
Angesichts wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten, die für Unruhe an den Finanzmärkten sorgen, verlagern Ultrareiche ihr Gold immer häufiger ins Ausland. Bevorzugtes Ziel: Singapur. Hinter den streng gesicherten Türen des Lagerhauses The Reserve liegen Gold- und Silberbarren im Wert von 1,5 Milliarden Dollar.
Von Anfang des Jahres bis April erhielt das Edelmetalllager satte 88 Prozent mehr Aufträge für die Lagerung von Gold und Silber als im gleichen Zeitraum 2024, sagt Gründer Gregor Gregersen. Er betont, dass es einen klaren Trend gibt, physisches Metall in einer sicheren Jurisdiktion wie Singapur unterzubringen. Darüber hinaus kommen 90 Prozent der neuen Aufträge aus dem Ausland.
Aber warum gerade Singapur? 'Singapur wird als das Genf des Ostens angesehen', sagt Nicky Shiels von der Edelmetallraffinerie und Handelsfirma MKS Pamp. 'Es hat den Ruf einer sicheren Jurisdiktion mit relativer politischer und wirtschaftlicher Stabilität.'
Die Rolle Singapurs als wichtiger Transitknotenpunkt macht den Stadtstaat für Vermögende zu einem attraktiven und strategischen Standort für die Goldlagerung. 'Singapur ist ein Transitknotenpunkt, daher ist es logisch, dass es hier auch einen Goldtresor gibt', sagt Jeremy Savory, Gründer von Millionaire Migrant, einer in Dubai ansässigen Beratungsfirma, die vermögenden Privatpersonen staatsbürgerschaftsbezogene Dienstleistungen anbietet. Laut Savory kann man sein Gold nicht nur in Singapur lagern, sondern auch leicht wieder abholen. 'Und hier zieht die Schweiz den Kürzeren.'
Immer mehr Vermögende entscheiden sich für physische Goldbarren anstelle von schriftlichen Zertifikaten. Sie wollen damit ihre Exposition gegenüber Gegenpartei- und geopolitischen Risiken begrenzen, sagt Gregersen. Laut John Reade, Chefmarktstratege beim World Gold Council, gilt dies besonders für Menschen, die Zweifel an der Gesundheit des globalen Finanzsystems haben. Mangelndes Vertrauen in einige inländische Banken spielt dabei eine große Rolle.