EBU verschiebt Entscheidung über Israels ESC-Teilnahme auf Dezember

Die EBU hat die Entscheidung über Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 auf Dezember verschoben, nachdem ein Waffenstillstand im Nahen Osten vereinbart wurde. Fünf Länder, darunter die Niederlande, drohen mit Boykott, während Österreich und Deutschland Israel unterstützen.

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EBU vertagt entscheidende Abstimmung nach Nahost-Waffenstillstand

Die Europäische Rundfunkunion EBU hat die offizielle Entscheidung über die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest 2026 verschoben. Was ursprünglich eine Abstimmung im November werden sollte, wurde auf die reguläre Wintertagung im Dezember verlegt. Diese Verzögerung ist laut EBU auf jüngste Entwicklungen im Nahen Osten zurückzuführen, insbesondere das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Hamas, das zur Rückkehr israelischer Geiseln und zur Freilassung palästinensischer Gefangener geführt hat.

Wachsende Boykottbewegung

Die Verschiebung erfolgt vor dem Hintergrund einer wachsenden Boykottbewegung, bei der fünf Länder - darunter die Niederlande, Spanien, Irland, Slowenien und Island - offen erklärt haben, nicht am Wettbewerb 2026 teilzunehmen, wenn Israel zugelassen wird. Der niederländische Sender AVROTROS ist besonders deutlich und erklärt, dass eine Teilnahme "nicht möglich ist, solange Israel von der EBU zugelassen wird", wobei er auf das "anhaltende und schwere menschliche Leid in Gaza" und das, was er als Israels "schwere Verletzung der Pressefreiheit" bezeichnet, verweist.

"Wir brauchen eine offene und persönliche Diskussion unter allen Mitgliedern über die Teilnahme am Song Contest des nächsten Jahres," erklärte ein EBU-Sprecher gegenüber Reportern zur Begründung der Verschiebung.

Politische Spannungen nehmen zu

Die Kontroverse stellt eine der größten politischen Herausforderungen in der 69-jährigen Geschichte des Eurovision Song Contest dar. Obwohl der Wettbewerb bereits früher politische Kontroversen erlebt hat, ist das Ausmaß der aktuellen Boykottdrohung beispiellos. Die EBU hatte ursprünglich eine außerordentliche Abstimmung im November geplant, um speziell die Frage der israelischen Teilnahme zu behandeln, nachdem mehrere Mitglieder Bedenken geäußert hatten.

"Die außerordentliche Abstimmung wurde aufgrund der laufenden Friedensverhandlungen im Nahen Osten abgesagt," erklärte eine Quelle in der Nähe des EBU-Vorstands. "Es wurde anerkannt, dass sich die Lage vor Ort schnell verändert."

Gemischte Reaktionen in Europa

Die Verschiebung hat gemischte Reaktionen unter den Teilnehmerländern hervorgerufen. Österreich, das den Wettbewerb 2026 in Wien ausrichten wird, hat die Boykottaufrufe als "dumm und sinnlos" abgetan, während Deutschland Länder beschuldigt hat, das zu politisieren, was ein kulturelles Ereignis sein sollte. Unterdessen erwägen Belgien, Schweden und Finnland Berichten zufolge, sich der Boykottbewegung anzuschließen.

AVROTROS, der niederländische Sender, der den Eurovision Song Contest in den Niederlanden ausstrahlt, hält trotz des Waffenstillstands an seiner Boykottposition fest. "Wir warten die Dezember-Tagung ab, bevor wir weitere inhaltliche Kommentare abgeben," sagte ein Sprecher dem NOS, bestätigte aber, dass sich die Position des Senders nicht geändert habe.

Historischer Kontext und Präzedenzfall

Israel hat seit 1973 47 Mal am Eurovision Song Contest teilgenommen und den Wettbewerb viermal gewonnen, zuletzt 2018. Das Land hat bereits früher Kontroversen über seine Teilnahme erlebt, aber nie in der derzeitigen Größenordnung. Die EBU hat die Aufnahme Israels konsequent verteidigt und darauf hingewiesen, dass sein öffentlich-rechtlicher Sender KAN ein langjähriges EBU-Mitglied ist.

Die Situation erinnert an die Kontroverse im Jahr 2022, als Russland nach der Invasion der Ukraine von der Teilnahme ausgeschlossen wurde, was einige Kritiker dazu veranlasste, das in Frage zu stellen, was sie als inkonsistente Anwendung von Standards sehen. "Es scheint doppelte Standards bei der Behandlung kultureller Veranstaltungen zu geben," bemerkte ein anonymer europäischer Kulturminister.

Da die Entscheidung nun auf Dezember verschoben wurde, haben die Rundfunkanstalten zusätzliche Zeit, ihre Positionen zu überdenken, obwohl die grundlegenden Gegensätze sich eher vertiefen als auflösen dürften. Die EBU steht vor der schwierigen Aufgabe, ihr Engagement für eine inklusive kulturelle Veranstaltung mit der Navigation durch zunehmend komplexere geopolitische Realitäten in Einklang zu bringen.

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