Wehrpflicht kehrt in europäische Verteidigungsdebatte zurück
Russlands Invasion in der Ukraine, Instabilität im Nahen Osten und geopolitische Verschiebungen haben Diskussionen über Wehrpflicht in Europa neu entfacht. Das kürzliche NATO-Abkommen zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5% des BIP unterstreicht wachsende Sicherheitsbedenken, aber Personalmangel bleibt eine kritische Herausforderung.
Aktuelle Wehrpflichtsysteme
Neun EU-Mitglieder unterhalten aktive Wehrpflicht: Österreich, Zypern, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen und Schweden. Kroatien führt 2026 ein 2-monatiges Programm wieder ein. Modelle reichen vom allgemeinen Dienst bis zur selektiven Wehrpflicht nach Fähigkeiten.
Länder mit Wiederaufnahmeplänen
Deutschlands Kanzler Friedrich Merz nannte die Aussetzung der Wehrpflicht einen "Fehler", während die Bundeswehr 60.000 Rekruten sucht. Portugal debattiert sein Vor-2004-System, während Bulgarien mit 21,8% Personalmangel konfrontiert ist. Polen strebt 100.000 Wehrpflichtige jährlich an, und Frankreich bewertet ein mögliches 15-Milliarden-Euro-Programm. Belgien plant freiwilligen Wehrdienst ab 2026.
Ablehnende Positionen
Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles lehnte Wiedereinführung strikt ab. Slowenien, die Slowakei, Albanien und Irland lehnen Wehrpflicht ebenfalls ab und bevorzugen Berufsarmeen.
Gleichstellung im Dienst
Dänemark erweiterte kürzlich die Wehrpflicht auf Frauen und ist neben Schweden das einzige EU-Land mit geschlechtsneutralen Systemen. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen betonte die Notwendigkeit mehr Bürger "die Waffen tragen können", da Frauen nur 13% der europäischen Streitkräfte ausmachen.
Zukunft europäischer Verteidigung
Die Wehrpflichtdebatte spiegelt grundlegende Fragen zum zivil-militärischen Verhältnis in der EU wider. Lösungen könnten Freiwilligenprogramme, Reserveerweiterungen und selektive Modelle kombinieren.