Internetdienste in Afghanistan kehren allmählich zurück nach einem zweitägigen landesweiten Blackout durch die Taliban. Die Unterbrechung betraf Bankwesen, Gesundheitswesen und humanitäre Operationen, wobei die UN warnten, dass sie die humanitäre Krise verschlimmerte.

Internetdienste nach landesweitem Ausfall schrittweise wiederhergestellt
Die Internetkonnektivität in Afghanistan scheint sich allmählich zu erholen, nachdem ein zweitägiger landesweiter Blackout von der Taliban-Regierung verhängt worden war. Laut mehreren Quellen und der Internetüberwachungsorganisation Netblocks ist mehr als die Hälfte des Internetverkehrs wiederhergestellt, obwohl noch nicht alle Anbieter vollständig betriebsbereit sind.
Vollständiger Kommunikationsausfall
Die Taliban führten vor zwei Tagen ein vollständiges Telekommunikationsverbot ein, wodurch Afghanistan effektiv von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Die Unterbrechung betraf Glasfaser- und mobile Internetdienste sowie Telefonkommunikation, Radio- und Fernsehsendungen. Der Ausfall verursachte schwerwiegende Störungen in mehreren Sektoren, einschließlich Banksystemen, Flughafenbetrieben und Gesundheitseinrichtungen.
'Krankenhäuser funktionierten weiter, konnten aber keine Patientendaten abrufen,' berichtete ein medizinischer Fachmann, der anonym bleiben wollte. 'Das vollständige Fehlen von Kommunikation machte die Koordination von Notfallversorgung fast unmöglich.'
Humanitäre Krise verschärft sich
Der Internet-Blackout traf humanitäre Operationen in einem Land, das bereits mit einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt konfrontiert ist. Hilfsorganisationen begannen, Mitarbeiter zurückzurufen, da die Sicherheit ohne Kommunikationsmöglichkeiten nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Vereinten Nationen hatten die Taliban aufgefordert, die Verbindungen sofort wiederherzustellen, mit der Warnung, dass die Unterbrechung die wirtschaftliche Stabilität bedrohe und die anhaltende Krise verschlimmere.
Laut Human Rights Watch traf die Unterbrechung insbesondere Frauen und Mädchen, die unter der Taliban-Herrschaft von weiterführender und höherer Bildung ausgeschlossen sind. Der Internetzugang war eine ihrer wenigen verbliebenen Möglichkeiten für Bildung und Kontakt zur Außenwelt geworden.
Widersprüchliche Aussagen der Taliban
Die Taliban-Regierung hat widersprüchliche Erklärungen für den Kommunikationsausfall abgegeben. Während einige Funktionäre bestritten, ein absichtliches Verbot verhängt zu haben, und behaupteten, die Störung sei auf den Austausch abgenutzter Glasfaserkabel zurückzuführen, wurde diese Erklärung mit Skepsis aufgenommen. 'Die Kabel waren nicht so alt,' bemerkte ein Telekommunikationsexperte, der mit der Infrastruktur Afghanistans vertraut ist. 'Viele vermuten, dass die Kommunikation vorübergehend aus einem anderen Grund abgeschaltet wurde, der nicht öffentlich gemacht wurde.'
Dieser Vorfall folgt auf frühere Internetbeschränkungen, die letzten Monat in verschiedenen Provinzen verhängt wurden, nachdem Taliban-Führer Hibatullah Akhundzada ein Dekret erlassen hatte, um schnelles Internet zu verbieten, 'um Unmoral zu verhindern'. Seit ihrer Rückkehr an die Macht im Jahr 2021 haben die Taliban zahlreiche Beschränkungen für Aktivitäten eingeführt, die sie als nicht vereinbar mit der Scharia-Gesetzgebung und ihrer Politik betrachten.
Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen
Der zweitägige Blackout lähmte die Wirtschaft Afghanistans, wobei Bankdienstleistungen unzugänglich wurden und Flugverkehrskontrollsysteme offline gingen, was zu Flugstreichungen führte. Kleine Unternehmen meldeten erhebliche Verluste, insbesondere solche im Handwerks- und Online-Handel, die auf digitale Konnektivität angewiesen sind.
UN-Beamte äußerten ernste Besorgnis über die Auswirkungen der Unterbrechung auf humanitäre Operationen, insbesondere die Hilfe nach Erdbeben in abgelegenen Gemeinden. Der Blackout erschwerte eine bereits prekäre Situation, da der Winter naht, mit dringendem Bedarf an Unterkünften und warmer Kleidung für vertriebene Bevölkerungsgruppen.
Obwohl die Internetdienste allmählich zurückkehren, bleibt die Wiederherstellung unvollständig, und die Taliban-Regierung hat noch keine umfassende Erklärung für den landesweiten Kommunikationsausfall abgegeben, der 43 Millionen Afghanen zwei entscheidende Tage von der Welt abschloss.