chanukka-Symbolen wurde am Weihnachtsmorgen in Melbourne in Brand gesetzt, nach einem Anstieg antisemitischer Vorfälle, darunter ein tödlicher Anschlag am Bondi Beach. Die Behörden untersuchen den Vorfall als Hassverbrechen.

rabbiner-auto-melbourne-angezuendet
Image for Rabbiner-Auto in Melbourne angezündet nach Anstieg von Antisemitismus

Anschlag am Weihnachtsmorgen trifft jüdische Gemeinde in St Kilda East

Bei einem mutmaßlichen antisemitischen Hassverbrechen wurde am frühen Weihnachtsmorgen in dem Melbourner Vorort St Kilda East das Auto eines Rabbiners mit prominenten jüdischen Symbolen und der Aufschrift 'Happy Chanukah' in Brand gesetzt. Der Anschlag ereignete sich gegen 2:50 Uhr auf der Balaclava Road, einer Hauptverkehrsader in einer der größten jüdischen Gemeinden Australiens, wodurch eine benachbarte Familie vorübergehend ihr Haus verlassen musste.

Das Fahrzeug, das durch das Feuer vollständig zerstört wurde, gehörte einem lokalen Rabbiner und trug große Schilder zum jüdischen Fest Chanukka. Die Polizei von Victoria hat eine Person von Interesse identifiziert und sucht aktiv nach dem Täter. 'Die jüdische Gemeinschaft fürchtet zu Recht, dass dies ein antisemitisches Ereignis ist,' erklärte die Premierministerin von Victoria, Jacinta Allan, die bestätigte, dass seit Anfang des Monats mehr Polizei in dem Gebiet präsent ist.

Kontext zunehmender Spannungen

Dieser Anschlag ereignet sich weniger als zwei Wochen nach dem verheerenden Terroranschlag auf eine Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney am 14. Dezember 2025, bei dem 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Dieser von einem Vater-Sohn-Duo ausgeführte Anschlag wird von den Behörden als tödlichstes antisemitisches Ereignis in der australischen Geschichte beschrieben.

Premierminister Anthony Albanese verurteilte den Anschlag in Melbourne während einer Weihnachtsfeier in Sydney mit deutlichen Worten. 'Welche bösartige Ideologie und Gedanken könnten jemanden zu einem solchen Zeitpunkt zu so etwas motivieren?' fragte er laut ABC News. 'Wir wissen, dass das Böse präsent ist. Das sahen wir beim Terroranschlag von Vater und Sohn am Bondi Beach.'

Reaktion der Gemeinschaft und Sicherheitsbedenken

St Kilda East, 6 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Melbourne gelegen, beherbergt eine bedeutende chassidische jüdische Gemeinde, die von polnischen und russischen Einwanderern abstammt. Laut Wikipedia-Daten identifizieren sich 26,4% der Bevölkerung des Vororts als jüdisch, was ihn zu einer der wichtigsten jüdischen Nachbarschaften Australiens macht.

Rabbiner Effy Block, ein Gemeindeführer, beschrieb den Anschlag als eindeutig antisemitisch und forderte stärkere Maßnahmen gegen solche Gewalt. 'Dies spiegelt die tägliche Realität der Einschüchterung wider, mit der jüdische Australier konfrontiert sind,' sagte er Reportern. Jüdische Gemeindesicherheitsgruppen haben die Patrouillen in dem Gebiet nach beiden Vorfällen erheblich verstärkt.

Regierungsaktion und gesetzgeberische Reaktion

Der Anschlag hat die Kritik am Umgang der Regierung Albanese mit dem zunehmenden Antisemitismus verschärft. Nach der Tragödie am Bondi Beach kündigte der Premierminister umfassende gesetzgeberische Reformen zur Bekämpfung von Hassrede und Antisemitismus an. Laut The Conversation umfassen diese Maßnahmen:

  • Neue Straftatbestände für 'aggravierte Hassrede' gegen Prediger, die Gewalt fördern
  • Erhöhte Strafen für Hassrede und die Einstufung von 'Hass' als strafschärfender Faktor bei Verurteilungen
  • Ein Rahmenwerk zur Registrierung von Organisationen, deren Führungspersonen Hassrede betreiben
  • Stärkere Befugnisse zum Entzug von Visa für Personen, die Hass und Spaltung verbreiten
  • Ein bundesweiter Straftatbestand für schwere Beleidigung aufgrund der Rasse

Darüber hinaus wird der Geschäftsmann David Gonski ein Jahr lang eine Taskforce leiten, um Antisemitismus im australischen Bildungssystem anzugehen, und die Regierung hat die Empfehlungen des Berichts der Antisemitismus-Beauftragten Jillian Segal vollständig übernommen.

Breiteres Muster zunehmenden Antisemitismus

Statistiken zeigen, dass antisemitische Vorfälle in Australien seit dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Jahr 2023 mehr als verdreifacht haben, wobei jüdische Gemeinschaftsorganisationen Rekordzahlen an Bedrohungen, Vandalismus und Einschüchterung melden. Der Anschlag am Bondi Beach, bei dem unter anderem Rabbiner Eli Schlanger ums Leben kam, stellte eine grausame Eskalation dieses Trends dar.

Während die Ermittlungen sowohl zur Brandstiftung in Melbourne als auch zum Blutbad am Bondi Beach andauern, kämpfen australische jüdische Gemeinschaften mit beispiellosen Sicherheitsbedenken während einer Zeit, die eigentlich festliche Feiertage sein sollten. Der Anschlag am Weihnachtstag in Melbourne dient als schmerzhafte Erinnerung daran, dass trotz Regierungsversprechen von Maßnahmen die Bedrohung durch antisemitische Gewalt für viele Australier unmittelbar und greifbar bleibt.

Das könnte ihnen auch gefallen