
Die Asylblockade durchbrechen
Die Europäische Kommission hat ein umfassendes neues Umsiedlungssystem für Flüchtlinge vorgeschlagen, das alle Mitgliedstaaten zur Teilnahme an verbindlichen Solidaritätsmaßnahmen verpflichtet. Der Plan, der während intensiver Verhandlungen in Brüssel vorgestellt wurde, sieht ein verbindliches Quotensystem vor, das Asylbewerber gleichmäßiger über den Block verteilen soll.
So funktioniert das neue System
Gemäß der vorgeschlagenen Asyl- und Migrationsmanagement-Verordnung (AMMR) haben Länder drei Möglichkeiten: umgesiedelte Flüchtlinge aufnehmen, finanzielle Beiträge von 20.000 € pro nicht aufgenommenem Flüchtling leisten oder operative Unterstützung durch Personalentsendung anbieten. Dies stellt eine deutliche Abkehr vom freiwilligen System dar, das Grenzländer wie Italien und Griechenland unverhältnismäßig belastete.
Der Vorschlag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die EU+-Länder allein im März 2025 67.000 Asylanträge erhielten, wobei Venezolaner laut EUAA-Daten Syrer als größte Antragstellergruppe ablösten. Deutschland, traditionell das wichtigste Aufnahmeland, wurde von Spanien, Italien und Frankreich bei den Antragszahlen überholt.
Politische Minenfelder
Osteuropäische Mitglieder äußerten sofort Widerstand gegen die verbindlichen Quoten. "Wir können diesen Eingriff in die nationale Souveränität nicht akzeptieren", erklärte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán während des Notgipfels. Bundeskanzlerin Deutschland erkannte die Notwendigkeit des Systems an, warnte jedoch: "Solidarität kann nicht bedeuten, dass ein einzelnes Land unbegrenzte Verantwortung trägt."
Das Timing ist entscheidend - mit über 1,3 Millionen anhängigen Asylverfahren in der EU+ und vorübergehendem Schutz für 4,4 Millionen Ukrainer stehen Aufnahmesysteme kurz vor dem Kollaps. Die Kommission strebt eine Umsetzung des neuen Systems bis Anfang 2026 an.