Die EU schlägt vor, Stahlimportzölle auf 50% zu verdoppeln und Quoten zu halbieren, um die Industrie vor chinesischem Wettbewerb zu schützen. Der Vorschlag muss noch genehmigt werden.

Europäische Kommission ergreift drastische Maßnahmen für Stahlsektor
Die Europäische Kommission hat einen mutigen Vorschlag vorgelegt, um 50% Zölle auf Stahlimporte einzuführen und Importquoten zu halbieren. Diese drastischen Maßnahmen sollen die kämpfende EU-Stahlindustrie vor dem schützen, was Beamte als 'unfairen Wettbewerb' aus China beschreiben. Der am 7. Oktober 2025 angekündigte Plan würde den derzeitigen Zollsatz von 25% verdoppeln und den zollfreien Import von etwa 36 Millionen Tonnen auf etwas mehr als 18 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren.
Industrie am Rande des Zusammenbruchs
EU-Kommissar Wopke Hoekstra machte bei der Erklärung der Dringlichkeit der Situation keine Umschweife. 'Im Moment sieht man einfach, dass viele der Stahlunternehmen kurz davor stehen, kaputt zu gehen,' erklärte er während der Ankündigung. Die europäische Stahlindustrie ist von mehreren Herausforderungen betroffen, darunter hohe Energiepreise, amerikanische Importzölle und nachlassende Nachfrage, was laut Branchenführern einen perfekten Sturm erzeugt.
Der Vorschlag kommt zu einer Zeit, in der die chinesische Stahlproduktion die europäische Produktion weiterhin übertrifft. Laut Deutsche Welle produzierte China im letzten Jahr mehr als 1 Milliarde Tonnen Stahl im Vergleich zur EU-Gesamtproduktion von nur 129,5 Millionen Tonnen. Diese massive Überproduktion hat zu dem geführt, was europäische Beamte als 'Dumping'-Praktiken beschreiben, bei denen China überschüssigen Stahl zu künstlich niedrigen Preisen exportiert.
Strategische Bedeutung und Arbeitsplatzsicherung
Die Stahlindustrie repräsentiert für Europa mehr als nur einen Wirtschaftssektor. Mit etwa 300.000 direkten Beschäftigten und weiteren 2,3 Millionen indirekten Arbeitsplätzen auf dem Spiel betrachtet die Kommission Stahl als strategisch lebenswichtig. 'Die europäische Stahlindustrie stand am Rande des Zusammenbruchs,' erzählte Industriekommissar Stephane Sejourne Reportern und betonte, dass diese Maßnahmen dazu dienen sollen, den Sektor für Investitionen, Dekarbonisierung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu schützen.
Ronald de Haan, Handelsdirektor von Tata Steel Niederlande, begrüßte den Vorschlag begeistert. 'Ein fantastischer Plan,' erklärte er. 'Ich denke, der Vorschlag ermöglicht es uns und der gesamten europäischen Stahlindustrie, weiterhin in die Nachhaltigkeit zu finanzieren und zu investieren.' Tata Steel lobbyiert seit Monaten aktiv in Brüssel für höhere Zölle auf ausländischen Stahl.
Implikationen für globalen Handelskrieg
Der EU-Schritt stellt eine signifikante Eskalation in globalen Handelsspannungen dar, insbesondere nach der Entscheidung des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, Anfang dieses Jahres 50% Zölle auf Stahl und Aluminium einzuführen. Die Kommission scheint ihren Ansatz an die amerikanische Handelspolitik anzupassen, in der Hoffnung, dass Trump durch gemeinsames Vorgehen gegen chinesische Überproduktion reagieren könnte, indem er amerikanische Zölle auf europäischen Stahl senkt.
Nicht jeder feiert den Vorschlag jedoch. Mark Helder, Vorsitzender der Metaalunie, die metallverarbeitende Unternehmen vertritt, äußerte Bedenken hinsichtlich der Nebeneffekte. 'Es ist wert, getan zu werden, um diese Stahlhersteller in Europa zu erhalten,' räumte er ein, 'aber die Lieferkette dahinter müssen wir auch erhalten, und dafür muss es auch Aufmerksamkeit geben und bleiben. Es sollte also nicht nur ein schwarzer Peter an die Stahlverarbeiter weitergegeben werden. Sie müssen wirklich auch unterstützt werden.'
Verbraucherauswirkungen und wirtschaftliche Risiken
Kommissar Hoekstra versuchte, Bedenken hinsichtlich Preiserhöhungen für Verbraucher zu relativieren. 'Bei einer Waschmaschine geht es um weniger als einen Euro, und bei einem Auto um ein paar Zehner,' schätzte er. Ökonomen warnen jedoch, dass protektionistische Maßnahmen breitere Risiken mit sich bringen.
Bert Colijn, Ökonom bei ING, warnte, dass 'bei weniger Wettbewerb Unternehmen sich doch etwas mehr zurücklehnen könnten,' was möglicherweise Anreize für Effizienz und Innovation innerhalb der europäischen Stahlindustrie verringern würde.
Der Vorschlag steht nun vor einem kritischen Genehmigungsprozess, der Unterstützung sowohl vom Europäischen Parlament als auch von den EU-Mitgliedstaaten erfordert. Die Kommission hofft auf eine schnelle Genehmigung, hat aber eine Frist bis zum nächsten Sommer gesetzt, wenn die derzeitigen Importzölle und Quoten auslaufen. Während globale Handelsspannungen weiter eskalieren, stellt dieser Vorschlag Europas stärkste Reaktion bisher auf das dar, was es als unfaire Handelspraktiken betrachtet, die eine grundlegende Industrie bedrohen.