Der EU-Erweiterungsbericht 2025 zeigt Montenegro und Albanien als Spitzenreiter mit Zielen für Mitgliedschaft 2026-2027, während Ukraine und Moldau trotz russischer Aggression Fortschritte machen. Serbien verlangsamt Reformen durch politische Polarisierung, Georgien und Türkei haben blockierte Prozesse.
EU-Erweiterung gewinnt an Momentum während geopolitischer Veränderungen
Der Erweiterungsbericht 2025 der Europäischen Kommission zeigt eine Union, die sich aktiv auf die bedeutendste Erweiterung seit Jahrzehnten vorbereitet, mit zehn Kandidatenländern in verschiedenen Phasen des Beitrittsprozesses. Die Bewertung kommt zu einem entscheidenden geopolitischen Zeitpunkt, wobei der russische Krieg gegen der Ukraine der EU-Erweiterungsstrategie neue Dringlichkeit verleiht. 'Ein vereinter Kontinent ist die stärkste Antwort auf diejenigen, die Europa spalten und destabilisieren wollen,' erklärte EU-Erweiterungskommissarin Marta Kos bei der Vorstellung des Berichts in Brüssel.
Spitzenreiter setzen ambitionierte Zeitpläne
Montenegro und Albanien zeigen sich als klare Spitzenreiter im Beitrittsrennen. Montenegro, das 2012 mit den Verhandlungen begann, strebt den Abschluss der Gespräche Ende 2026 an. Die Kommission lobte Podgoricas 'anhaltendes politisches Engagement' und greifbare Reformresultate, obwohl angemerkt wurde, dass demokratische Institutionen weiterhin anfällig für politische Krisen bleiben. Montenegro muss seine Bilanz bei Korruptionsverfolgungen auf hoher Ebene verbessern und die Justizeffizienz steigern, laut der offiziellen Bewertung.
Albanien, seit 2014 Kandidat, strebt 2027 für den Abschluss der Mitgliedschaft an. Der Bericht hebt bedeutende Fortschritte bei Justizreformen und der Bekämpfung organisierter Kriminalität hervor, betont aber, dass Implementierung und Konsolidierung demokratischer Systeme grundlegende Bedingungen bleiben. 'Wir müssen uns anstrengen, das Narrativ gegenüber der EU zu verändern,' räumte die serbische Parlamentspräsidentin Ana Brnabić ein und reflektierte über ähnliche Herausforderungen in der Region.
Ukraine und Moldau: Widerstandsfähigkeit während Konflikten
Ukraine und Moldau haben bemerkenswerte Fortschritte trotz beispielloser Herausforderungen durch russische Aggression erzielt. Die Ukraine muss Reformen beschleunigen, um ihr Ziel für 2028 zu erreichen, wobei die Kommission feststellte, dass das Land 'kontinuierlich bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und starkes Engagement für seinen europäischen Weg trotz der Eskalation des andauernden russischen Krieges gezeigt hat.' Der ungarische Premierminister Viktor Orbán blockiert jedoch weiterhin die Beitrittsgespräche der Ukraine, was ein bedeutendes Hindernis darstellt.
Moldau hat besondere Fortschritte gezeigt, wobei Kommissarin Kos erklärte, dass das Land 'die größten Fortschritte innerhalb eines Jahres aller Kandidaten erzielt hat.' Trotz russischer Destabilisierungsversuche und Energiesicherheitsbedrohungen hält Chișinău an seinem Ziel fest, die Verhandlungen Anfang 2028 abzuschließen.
Westlicher Balkan: Gemischte Fortschritte und politische Herausforderungen
Der Bericht zeigt ein gemischtes Bild im Westlichen Balkan. Die Umsetzung von Reformen in Serbien 'hat sich erheblich verlangsamt' durch zunehmende politische Polarisierung und jahrelange Proteste. Die Kommission kritisierte speziell das 'anti-EU-Narrativ, das nicht nur in serbischen Medien sichtbar ist, sondern auch von politischen Funktionären, einschließlich auf höchster Ebene, verwendet wird.'
Bosnien und Herzegowina zeigt Chancen für Beschleunigung trotz politischer Krisen, nachdem es seine Reformagenda eingereicht und Fortschritte bei der Angleichung der Gesetzgebung an EU-Standards erzielt hat. Nordmazedonien hält vollständige Übereinstimmung mit der EU-Außenpolitik aufrecht und bleibt in regionale Initiativen eingebunden, obwohl Verfassungsänderungen für weiteren Fortschritt notwendig bleiben.
Blockierte Prozesse und strategische Überlegungen
Georgien und die Türkei sehen sich mit praktisch eingefrorenen Beitrittsprozessen konfrontiert. 'Georgien hat derzeit keinen gangbaren Weg in die EU, es sei denn, die Bedingungen ändern sich drastisch,' erklärte Kommissarin Kos und verwies auf die Unterdrückung von Gegnern durch die Regierung und die Hinwendung zu Moskau. Die Türkei zeigt weiteren Rückfall bei Grundrechten und rechtsstaatlichen Normen.
Die Kommission betont, dass Erweiterung nicht länger optional ist, sondern eine strategische Notwendigkeit. Erstmals skizziert der Bericht die Notwendigkeit von 'stärkeren Garantien' in künftigen Beitrittsverträgen, um Rückfälle bei Verpflichtungen zu verhindern. Wie der polnische Außenminister Radosław Sikorski bemerkte, 'EU-Mitgliedschaft ist keine Verpflichtung, sondern eine freie Wahl, die von einem Land und seinen Bürgern getroffen wird.'
Die EU erwägt interne Reformen, um neue Mitglieder aufzunehmen, einschließlich möglicher Übergangsperioden und Stimmrechtsbeschränkungen für Neulinge. Dies spiegelt Lehren aus früheren Erweiterungen wider, wo Länder wie Ungarn das Funktionieren der Union behindert haben, während sie bei rechtsstaatlichen Verpflichtungen zurückfielen.
Der Weg nach vorn
Mit 2026 als 'Moment der Wahrheit für alle Kandidatenländer' identifiziert, wird das kommende Jahr entscheidend sein für die Bestimmung, welche Länder das Reformmomentum aufrechterhalten können. Der Erweiterungsprozess bleibt strikt leistungsbasiert, wobei einstimmige Zustimmung aller 27 aktuellen Mitgliedstaaten erforderlich ist, selbst nach Abschluss der Verhandlungen. Während sich die EU auf ihr nächstes Kapitel vorbereitet, war die strategische Notwendigkeit der Erweiterung als Antwort auf geopolitische Herausforderungen nie deutlicher.
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