EU-Kommission erwägt Verzögerung des Autopakets unter deutschem Druck
Die Europäische Kommission erwägt Berichten zufolge eine Verzögerung ihres entscheidenden Autoregulierungspakets, das die Umsetzungsdetails für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 enthält, so mehrere Quellen. Der Vorschlag, ursprünglich für die Veröffentlichung am 10. Dezember 2025 geplant, könnte nun auf Anfang Januar verschoben werden, während die Kommission Bedenken Deutschlands und anderer Mitgliedstaaten zu adressieren versucht.
Deutscher Druck für flexiblere Herangehensweise
Bundeskanzler Friedrich Merz führt eine Initiative an, um den EU-Ansatz zur 2035-Frist zu ändern. In einem Brief an die Kommission plädierte Merz dafür, 'hocheffiziente Verbrennungsmotoren' nach 2035 zuzulassen und forderte die fortgesetzte Zulassung von Hybridfahrzeugen neben vollelektrischen Autos. 'Wir wollen ein Autopaket schaffen, das umfassend sein wird,' sagte EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas gegenüber Handelsblatt. 'Wir sind offen für alle Technologien.'
Die deutsche Position spiegelt die Sorgen der größten Autoindustrie Europas wider, die etwa 20 % der EU-Autos produziert. Branchenführer haben gewarnt, dass ein strikter Stopp im Jahr 2035 die Wettbewerbsfähigkeit schädigen könnte, insbesondere gegenüber chinesischen Autoherstellern, die sich schnell auf dem europäischen Markt ausbreiten.
Balanceakt der Kommission
Kommissar Tzitzikostas deutete an, dass jegliche Verzögerung Wochen und nicht Monate betragen würde. 'Es könnte verschoben werden... und das aus gutem Grund,' erklärte er und betonte die Notwendigkeit einer umfassenden Regulierung, die mehrere technologische Wege berücksichtigt.
Die Kommission untersucht verschiedene Schlüsselelemente, darunter:
- Die Rolle sauberer Kraftstoffe wie fortschrittliche Biokraftstoffe und E-Fuels
- Potenzielle EU-Produktionsquoten für Elektrofahrzeuge
- Anreize für Unternehmensflotten, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen
- Geopolitische Erwägungen bezüglich der europäischen Wettbewerbsfähigkeit
Laut ESG News könnte die Kommission traditionelle Verbrennungsmotoren nach 2035 zulassen, wenn sie ausschließlich mit Zero-Emission- oder Low-Emission-Kraftstoffen betrieben werden.
Hintergrund: Der 2035-Ausstieg
Der EU-Ausstieg aus Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 ist ein Eckpfeiler des Fit for 55-Klimapakets der Union, das darauf abzielt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 zu reduzieren. Die Regulierung verbietet effektiv den Verkauf neuer Benzin- und Dieselautos ab 2035, wobei alle neuen Fahrzeuge Zero-Emission sein müssen.
Die Politik steht jedoch unter zunehmender Kritik, da praktische Herausforderungen auftauchen. Ein Reuters-Bericht hebt wachsende Bedenken hinsichtlich der Machbarkeit der 2035-Frist hervor, insbesondere in Bezug auf Ladeinfrastruktur, Batterielieferketten und Erschwinglichkeit für Verbraucher.
Reaktionen von Industrie und Umwelt
Die mögliche Verzögerung hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Umweltgruppen haben ihre Besorgnis geäußert, dass jede Abschwächung des 2035-Ziels die europäische Klimaführerschaft untergraben könnte. 'Dies stellt einen wichtigen Test für Europas Fähigkeit dar, Klimaambitionen mit industrieller Widerstandsfähigkeit in Einklang zu bringen,' bemerkte ein Branchenanalyst gegenüber ESG News.
In der Zwischenzeit haben Vertreter der Autoindustrie die Überprüfung durch die Kommission begrüßt. 'Wir brauchen eine breitere Technologiemischung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten,' argumentierte ein Sprecher deutscher Autohersteller, die besonders lautstark über die Notwendigkeit von Hybridtechnologien als Brückenlösung waren.
Die Kommission hat offiziell abgelehnt, sich zur möglichen Verzögerung zu äußern, und bemerkt, dass sie noch Beiträge von Mitgliedstaaten prüft, bevor sie über die nächsten Schritte entscheidet. Quellen deuten jedoch darauf hin, dass die 'Autopaket'-Gesetzgebung nun Anfang Januar statt Mitte Dezember erwartet wird.
Was folgt für die europäische Autopolitik?
Die bevorstehende Entscheidung wird erhebliche Auswirkungen auf die europäische Autoindustrie, Klimaziele und die weltweite Wahrnehmung der EU-Klimapolitik haben. Die Kommission steht vor der heiklen Aufgabe, ehrgeizige Klimaziele aufrechtzuerhalten, während wirtschaftliche Tragfähigkeit und soziale Gerechtigkeit im Übergang gewährleistet werden.
Wie Kommissar Tzitzikostas betonte, ist das Ziel, eine Regulierung zu schaffen, die die europäische Industrie unterstützt und gleichzeitig Klimaziele fördert. Das endgültige Paket wird voraussichtlich nicht nur Fahrzeugemissionen angehen, sondern auch breitere Themen wie Ladeinfrastruktur, Batterieproduktion und internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Die Verzögerung, obwohl möglicherweise frustrierend für einige Interessengruppen, spiegelt die Komplexität wider, einen der wichtigsten Industriesektoren Europas zu transformieren und gleichzeitig weltweite Führerschaft in der Autotechnologie zu bewahren.