Umweltgruppen drängen bei UN-Verhandlungen auf ein globales Moratorium für Tiefseebergbau wegen ökologischer Risiken. Die Internationale Meeresbodenbehörde steht unter Druck, Regulierungen zu schaffen, während Nationen und Unternehmen Position um wertvolle Meeresbodenminerale für grüne Technologien beziehen. Das Ergebnis könnte die Zukunft des Ozeanschutzes gegen Ressourcenabbau bestimmen.

Umweltgruppen fordern sofortigen Stopp des Meeresbodenabbaus
Bei laufenden UN-Verhandlungen in Kingston, Jamaika, setzen sich Umweltorganisationen für ein internationales Moratorium zum Tiefseebergbau ein. Der Vorschlag kommt angesichts wachsender Bedenken über irreversible Schäden an fragilen Meeresökosystemen. Über 80 NGOs, darunter Greenpeace und die Deep Sea Conservation Coalition, argumentieren, dass unzureichend über die Umweltfolgen der Förderung mineralreicher Knollen vom Meeresboden geforscht wurde.
Was treibt den Bergbauboom an?
Beim Tiefseebergbau geht es um polymetallische Knollen mit Kobalt, Nickel, Kupfer und Mangan - wichtige Mineralien für E-Auto-Batterien und erneuerbare Energietechnologien. Die Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik enthält schätzungsweise 21 Milliarden Tonnen dieser Knollen. Mit steigender Nachfrage nach sauberer Energiespeicherung argumentieren Bergbauunternehmen, der Meeresbodenabbau sei für die grüne Wende unerlässlich. „Wir brauchen diese Metalle zur Dekarbonisierung“, erklärte kürzlich Gerard Barron, CEO von The Metals Company.
Umweltalarm
Wissenschaftler warnen, dass Bergbauaktivitäten folgendes verursachen könnten:
- Zerstörung unentdeckter Arten in Biodiversitäts-Hotspots
- Sedimentfahnen, die Meeresleben über 1.000 km weit beeinträchtigen
- Störung der Kohlenstoffbindung in Tiefsee-Ökosystemen
- Irreversible Schäden an langsam wachsenden Knollen, die Millionen Jahre zur Bildung benötigen
Die renommierte Ozeanografin Dr. Sylvia Earle warnte: „Wir spielen mit Systemen, die wir nicht verstehen. Einmal zerstört, erholen sich diese Ökosysteme nicht in menschlichen Zeiträumen.“
Regulierungskampf bei der ISA
Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), das UN-Gremium zur Regelung des Meeresbergbaus, steht unter Druck, bis 2025 Regelungen zu finalisieren. Derzeit wurden 31 Explorationslizenzen vergeben, aber keine kommerziellen Genehmigungen erteilt. Der Moratoriumsvorschlag spaltet Mitgliedsstaaten:
Befürworter des Moratoriums | Gegner des Moratoriums |
---|---|
Frankreich, Deutschland, Chile | China, Südkorea, Russland |
Pazifische Inselstaaten | Bergbaukonzerne |
Umweltkoalitionen | Batteriehersteller |
Nationale Ansätze gehen auseinander
Während internationale Verhandlungen laufen, ergreifen Länder einseitige Maßnahmen:
- Norwegen verschob Explorationslizenzen nach politischem Widerstand
- Cookinseln schlossen Bergbau-Deals mit China trotz Protesten
- USA beschleunigten Genehmigungen per präsidialer Anordnung
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, während die ISA auf ihre Frist Juli 2025 für Bergbauvorschriften hinarbeitet. Umweltgruppen kündigen weitere Druckkampagnen an, mit einem globalen Aktionstag am 8. Juni, dem Welttag der Ozeane.